Im sonntäglichen Kapitelsamt im Kölner Dom nahm Domkapitular Meiering das Sonntagsevangelium zum Anlass, über die Herausforderung des Glaubens nachzudenken. Die Worte Jesu, wonach viele versuchen werden, durch die enge Tür zu gelangen, es aber nicht schaffen, nannte er ein "Ärgernis". Diese Aussage widerspreche dem menschlichen Empfinden, so Meiering. Viele seien überzeugt, schon durch ihre äußere Nähe zu Kirche und Glauben auf der sicheren Seite zu stehen: "Ich habe doch auf das gehört, was er gelehrt hat. Jedenfalls mühe ich mich nach allen Kräften, ein guter Christ zu sein. Und da wird einem jetzt das Tor vor der Nase zugeschlagen?"
Der Domkapitular stellte klar, dass es nicht genüge, äußerlich dabei zu sein. Entscheidend sei, ob das Evangelium das eigene Leben wirklich präge. "Wir waren zwar da, aber wir waren nicht da", fasste Meiering zusammen. Es gehe darum, sich Christus ganz hinzugeben – wie Abraham, Isaak oder Jakob, die ihren Glauben als Wagnis lebten und nicht im bequemen Dasein verharrten.
Keine Drohung, sondern Einladung
Die Mahnung Jesu, sich abzumühen, sei deshalb keine Drohung, sondern Einladung: "Jesus will nicht aussortieren, sondern er lädt uns ein, wachsam und entschieden zu leben." Dazu gehöre, Umkehr zuzulassen und den eigenen Glauben nicht auf Komfort und Routine zu reduzieren.
In einer Gesellschaft, die von Oberflächlichkeit und medialem Lärm geprägt sei, gewinne Jesu Bild von der engen Tür neue Bedeutung: "Gerade in einer Welt, in der der Schein zählt, womit schreiende Wortmeldungen und Pop-ups und Fake News Aufmerksamkeit erzeugt wird, ist diese Botschaft Jesu eine radikale Aufforderung zur Umkehr." Wahre Veränderung beginne nicht laut und öffentlich, sondern "leise, persönlich, ohne Likes".
Glaube "ehrlich, gerecht und beziehungsstark"
Damit rief Meiering die Gläubigen zu einem Glauben auf, der nicht in bloßer Selbstdarstellung aufgehe, sondern "ehrlich, gerecht und beziehungsstark" gelebt werde. "Lasst uns heute Entscheidungen treffen, die das Morgen formen", so sein abschließender Appell.
DOMRADIO.DE übertrug am 21. Sonntag im Jahreskreis um 10 Uhr das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Dominik Meiering. Es sangen die Männerstimmen des Kölner Domchores unter der Leitung von Eberhard Metternich. Im Gottesdienst erklang die Missa in B op. 172 von Josef Gabriel Rheinberger, einem der bekanntesten Komponisten des 19. Jahrhunderts, der in München lebte und wirkte. Die Orgel spielte Winfried Bönig. Zur Kommunion improvisierte Ulrich Menke auf der Violine.
Evangelium am 21. Sonntag im Jahreskreis (C): Lukas 13,22-30
In jener Zeit zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.
Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht, an die Tür klopft und ruft: Herr, mach uns auf!, dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird euch erwidern: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Ísaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid.
Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein. (Lk 13,22-30)