Das Erzbistum Köln will neue Schwerpunkte in der Seelsorge setzen, um seine finanziellen Ressourcen besser zu nutzen. "Nicht die Frage nach dem Systemerhalt als Selbstzweck leitet uns bei zukünftigen Entscheidungen, sondern wie wir heute das Evangelium kraftvoll und wirksam verkünden können", sagte Generalvikar Guido Assmann in einer Mitteilung des Erzbistums Köln vom Freitag.
Als Ergebnis des Prozesses der sogenannten Pastoralen Schwerpunktsetzung formulierte die Erzdiözese fünf seelsorgliche Hauptfelder. Neben Caritas und diakonischer Pastoral sowie der Seelsorge für Jugendliche, Ehepaare und Familien soll auch der Einsatz des Erzbistums für Bildung in den Bereichen Kita, Schule und Hochschule gestärkt werden. Weiter werden die Qualifizierung und Begleitung ehrenamtlich Engagierter und Hauptberuflicher sowie der Einsatz für die Weltkirche und Katholiken anderer Muttersprachen wichtige Schwerpunkte sein.
In den vergangenen anderthalb Jahren seien im Prozess der Pastoralen Schwerpunktsetzung alle pastoralen Handlungsfelder im Erzbistum auf ihre Wirksamkeit im Sinn der geistlichen Vision des Erzbistums überprüft worden. Im März hatte Kardinal Rainer Maria Woelki eine spirituelle Orientierung für die Erzdiözese Köln vorgelegt, in der er sich für die Stärkung der Evangelisierung und mehr Erfahrungsorte des Glaubens aussprach.
Die Pastorale Schwerpunktsetzung wurde von der Erzbischöflichen Beratungskonferenz durchgeführt, der unter anderem die Kölner Weihbischöfe, Generalvikar Assmann, Amtsleiter Frank Hüppelshäuser und Ökonom Gordon Sobbeck angehören. Die Beratungen des Gremiums wurden nach Angaben des Erzbistums als synodaler Prozess gestaltet. Gebet, Stille, Unterscheidung der Geister und gegenseitiges Anhören hätten dabei eine große Rolle gespielt.
"Ich bin froh, dass wir mit den Pastoralen Schwerpunkten die Weichen gestellt haben, um auch in Zukunft wirksam und nachhaltig dort handeln zu können, wo wir gebraucht werden", sagte Kardinal Woelki über die neue pastorale Ausrichtung des Erzbistums. "Wir wollen als Kirche einladend, dienend und missionarisch sein – für alle Menschen."
Die Pastoralen Schwerpunkte würden nicht pauschal gefördert, sondern wie alle anderen Handlungsfelder anhand der geistlichen Vision und den strategischen Zielen des Erzbistums fortlaufend geprüft, so das Erzbistum. Die vier strategischen Ziele der Erzdiözese sind gelebte Nachfolge, eine missionarische Ausrichtung der Kirche, diakonisches Wirken und Einsatz für Generationengerechtigkeit.
Als konkrete Beispiele für die Pastoralen Schwerpunkte nannte das Erzbistum am Freitag die Stärkung der palliativen Versorgung und Begleitung sowie die Ausbildung von Ehrenamtlichen zu Berufungscoaches. Das Erzbistum kündigte außerdem an, dass auch in den 67 Pastoralen Einheiten ein entsprechender Prozess zur Festlegung der seelsorglichen Schwerpunkte angestoßen werden soll. "Je nach Situation vor Ort werden auf dieser Basis unterschiedliche Schwerpunktsetzungen geschehen – und das ist so gewollt", sagte Assmann.
Bereits seit vergangenem Jahr ist bekannt, dass dem Erzbistum Köln bis 2030 ein großes Haushaltsdefizit droht. Im Oktober 2024 warnte der Ökonom Sobbeck vor einem Minus von bis zu 100 Millionen Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre. Ein Grund dafür seien unter anderem sinkende Einnahmen durch weniger Kirchensteuerbeiträge bei gleichzeitig steigenden Ausgaben. Um das drohende Defizit zu vermeiden, arbeitet die Erzdiözese Köln mit dem sogenannten "wirtschaftlichen Rahmenplan" als langfristigem Steuerungs- und Planungsinstrument. "Bereits jetzt sind Maßnahmen erarbeitet, die die wirtschaftliche Stabilität des Erzbistums auch bis zum Jahr 2030 sicherstellen", so Sobbeck am Freitag.
Als Beispiel hierfür nannte das Erzbistum zum einen die Gründung des übergeordneten Kita-Trägers "Katholino", bei dem das Erzbistum mit dem Kita-Träger Fröbel eine Kooperation eingeht und vor allem im Bereich der Verwaltung zusammenarbeitet. Darin liege laut Angaben der Erzdiözese ein "Einsparpotenzial in zweistelliger Millionenhöhe".
Zum anderen soll die Verwaltung des Erzbistums effizienter gestaltet werden, sowohl auf der Ebene des Erzbischöflichen Generalvikariats als auch bei den Rendanturen der Kirchengemeinden. Die aus den Umstrukturierungen entstandenen Einsparungen sollen insgesamt mehr als 10 Millionen Euro betragen. Außerdem sollen in den Kirchengemeinden Einsparungen vorgenommen werden. Auf lange Sicht strebe das Erzbistum eine Reduzierung des Immobilienbestands an.