Kölner Dombauhütte öffnet Türen zum Tag des offenen Denkmals

Ein Blick hinter die Kulissen

Ohne sie wäre der Kölner Dom wohl längst eine Ruine. Die Dombauhütte sichert seit Jahrzehnten den Erhalt der Kathedrale. Jetzt gibt es einen Blick hinter die Kulissen. Was es zu sehen gibt, verrät Dombaumeister Füssenich im Gespräch.

Autor/in:
Tobias Fricke
 © Harald Oppitz (KNA)
© Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: An diesem Samstag kann man den Männern und Frauen der Dombauhütte über die Schulter schauen. Warum beteiligt sich die Kölner Dombauhütte Jahr für Jahr am Tag des offenen Denkmals

Dombaumeister Peter Füssenich hoch über den Dächern des Kölner Doms. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Dombaumeister Peter Füssenich hoch über den Dächern des Kölner Doms. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Peter Füssenich (Dombaumeister): Dieser Tag ist für uns sehr wichtig. Zum einen, weil die Dombauhütte seit 2022 immaterielles Kulturerbe der UNESCO ist und auch zum Denkmal Kölner Dom gehört. Insofern sind wir auch eine kleine Denkmal-Institution. Zum anderen ist es uns wichtig zu zeigen, welche Fähigkeiten wir haben, was wir alles für den Dom tun, wie wir ihn erhalten und an die nächsten Generationen weitergeben. Das wollen wir an diesem Tag erklären.

DOMRADIO.DE: Was bekommen die Besucherinnen und Besucher denn gezeigt, wenn sie dann in die Werkstätten kommen? 

Füssenich: Eine ganze Menge. Sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kölner Dombauhütte sind im Einsatz. Insgesamt hat die Dombauhütte 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle Gewerke, die man sich vorstellen kann, sind dabei: Steinmetze, Bildhauer, Steinsetzer, Gerüstbauer, Schreiner, Schmiede, Dachdecker und selbstverständlich auch unser Elektriker, außerdem die Steinrestauratoren, die Glasmaler, Kunstglaser und Glasrestauratorinnen. Alle zeigen, was wir können. 

DOMRADIO.DE: In diesem Jahr ist auch wieder das Baptisterium, die historische Taufstelle unweit des Kölner Domes geöffnet. Was macht diesen Ort so besonders?

Füssenich: Das Baptisterium war über viele Jahrzehnte in Köln ein eher vergessener Ort, bis ins Jahr 2015, als der neue Domsockel an der Ostseite des Domes gestaltet wurde. 

In Zusammenarbeit mit der Stadt Köln haben wir damals einen sehr würdigen Vorraum für dieses Baptisterium geschaffen, den ehemaligen Tauf-Ort aus dem 6. Jahrhundert. Auch das Baptisterium wird am Samstag geöffnet sein. Unsere Archäologin wird vor Ort sein und erklären, was es damit auf sich hat und warum dieser älteste Tauf-Ort Kölns von so großer Bedeutung ist. Er wurde nämlich erst 1866 bei Grabungen an dieser Stelle wiederentdeckt. 

Peter Füssenisch

" Der Tag des offenen Denkmals ist eine gute Gelegenheit, diesen Raum einmal zu betreten, was sonst nicht immer möglich ist."

DOMRADIO.DE: War er also jahrelang verborgen und eher in einem unwürdigen Zustand?

Füssenich: Ja, das war tatsächlich so. Vor der Neugestaltung dieses Ortes ging man dort nicht gerne hin. Die Kölnerinnen und Kölner hatten diesen Ort ein wenig aus dem Blick verloren und auch seine Besonderheit.  Viele Stadtführerinnen und Stadtführer tragen heute jedoch dazu bei, dass er wieder mehr ins Bewusstsein rückt. Der Tag des offenen Denkmals ist eine gute Gelegenheit, diesen Raum einmal zu betreten, was sonst nicht immer möglich ist. 

DOMRADIO.DE: Sie haben einmal gesagt, dass niemand, der heute lebt, den Dom jemals ohne Gerüst sehen wird. Er ist wohl eine Baustelle für die Ewigkeit, spiegelt sich das morgen auch wieder? 

Blick auf den Kölner Dom im Sommer / © shutterstock/trabantos (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom im Sommer / © shutterstock/trabantos ( shutterstock )

Füssenich: Ganz gewiss! Morgen zeigen wir, was alles notwendig ist, um den Dom für die nächsten Generationen zu erhalten, welche handwerklichen Fähigkeiten und Techniken erforderlich sind. Im Hof der Dombauhütte können Gäste sehen, wie Gerüste gebaut werden, wie an der Dachdecke gearbeitet wird und wie zum Beispiel die großen, schweren Steine, die Werkstücke, in die höchsten Hüllen gehoben werden. 

DOMRADIO.DE: Kann man da auch mit anpacken? 

Füssenich: Ja, vor allem für Kinder ist das ein sehr interessanter Tag. Sie können ihre zukünftigen beruflichen Fähigkeiten ausprobieren. Wir werden etwas organisieren, wo die Kinder sich ausprobieren können, sei es im Steinmetzhandwerk oder im Bildhauerhandwerk. Und unser Elektriker hat sich etwas ganz Besonderes überlegt. Einen heißen Draht in Domform, wie man ihn vielleicht noch von früher kennt. Es piept, wenn man mit einer Schlaufe den Draht berührt. Und wir schauen, ob es dafür auch ein paar Preise gibt. 

DOMRADIO.DE: Also kann man sich dort anschauen, was man später einmal werden möchte, ist es dann quasi wie eine kleine Jobmesse?

Füssenich: Absolut, dafür machen wir auch Werbung. Eine Ausbildung in der Dombauhütte ist sehr wichtig, um unsere Fähigkeiten an junge Menschen weiterzugeben. Das ist uns ein großes Anliegen. Wir suchen auch ganz aktuell. Wir haben einen Ausbildungsplatz zu vergeben als Gerüstbauer. Also wer da aktuell interessiert ist, gerne bei uns melden. 

Das Interview führte Tobias Fricke.

Ausblick auf 2025 am Kölner Dom

Die Verantwortlichen des Kölner Doms stellen sich auf geringere Zuschüsse aus der Kirchensteuer für die Kathedrale ein. In einem ersten Schritt habe das Domkapitel Maßnahmen eingeleitet, um mit 400.000 Euro weniger auszukommen, erläuterte Dompropst Guido Assmann vor Journalisten. So seien im Sommer vergangenen Jahres die Eintritte für Turmbesteigung und Schatzkammer um einen Euro erhöht worden. In den Morgenstunden gebe es keinen Zugang mehr zur Kathedrale über das Hauptportal, sondern nur über einen Seiteneingang.

Blick auf den Kölner Dom / © Elen Marlen (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Elen Marlen ( shutterstock )
Quelle:
DR

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