Kardinal Woelki wünscht sich weitere Glaubensfestivals für Christen

"Ein eucharistisches Netzwerk"

Erstmals lädt das Erzbistum Köln bis Sonntag zum eucharistischen Glaubensfest "kommt und seht". Als Gastgeber hat sich Kölns Kardinal beim Adoratio-Kongress in Altötting inspirieren lassen, und hat große Pläne für die nähere Zukunft.

Autor/in:
Roland Müller
Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln / © Nicolas Ottersbach (DR)
Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln / © Nicolas Ottersbach ( DR )

DOMRADIO.DE: Herr Kardinal, heute hat der erste ganze Tag von "kommt und seht" begonnen. Wie ist Ihr Fazit bisher? Wie sind Ihre Gefühle an diesem Tag? 

Rainer Maria Kardinal Woelki (Erzbischof von Köln): Ich bin sehr berührt von der Offenheit, gerade der jungen Menschen, sich auf dieses Format einzulassen. Ich bin berührt, wie intensiv sie den Gottesdienst heute Morgen mitgefeiert haben und wie intensiv sie auch bei der Anbetung dabei gewesen sind. 

Und ich fand den Vortrag von Bischof Oster sehr inspirierend. Ich glaube, dass er auf wichtige Fragen, die Menschen berühren, Antworten gegeben hat. Ich bin ganz angetan und sehr zufrieden.

DOMRADIO.DE: Warum sind gerade so viele junge Menschen hier? Suchen sie nach klaren Antworten, die sie vielleicht woanders nicht finden? 

Woelki: Ich glaube, natürlich suchen sie zunächst einmal, wie alle jungen Menschen, nach Antworten auf die Fragen, wer sie sind. Wer bin ich? Woher komme ich? Was macht mein Leben groß, weit und sinnvoll? Ich bin wirklich dafür dankbar, dass sie uns fragen. 

Heute heißt es ja oft, die Kirche werde gar nicht mehr gefragt und sie spiele im gesellschaftlichen Miteinander gar keine Rolle. Da suchten wir erst gar nicht mehr nach Antworten auf Fragen, die uns bewegen. Meine Erfahrung hier ist eine andere. Es sind gerade junge Menschen da. 

Wir haben auch bewusst dazu eingeladen, weil wir natürlich möchten, dass junge Menschen Orientierung für ihr Leben finden, und vor allen Dingen eine Orientierung, die aus dem Glauben heraus erwächst, weil ich glaube, dass unser christlicher Glaube Menschen reich und weit machen kann mit Blick auf das, was ihr Leben im Letzten ausmacht.

Rainer Maria Kardinal Woelki

"Ich finde es ganz großartig, wenn sich noch an vielen anderen Orten solche Formate (...) durchsetzen und auf dem Wege ein großes, eucharistisches Netzwerk gespannt wird."

DOMRADIO.DE: Nun gibt es in anderen Teilen der deutschsprachigen Kirche Glaubensfestivals, zum Beispiel in Passau den Adoratio-Glaubenskongress oder auch in Salzburg. Warum braucht es das jetzt hier auch in Köln? 

Woelki: Ich bin im vergangenen Jahr bei Adoratio in Altötting gewesen. Das ist ja schon eine ganze Ecke, um da hinzufahren. Der Weg ist weit. Und ich finde, dass es durchaus ein ganzes Netzwerk von solchen Veranstaltungen geben kann, weil Menschen hier vor Ort sind, weil Menschen vor Ort suchen und weil Menschen sich auch hier auf den Weg machen wollen, als Christen zu leben. 

Deshalb finde ich es ganz großartig, wenn sich noch an vielen anderen Orten solche Formate – so oder ähnlich, das muss man dann schauen – durchsetzen und auf dem Wege ein großes, eucharistisches Netzwerk gespannt wird. 

Orte, wo Menschen zusammenkommen können und Glaubenserfahrungen machen, wo sie sich über den Glauben austauschen können. Orte, wo das nicht nur ein rein intellektuelles Geschehen ist, sondern auch das, was das Christsein auch ausmacht, nämlich dass Lobpreis und Anbetung mit dazugehören. 

Rainer Maria Kardinal Woelki

"Die Menschen haben hier die Möglichkeit, den Glauben zu feiern."

DOMRADIO.DE: Was ist denn das Spezifische am "kommt und seht" Glaubensfest in Köln, wenn man das eventuell mit anderen ähnlichen Veranstaltungen vergleicht? 

Woelki: Ich glaube, jeder hat seinen eigenen Charakter. Da sollte man sich gegenseitig überhaupt nicht vergleichen, das ist eigentlich immer schlecht und bringt dann im Letzten auch nur eine innere Unruhe. Was war da besser? Waren die da besser oder haben die jetzt 100 Leute mehr gehabt? Es ist jetzt einfach gut, so wie es hier ist. 

Die Menschen haben hier die Möglichkeit, den Glauben zu feiern. Sie haben die Möglichkeit zum Gespräch und zum Suchen in wichtigen Fragen des Glaubens, die sie beschäftigen und die sie selber hier mit einbringen können. Im gemeinsamen Gespräch finden sie dann hoffentlich auch eine Antwort aus dem Glauben und aus dem Evangelium heraus. Damit ist für mich eigentlich schon das Wesentliche geschehen. 

Wenn man dann noch gut miteinander umgeht und einander freundlich und herzlich begegnet und im anderen dann tatsächlich auch ein Abbild und Ebenbild Gottes sieht und das auch zum Ausdruck bringt, ist, glaube ich, schon für die Einzelnen eine Veränderung da. Wenn das gelingt, das auch noch in den Alltag hinüber zu retten, dann ist hier ganz viel passiert. 

Rainer Maria Kardinal Woelki

"Wenn wir sie feiern, baut der Herr von der Eucharistie her seine Kirche auf."

DOMRADIO.DE: Gibt es nächstes Jahr dann also wieder das Glaubensfest "kommt und seht"? 

Woelki: Auf jeden Fall, wir wollen uns auf das große Jubiläum 2029 vorbereiten, 750 Jahre Fronleichnamsprozession in Köln. Fronleichnamsprozessionen sind von Köln ausgegangen, da hat die erste weltweit stattgefunden. Deshalb möchte ich eigentlich nicht nur, dass wir 2029 ein großes Event begehen und dass es eine schöne äußere Feier ist. 

Das Entscheidende und Wichtige ist, dass auch wir uns innerlich darauf vorbereiten und unser Verhältnis zur Eucharistie vertiefen, weil die Eucharistie konstitutiv für die Kirche ist, weil sie der Herzschlag für die Kirche ist. 

Wenn wir sie feiern, baut der Herr von der Eucharistie her seine Kirche auf. Da sind Christologie und Ekklesiologie ganz eng miteinander verbunden und verwoben. Das muss also auch zu einem inneren Ereignis und einer inneren Vorbereitung werden. Nur so kann dann auch wirklich eine geistliche Erneuerung geschehen. 

DOMRADIO.DE: Große Ereignisse werfen also ihre Schatten voraus. Vielen Dank für dieses Gespräch, Herr Kardinal. 

Woelki: Ja, gerne, vielen Dank! Und nächstes Jahr ist, wie gesagt, erneut "kommt und seht", dazu schon heute eine herzliche Einladung, sich die Tage von Fronleichnam bis zum darauffolgenden Sonntag freizunehmen, um hierhin zu uns nach Köln zu kommen.

Das Interview führte Roland Müller.

Quelle:
DR

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