DOMRADIO.DE: In den Sommerferien öffnen Kirchen in Essen, Bochum, Duisburg und Bottrop ihre Türen für Kinder im Kita- und Grundschulalter. Bei der "KinderKathedrale" sollen sie den Kirchenraum spielerisch, kreativ und spirituell erleben. Warum ist es Ihnen so wichtig, Kleinkindern einen spielerischen Zugang zur Kirche zu ermöglichen?
Jennifer Reffelmann (Liturgie-Referentin im Bistum Essen): Weil kleine Kinder einfach Teil unserer Gemeinde sind – Teil unserer lebendigen Gemeinde. Deshalb ist es wichtig, ihnen zu zeigen, in welchen Räumen wir uns begegnen und feiern. Kinder sollen unsere Kirchenräume auf Augenhöhe erleben können.
DOMRADIO.DE: Wie wird der Kirchenraum konkret genutzt? Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang – in der Kirche soll man sich aber oft ruhig verhalten. Wie passt das zusammen?
Reffelmann: In den Kirchen, die sich für Kinder öffnen, gehört die Kirche den Kindern auch unter der Woche – und zwar ganz. Kinder dürfen laut sein, Kinder dürfen leise sein – das gehört mit zum Konzept.
Wenn wir zum Beispiel ausprobieren, wie Orgeln funktionieren. Selbst viele Erwachsene kennen die Orgel kaum. Kinder dürfen die Orgelbühne erklimmen, in die Tasten hauen – da wird es laut, da muss es laut werden.
Gleichzeitig – wenn Kinder ins Beten kommen oder wir eine Meditation anleiten – wird es auch leiser. Es geht um Resonanzen, in dem Tempo, das Kinder brauchen: mal schnell, mal langsam, mal laut, mal leise.
DOMRADIO.DE: Was erwartet die Kinder sonst noch? Welche Aktivitäten sind besonders spannend?
Reffelmann: Es gibt zum Beispiel eine Schnitzeljagd. Dabei erkunden die Kinder den Kirchenraum – schauen hinter Vorhänge, werfen Blicke hinter verschlossene Türen.
Außerdem geht es darum, selbst zu bauen, kreativ zu sein – mit Legosteinen oder anderen Bausteinen, je nach Alter.
Dazu kommen klassische Angebote, wie malen, basteln, töpfern – also alle Ausdrucksformen, die Kinder im Kindergarten-, Grundschul- oder Kleinkindalter gut nutzen können.
DOMRADIO.DE: Die Kinder können sich also ausprobieren. Was nehmen sie idealerweise mit?
Reffelmann: Im Idealfall nehmen die Kinder mit, dass Kirche nicht nur ein Gebäude ist, in das wir zum Gottesdienst gehen. Kirche ist ein Ort, in dem sie so sein können, wie sie sind. Ein Ort, an dem sie sich ausprobieren dürfen, willkommen sind – und nicht nur still in der Bank sitzen müssen. Sie können Teil der lebendigen Gemeinde werden.
Das Interview führte Annika Weiler.