Vatikan fordert Anerkennung des Staates Palästina

"Seite an Seite in Sicherheit leben"

Mit seiner Ankündigung, Palästina als Staat anzuerkennen, hat Frankreichs Präsident Macron für Debatten gesorgt. Der Vatikan ist diesen Schritt schon 2015 gegangen. Sein Chefdiplomat schwört auf die Zwei-Staaten-Lösung.

Vertriebene Palästinenser, die ihre Habseligkeiten tragen, entfernen sich von den Gebieten, in denen die israelische Armee nach Israels erneuter Offensive im Gazastreifen operiert / © Abdel Kareem Hana/AP (dpa)
Vertriebene Palästinenser, die ihre Habseligkeiten tragen, entfernen sich von den Gebieten, in denen die israelische Armee nach Israels erneuter Offensive im Gazastreifen operiert / © Abdel Kareem Hana/AP ( dpa )

Der Chefdiplomat des Papstes begrüßt die Ankündigung von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, den Staat Palästina anzuerkennen. 

Pietro Parolin / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Pietro Parolin / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der Vatikan sei diesen Schritt bereits 2015 gegangen, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin laut der Tageszeitung "La Repubblica" (Montag) vor Journalisten in Rom. "Für uns ist das die Lösung. Die Anerkennung zweier Staaten, die Seite an Seite, autonom, aber auch in Zusammenarbeit und Sicherheit leben."

"Der einzig gangbare Weg"

Auch die anderen G7-Staaten und die Europäische Union sollten dem folgen. Unverständnis äußerte Parolin über die Einschätzung von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die Anerkennung sei "verfrüht". Für ihn sei eine Zwei-Staaten-Lösung der einzig gangbare Weg, so der Kardinal.

Blick auf eine jüdische Siedlung auf einem Hügel im Westjordanland nahe Bethlehem, palästinensisches Gebiet / © Julius Bramanto (shutterstock)
Blick auf eine jüdische Siedlung auf einem Hügel im Westjordanland nahe Bethlehem, palästinensisches Gebiet / © Julius Bramanto ( shutterstock )

"Natürlich wird dies zunehmend schwieriger, auch aufgrund der Situation, die sich im Westjordanland entwickelt hat und weiter entwickelt, insbesondere in den letzten Monaten aufgrund der israelischen Siedlungen", räumte Parolin ein. 

"Dies spricht aus praktischer Sicht nicht für die Gründung eines Staates Palästina." Zu einer in New York von Frankreich und Saudi-Arabien organisierten Konferenz zu Bedingungen der Umsetzung sagte er: "Hoffen wir, dass sie Früchte trägt."

Hunger als neue Waffe

Ebenso äußerte er die Hoffnung, dass Israel mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangen lasse, denn die Lage dort sei "unhaltbar". Viele internationale Organisationen berichteten, dass Hunger und Nahrungsmittelknappheit eine neue Waffe seien, beklagte der Kardinalstaatssekretär.

Mit Blick auf den Angriff der israelischen Armee auf die einzige katholische Kirche im Gazastreifen am 17. Juli mit Toten und Verletzten, den Israel als Versehen bezeichnete, sagte Parolin, er habe keine Anhaltspunkte, die eine andere Einschätzung zulassen würden. 

"Wir waren nicht in der Lage, eine unabhängige Untersuchung unter unserer Leitung oder anderer unabhängiger Stellen durchzuführen, daher betrachten wir die von der israelischen Armee und der israelischen Regierung vorgelegten Ergebnisse als gültig."

Er mahnte zur Vorsicht, "denn es besteht der Eindruck, dass sich diese Fehler immer wieder wiederholen", sagte der Kardinal. 

"Deshalb müssen wir besonders wachsam sein, um zu verhindern, dass Gotteshäuser und humanitäre Einrichtungen erneut angegriffen werden." Israel rief er dazu auf, sicherzustellen, dass sich diese Fehler nicht wiederholen. "Ich glaube, wenn wir wollen, können wir einen Weg finden." 

Kardinalstaatssekretär

Der Kardinalstaatssekretär, amtlich Staatssekretär Seiner Heiligkeit, steht dem Staatssekretariat des Heiligen Stuhls vor, welches das wichtigste Dikasterium der römischen Kurie ist und darum grundsätzlich auch von einem Kardinal geleitet wird, weshalb sich auch die Bezeichnung Kardinalstaatssekretär im Deutschen durchgesetzt hat. Falls das Amt des Kardinalstaatssekretärs vakant wird, wird gelegentlich auch (vorübergehend) ein Pro-Staatssekretär (der noch kein Kardinal ist) vom Papst ernannt.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einem Symposium am 30. Juni 2021 in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin. / © Grodon Welters (KNA)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einem Symposium am 30. Juni 2021 in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin. / © Grodon Welters ( KNA )
Quelle:
KNA