DOMRADIO.DE: Wie waren denn die Päpste so in der Schule?
Heike Sicconi (DOMRADIO.DE-Redakteurin): Also diejenigen, von denen etwas durchgesickert ist, waren tatsächlich eher gut in der Schule. Gehen wir mal chronologisch vor.
Da haben wir Papst Johannes Paul II. Der war ein sehr guter Schüler. Er zeigte schon früh Interesse an Literatur und Theater. Wahrscheinlich war er auch gut in Sport. Er war ja später als begeisterter Skifahrer bekannt. Er hat nach dem Abitur in Krakau zunächst Literaturwissenschaften und später Theologie studiert. Er musste aber unter erschwerten Bedingungen während der NS-Zeit studieren. Da war Theologie nicht gerne gesehen, sodass er "Untergrund-Seminare" - wie immer die auch ausgesehen haben mögen - besucht hat. Das war ein ganz besonderer Einsatz.
DOMRADIO.DE: Und Joseph Ratzinger, Papst Benedikt der XVI., war bestimmt auch ein guter Schüler?
Sicconi: Der galt sogar als hochbegabt. Er besuchte ein Gymnasium in Traunstein. Latein und Griechisch waren wohl seine Lieblingsfächer. Wenierg begabt war er für jegliche Art von Sport und Kunst. Er soll sogar ein kleiner Provokateur gewesen sein, der seinen Lehrern freche Antworten gegeben hat, was ihm regelmäßig eine schlechte Note in Betragen eingebracht haben soll. 1946 hat er das Abitur aber mit Bestnoten abgelegt.
DOMRADIO.DE: Dann kommen wir zum nächsten Papst, zu Franziskus.
Sicconi: Über seine Schulnoten ist wenig bekannt. In Argentinien hat er ein staatliches Gymnasium besucht und es auch bis zum Studium geschafft. Da war er aber wohl nicht der Eifrigste. Er hat viel gefeiert und wenig gelernt, wie er selber mal gesagt hat. Er hat zunächst eine Ausbildung zum Chemietechniker gemacht. Vielleicht war Chemie aber für ihn das falsche Fach, denn später trat er dann ins Priesterseminar ein und studierte Theologie und Philosophie. Das hat geklappt. Auch wenn er nicht mit akademischen Auszeichnungen überhäuft wurde, galt er als sehr belesen und reflektiert.
Wie sportlich er selber war, ist eher nebulös. Aber er hatte eine Leidenschaft für Sport, insbesondere für Fußball und den argentinischen Verein San Lorenzo. Er sah Sport als Mittel zur Förderung von Einheit, Integration und Frieden. Während seiner Amtszeit wurde der Vatikan aktiver im Sport, zum Beispiel mit der Gründung von "Athletica Vaticana" und der Aufnahme von vatikanischen Sportverbänden in internationale Organisationen.
DOMRADIO.DE: Und der aktuelle Papst Leo XIV.?
Sicconi: Den kann man wieder als schulischen Überflieger bezeichnen. Er soll sogar "immer der Klügste in der Klasse" gewesen, sein. Das haben Mitschüler erzählt. Aber er muss auch ganz nett gewesen sein. Die Mitschülerinnen und Mitschüler erinnern sich gern an den klugen und hilfsbereiten "Bob", der auch gerne mal ein Späßchen gemacht hat.
Damit steht er übrigens in Sachen Überflieger in der Tradition seines Namenspatrons, also des Papstes, nach dem er sich benannt hat, nämlich Papst Leo XIII. Der ging im italienischen Viterbo zur Schule und hat als junger Schüler schon mit Begeisterung Gedichte auf Latein verfasst und Schule und Studium in Rekordzeit absolviert. Was er allerdings für eine Note in Sport hatte, das weiß man nicht.
Das Interview führte Tobias Fricke.