Köln erlebt ein beispielloses Anna-Lapwood-Fieber

"Schon bald die tolle Domorgel wieder spielen"

Eine buchstäblich kilometerlange Schlange, Polizeieinsatz und ein spontanes Zusatzkonzert aufgrund der vielen Fans: Köln und der Kölner Dom waren in dieser Woche im absoluten Orgel-Fieber. Gibt es eine Fortsetzung?

Autor/in:
Mathias Peter
Vor ihrem denkwürdigen Auftritt im Kölner Dom am 15. Juli 2025 besuchte Anna Lapwood DOMRADIO.DE, rechts Redakteur Mathias Peter. / © Johannes Schroer (DR)
Vor ihrem denkwürdigen Auftritt im Kölner Dom am 15. Juli 2025 besuchte Anna Lapwood DOMRADIO.DE, rechts Redakteur Mathias Peter. / © Johannes Schroer ( DR )

Am Ende waren doch alle auch ein wenig zerknirscht. Auf der Instagram-Seite des Kölner Domes entschuldigten sich die Verantwortlichen dafür, dass trotz des Zusatzkonzertes am gleichen Abend nicht alle Anna-Lapwood-Fans in den Dom kommen konnten. 

Auch die britische Star-Organistin Anna Lapwood meldete sich zu Wort und drückte ihr tiefes Bedauern aus, dass einige tausend Fans sie nicht im gotischen Gotteshaus hören konnten. Sie überlege noch, wie sie das wieder gut machen könne, schrieb sie. "Ich hoffe, dass ich schon bald die tolle Domorgel wieder spielen kann." Konkreter wurde die knapp 30-Jährige nicht, aber angesichts des großen Erfolges erscheint es nicht abwegig, dass die britische Organistin eventuell innerhalb der nächsten beiden Jahre nochmal den Weg in die Domstadt findet – zu begeistert waren die Fans und auch Anna Lapwood selbst vom Kölner Dom und vor allem von den klanglichen Möglichkeiten der Domorgel. 

Denn auch wenn es via sozialen Netzwerken Klagen darüber gab, dass die Veranstalter offenkundig den Andrang der Fans unterschätzt hatten, überwiegen deutlich die positiven Reaktionen derjenigen, die es in den Dom geschafft hatten. "Drei Stunden angestanden, das war es wert", schrieb beispielsweise ein User auf Threads, zudem gibt es zahllose Kurzvideos mit Impressionen aus dem Dom, die die einmalige Atmosphäre während der zwei Konzerte zeigen. Die packte Anna Lapwood zahlreich in ihre "Story" auf ihrem Instagram-Account, um so ihre Verbundenheit mit den Fans zu zeigen. "Leute, ich habe keine Worte mehr", schrieb sie überwältig. "Ihr habt mein Leben verändert!"

Einige Stunden vor ihrem Auftritt war Anna Lapwood im Domradio gewesen und hatte über ihre Faszination für das Instrument Orgel und Filmmusik gesprochen: "Für mich ist das die Musik, die mich am glücklichsten macht, wenn ich spiele. Es ist die Musik, die mir das Gefühl gibt, zu fliegen, wenn ich spiele." Akribisch richtet sie die Filmmusik und andere orchestrale Musik für die Orgel ein, passt die Registrierung an die jeweilige Orgel und den Kirchenraum an. Mit den klanglichen Möglichkeiten der großen Domorgel und dem speziellen Raum des Kölner Domes war sie hochzufrieden: "Bei der Musik, die ich spiele, also Transkriptionen von Orchestermusik und Filmmusik, muss man die meiste Zeit bei fast jeder Orgel Kompromisse machen, man muss versuchen, es so gut wie möglich auf der jeweiligen Orgel zu spielen. Aber hier in Köln habe ich festgestellt, dass ich keine Kompromisse eingehen muss. Ich kann genau den Klang erzeugen, den ich mir erhofft habe."

Ihre Videos, wie sie sich nachts im Kölner Dom auf ihr Konzert vorbereitet, gehen schnell viral. Dabei ist ihr wichtig, dass nicht sie, sondern die Musik und der Kirchenraum im Zentrum stehen. Als Social-Media-Influencerin betrachtet sie sich nämlich nicht: "Ich sehe mich als Organistin, die in den sozialen Medien postet. Ich mache alle meine Posts selbst." Dazu passt, dass Anna Lapwood eine perfekt ausgebildete Musikerin ist. 

Sie studierte Musik am Magdalen College in Oxford. Als erste Frau in der Geschichte des Colleges erhielt sie dort ein Orgelstipendium. Von 2016 bis 2025 war sie Director of Music des Pembroke College in Cambridge. Sie ist residierende Organistin der berühmten Royal Albert Hall in London, Preisträgerin des Echo-Klassik. 

Anna Lapwood besuchte vor ihrem Konzert in Köln das Domradio. / © Mathias Peter (DR)
Anna Lapwood besuchte vor ihrem Konzert in Köln das Domradio. / © Mathias Peter ( DR )

Dass sie als bekannteste britische Organistin gilt, liegt natürlich auch an ihrer Social Media-Präsenz. Rund eine Million Follower hat sie je auf TikTok und Instagram. Durch ihre Arrangements von Filmmusik und anderer orchestraler Musik begeistert sie seit Jahren ihre Fans, spricht so auch kirchenferne oder sogar atheistische Menschen an. 

Dabei ist sie sich klar, dass es auch heikel sein kann, Filmmusik auf einer Kirchenorgel zu spielen: "Ich denke, die Musik, die ich spiele, ist niemals blasphemisch, das ist mir sehr wichtig. Ich sehe es als eine wirklich gute Gelegenheit, Menschen in diesem Kirchenraum willkommen zu heißen, in den sie sonst nicht gehen würden." Der schon Jahre andauernde Erfolg gibt ihr Recht, ihre Followerzahlen steigen und steigen – und die Menschen strömen in ihre Konzerte – wie eben zuletzt in Köln. 

Mindestens eine Lehre zieht sie aus dem Massenansturm in Köln, wie sie schreibt: "Ich werde in Zukunft sicherstellen, dass bei meinen Konzerten ein Ticket-System verwendet wird." Denn sehr wahrscheinlich war das der Knackpunkt gewesen, dass aufgrund fehlender Eintrittskarten niemand absehen konnte, dass tausende Fans Anna Lapwood im besonderen Raum des Kölner Domes hören wollten – und das sogar kostenlos. 

Auch der Kölner Dom äußerte sich ähnlich auf seiner Instagram-Seite: "Wir werden von diesem Abend lernen", versprachen die Verantwortlichen. Den zahllosen Fans wäre ein weiteres, möglichst zeitnahes Domkonzert sicher ein willkommener Anlass, diesen Lerneffekt zu erleben – natürlich mit Anna Lapwood an der Domorgel. 

Hinweis der Redaktion: Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen am Sonntagabend ab 20 Uhr in der Sendung Musica Orgel-Aufnahmen von Anna Lapwood, dazu wird das komplette Interview mit der britischen Organistin ausgestrahlt. 

Quelle:
DR

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