Japanische Universität entschuldigt sich beim Kölner Dom

Wasserspeier als Zeichen des Respekts

Aus dem Fehltritt zweier japanischer Studentinnen ist eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen der Kanagawa-Universität in Yokohama und dem Kölner Dom erwachsen. Das Weltkulturerbe ist jetzt um einen neuen Wasserspeier reicher.

Autor/in:
Alexander Foxius
 © Marcus Laufenberg (Kölner Dom)

Die Kanagawa-Universität in Yokohama hat dem Kölner Dom als Zeichen des Respekts am Donnerstag einen neuen Wasserspeier übergeben. Der Wasserspeier hängt nun am südlichen Querhaus des Kölner Doms und reiht sich in die jahrhundertealte Architektur des Weltkulturerbes ein. Er ist die Rekonstruktion eines Wasserspeiers, der im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war.

 © Alexander Foxius (DR)
© Alexander Foxius ( DR )

Die Bildhauerin Uta Tröger hat das 700 Kilogramm schwere Werk aus Basaltlava geschaffen. "Wir sind dankbar für die große Wertschätzung, die der Kölner Dom in Japan erfährt. Die Unterstützung der Universität trägt wesentlich zum Erhalt des UNESCO-Welterbes bei und zeigt, wie bedeutend internationaler Kulturaustausch und gemeinsame Verantwortung für unser kulturelles Erbe sind", betonte Dombaumeister Peter Füssenich.

Aus Fehltritt wuchs Band zwischen Köln und Yokohama 

Die außergewöhnliche Verbindung zwischen Köln und Yokohama hat ihre Wurzeln in einem Vorfall im Sommer 2016: Zwei Studentinnen der Kanagawa-Universität hatten im Bereich der Turmbesteigung ein Graffito am Kölner Dom hinterlassen. Das ist ein inzwischen fast alltäglicher, wenn auch für viele, ärgerlicher Anblick. In Japan ist so etwas ein schwerwiegendes Vergehen, das die Verantwortlichen der Universität beschämte.

Auch Dombaumeister Füssenich möchte sich nicht daran gewöhnen, dass Graffiti am Kölner Dom auftauchen: "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind täglich damit beschäftigt, solche Spuren zu entfernen." 

Der Vorfall von 2016 hatte besondere Folgen: Nicht die Studentinnen allein, sondern die gesamte Universität stellte sich der Verantwortung. Präsident, Dozenten und Vertreter reisten an und baten persönlich um Entschuldigung. Füssenich erinnert sich: "Sie sagten, dass es ihnen leidtäte, dass sie ihren jungen Menschen nicht den notwendigen Respekt beigebracht hätten. Das ist eine Haltung, die uns zutiefst beeindruckt hat - von der wir uns auch hierzulande eine Scheibe abschneiden können."

Ein Geschenk mit Symbolkraft

Aus dieser Geste der Achtsamkeit entwickelte sich etwas Dauerhaftes. Die Universität spendete 2017 rund 10.000 Euro für den Dom, woraus nun die Rekonstruktion eines kriegszerstörten Wasserspeiers möglich wurde. Er blickt von seiner Position in 20 Metern Höhe nicht nur auf das südliche Querhaus, sondern - wie Füssenich es formuliert – "in die Dombauhütte hinein, wo er die Arbeit an unserem Dom wohl noch viele Jahrhunderte beobachten wird".

 © Alexander Foxius (DR)
© Alexander Foxius ( DR )

Zugleich ist eine lebendige Partnerschaft entstanden: Zwischen der Kanagawa-Universität und der Technischen Hochschule Köln gibt es inzwischen einen regelmäßigen Austausch, besonders im Bereich der Architektur. Studierende begegnen sich semesterweise, lernen voneinander und tragen so den Geist des gegenseitigen Respekts weiter. Vermittelt wurde dieser Austausch von Dombaumeister Füssenich. 

Für Füssenich ist die Botschaft klar: "Aus etwas vermeintlich Schlechtem ist etwas Wunderbares und Gutes entstanden. Diese Haltung, Verantwortung zu übernehmen und daraus etwas Positives wachsen zu lassen, ist ein Beispiel dafür, wie wir einander begegnen sollten. Wenn wir das Vorbild leben und junge Menschen dazu ermutigen, danach zu handeln, wird die Welt ein Stück besser."

Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!