DOMRADIO.DE: 777 Jahre Kölner Dom, das waren bewegende Momente am Freitag. Was war für Sie der schönste Moment am Jahrestag?
Prof. Barbara Schock-Werner (Präsidentin des Zentral-Dombau-Vereins zu Köln und vormalige Dombaumeisterin): Die gesamte Stimmung im Dom, das erlebt man so sonst nicht. Die FC-Andachten waren immer emotional geladen, aber das war 777 Jahre Dom, 77 Jahre FC, 55 Jahre Bläck Fööss und es war die 11. Andacht. Kölscher geht es nicht.
Mit der Stimmung und den neuen Liedern war es einfach toll. Außerdem hat der Stadionsprecher die Fürbitten vorgelesen. Dabei bat er um die Weisheit der Schiedsrichter. Der Beifall, der da gespendet wurde, ist einmalig gewesen.
DOMRADIO.DE: Es gab zu diesem Anlass ein neues Trikot des 1. FC. Das ist schwarz und gold mit dem Dom drauf. Haben Sie auch eins?
Schock-Werner: Ja, ich hatte es sogar an. Es gibt ein Trikot und einen Schal. Auf dem steht auf der einen Seite "15. August 1248" und "2025". Auf der anderen Seite steht 1. FC Köln. Das ist jetzt der neue Schal. Darum wird man sehr beneidet.
DOMRADIO.DE: Ein gutes Omen war es auf jeden Fall.
Schock-Werner: Ja, denn erstens hat der 1. FC aus dem Erlös dieser Trikots, dem Zentral-Dombau-Verein, 77.777 Euro und 77 Cent gespendet und schon von Freitag bis Montagmorgen sind bereits 150 neue Mitglieder dem Dombau-Verein beigetreten.
Denn Domdechant Robert Kleine hatte alle Besucher aufgefordert, Mitglied im Dombau-Verein zu werden. Er hat gesagt, wenn sie das alle tun, dann hüpft die Präsidentin nächste Woche über die Domplatte.
Dann wurde ich gefragt, ab wann ich hüpfe. Ich habe gesagt, wenn wir in den nächsten vier Wochen 1.000 neue Mitglieder haben, dann hüpfe ich zusammen mit Dombaumeister Peter Füssenich über die Domplatte.
DOMRADIO.DE: Haben Sie denn schon eine Idee, wofür diese 77.777,77 Euro konkret verwendet werden?
Schock-Werner: Das ist eine Menge Geld. Wir werden uns mit Peter Füssenich und Albert Distelrath, dem stellvertretenden Dombaumeister, überlegen, ob wir bei einer anstehenden Restaurierungsmaßnahme etwas einfügen können, das an diese Spende erinnert. Vielleicht einen Ball in einem neu zu schaffenden Kapitel.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet das Domjubiläum für die Stadt Köln, für die Architekturgeschichte und für Sie persönlich?
Schock-Werner: 777 Jahre sind toll, vor allem für diesen Chor, der ein ganz besonderes Bauteil innerhalb des Gesamten ist. Was mich immer wieder fasziniert, ist, mit welcher Präzision die Erfindung von Meister Gerhard umgesetzt ist. Die Pfeiler sind beispielsweise oval, damit die nicht so breit erscheinen. Auch die sieben Kapellen weichen untereinander weniger als einen Zentimeter ab.
Eine Präzision und eine Erfindungsgabe, die einmalig sind. Ich glaube, moderne Architekten in Köln würden sich freuen, wenn ihre Pläne auch nur mit annähernder Genauigkeit umgesetzt werden. Das ist schon ein ganz besonderes Bauwerk, dessen Jubiläum jetzt gefeiert wird.
DOMRADIO.DE: Die Kölnerinnen und Kölner können sich mit ihrer Kathedrale besonders stark identifizieren. Können sie sich das erklären? Woran liegt das?
Schock-Werner: Das ist mir auch nicht ganz klar. Ich bin von Haus aus keine Kölnerin, aber als ich hierher kam, hat mich das von Anfang an und bis heute fasziniert: diese Liebe der Kölner zu dieser Kirche.
Das ist völlig einmalig. Die Wiener finden den Stephansdom auch toll, aber es hat nicht dieses Emotionale. Das ist unser Dom und das ist das Tolle an Köln.
Das Interview führte Elena Hong.