Im Zentrum der Predigt von Domkapitular Markus Hofmann stand die Grundfrage christlicher Jüngerschaft: Welche Priorität hat Christus in meinem Leben? Hofmann machte deutlich, dass Jesu Worte zwar anspruchsvoll klingen, aber auf ein geordnetes Herz zielen: Wer Christus an die erste Stelle setzt, ordne alles Übrige richtig ein und gewinne Orientierung für Entscheidungen und den eigenen Einsatz.
Ausgehend vom Evangelium betonte Hofmann, dass Jesu Anspruch allen gilt, nicht nur einer "frommen Elite". Jesus rede offen und ehrlich über die Kosten der Nachfolge, "ohne verdeckten Haken." Überforderung sei nicht das Ziel seines Anspruchs, vielmehr gehe es um einen klaren Maßstab: "Es geht ihm darum, dass wir die Prioritäten in unserem Leben richtig setzen."
Beziehungen im Leben
Anschaulich erklärte Hofmann dies mit dem Bild der Ehe. Eine einzigartige Bindung zwischen zwei Menschen entwerte andere Beziehungen nicht, sondern ordne sie. Übertragen auf den Glauben heißt das: Nichts darf über Christus stehen, weder in der Ehe noch in der Ehelosigkeit. Wer ihn an die erste Stelle setzt, baut sein Leben auf tragfähigen Grund.
Ein anderes Beispiel war der Sport. "Sport ist eine prima Sache", dürfe aber nicht zur "Religion" werden, meint Hofmann. "Auf die Begeisterung für einen Fußballverein kann ich vernünftigerweise nicht mein ganzen Lebens bauen." Auch eine Fronleichnamsprozession, bei der das Allerheiligste vergessen wurde, illustrierte, was passiert, wenn das Drumherum wichtiger werde als der Inhalt.
Als Zeugen gelebter Christusfreundschaft nannte Hofmann beispielsweise die Apostel, den heiligen Franziskus, die heilige Edith Stein sowie die beiden jungen Italiener Carlo Acutis und Pier Giorgio Frassati, "die in dieser Stunde in Rom heilig gesprochen werden". Ihr gemeinsames Zeugnis laute: "Kein Gut, kein Wert reicht an die Freundschaft mit Jesus Christus heran." Hofmann schloss mit der Bitte: "Bitten wir Jesus, dass er uns seine Freundschaft erfahren lässt", damit unser Leben nicht zur "Ruine", sondern zur von Liebe und Freude erfüllten Antwort in Gottes Händen wird.
Gottesdienst
DOMRADIO.DE übertrug das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Markus Hofmann. Der Gottesdienst wurde teilweise in lateinischer Sprache gefeiert.
Die musikalische Gestaltung übernahmen Sängerinnen des Mädchenchores am Kölner Dom und Männerstimmen des Kölner Domchores unter der Leitung von Cécilia Bazile und Simon Schuttemeier. An der Orgel war Domorganist Winfried Bönig. In der Messe erklangen Werke u. a. von Ola Gjeilo und Christian Matthias Heiß.
Im Sonntagsevangelium, das im Wortgottesdienst verlesen wird, spricht Jesus im Lukasevangelium darüber, wer sein Jünger werden kann und wer nicht.
Evangelium zum 23. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C): Lukas 14,25-33
In jener Zeit begleiteten viele Menschen Jesus; da wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein. Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. Ebenso kann einer von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet. (Lk 14,25-33)
Auslegung zum Sonntagsevangelium von Ambrosius von Mailand
Wenn der Herr deinetwegen seiner Mutter entsagt, indem er spricht: "Wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder?", warum solltest du dann nach etwas anderem verlangen als dein Herr? Aber der Herr befiehlt weder, die Natur zu missachten, noch gegen sie zu wüten, sondern ihr so nachzugeben, dass man dabei den Schöpfer verehrt und dass man nicht aus Liebe zu den Eltern von Gott ablässt.
Ambrosius von Mailand (Bischof, Kirchenlehrer, 339–397), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 698, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012