Buch "Mein Lebensentwurf" hilft bei der Glaubensfindung

Leben aus christlicher Perspektive betrachten

Was und wie glaube ich eigentlich? Das ist eine Frage, die sehr komplex ist. Jetzt gibt es einen Leitfaden, der hilft, über sich und den eigenen Glaubensweg mehr zu erfahren. "Mein Lebensentwurf" heißt das Buch von zwei Pfarrern.

Autor/in:
Johannes Schröer
Eine Frau liest in einem Buch / © j.chizhe (shutterstock)
Eine Frau liest in einem Buch / © j.chizhe ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie, Pfarrer Alexander Krylov, sind in Russland aufgewachsen. Und Sie, Pfarrer Francisco Javier del Rio Blay, sind in Spanien, in Valencia aufgewachsen. Woher kennen Sie sich eigentlich? 

Pfarrer Francisco Javier del Rio Blay (Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Kaarst-Büttgen): Alexander Krylov und ich kennen uns seit 2014. Wir haben uns gemeinsam auf die Diakonenweihe vorbereitet und ein Jahr später auf die Priesterweihe. Da haben wir uns kennengelernt. 

Alexander Krylov und Francisco Javier del Rio Blay im DOMRADIO.DE Studio / © Johannes Schröer (DR)
Alexander Krylov und Francisco Javier del Rio Blay im DOMRADIO.DE Studio / © Johannes Schröer ( DR )

DOMRADIO.DE: Herr Krylov, wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Buch "Mein Lebensentwurf" zu schreiben? 

Pfarrer Alexander Krylov (Pfarrverweser in der Katholischen Kirchengemeinde in Langenfeld): Wir haben zusammen schon ein Erstkommunionbuch geschrieben, das sehr erfolgreich war. Wir haben gesehen, dass es für junge Leute wenig Bücher gibt, die helfen, zum eigenen Glauben zu finden. Es gibt YOUCAT, was sehr gut ist, aber YOUCAT verfolgt eine ganz andere Methode. Wir haben nach einer Methode gesucht, in der man selbst entdecken kann, was und wie man glaubt und darauf aufbauen kann. So sind wir auf die Idee gekommen, ein solches Buch zu schreiben. 

DOMRADIO.DE: Wie macht man das? Wie schreibt man zu zweit ein Buch? 

Javier del Rio Blay: Wir haben uns oft getroffen, wir haben viel diskutiert. Es war viel kreative Arbeit dabei, weil wir die Themen im Kopf hatten, aufbauend auf das große Thema "Mein Lebensentwurf". Es beginnt damit, sich selbst zu entdecken und dann zu erkennen, was man glaubt. Wir haben sehr viel mit Jugendlichen gearbeitet und Ansätze ausprobiert: Was kommt gut an? Was ist hilfreich und was nicht? 

DOMRADIO.DE: Sie haben mit Jugendlichen zusammengearbeitet. Sie haben also quasi Probefragen oder Proberunden gedreht, bevor das dann im Buch gelandet ist? 

Krylov: Wir haben für dieses Buch erst mal Arbeitsblätter verfasst. Dann haben wir daraus eine Broschüre gemacht und immer wieder den Jugendlichen gegeben und geschaut, wie die damit klarkommen, was sie interessant finden und was nicht. Das Uninteressante haben wir dann wieder gestrichen und haben neu angefangen sowie an einem ansprechenden Design gearbeitet. An dem Buch haben wir über drei Jahre gemeinsam gearbeitet. Jetzt freuen wir uns, dass das Buch endlich erschienen ist. 

DOMRADIO.DE: Ihr Buch besteht aus zwölf Kapiteln. Können Sie einige Beispiele nennen? Was sind das für Kapitel? 

Javier del Rio Blay: Die Kapitel beziehen sich auf mein Leben. Zunächst geht es um meine wichtigsten Beziehungen. Wer bedeutet mir etwas? Wer sind meine Vorbilder? Wie stehe ich heute zum Glauben und zur Kirche? Wie erlebe ich auch die Sakramente als Stützpunkte für mich? 

Es geht aber auch um schwierige Momente wie Leiden und Tod. Das sind Momente, wo man ins Stolpern geraten kann. Letztendlich geht es darum, dass es eine Perspektive gibt: das ist meine Beziehung zu Gott. Das ist auch ein ständiges Wachstum, also der Glaube ist ein langer Weg. 

Alexander Krylov und Francisco Javier del Rio Blay überreichen ihr Buch an Bischof Heiner Koch / © KaiserCommunication (DR)
Alexander Krylov und Francisco Javier del Rio Blay überreichen ihr Buch an Bischof Heiner Koch / © KaiserCommunication ( DR )

DOMRADIO.DE: Muss man da nicht erst mal erklären, was überhaupt ein Sakrament ist? 

Krylov: Wir wollten kein Lehrbuch machen, wo man wie in einem Lexikon alles erklärt. Wir wollten den Glauben so nahe bringen, dass man ihn selbst entdecken kann. Deswegen geht es hier erstmal um das, was mich bei den Sakramenten unterstützt und wie Sakramente mir helfen können. Dann kann man sich selbst durch Fragen und durch Nachdenken erklären, was ein Sakrament ist. Schließlich kann man vielleicht vergleichen, was die Kirche dazu sagt und sich dann eine eigene Meinung bilden. 

DOMRADIO.DE: Man muss also schon selbst darauf kommen. Es ist erstaunlich, dass an Ihrem Buch 33 Bischöfe und 12 Kardinäle gewissermaßen mitgeschrieben haben. 

Javier del Rio Blay: Dieser Blick auf die ganze Welt ist für die Jugendlichen und für die jungen Erwachsenen heute auch sehr spannend. Also den Blick nicht nur auf das eigene Land oder den eigenen Umkreis zu richten, sondern auch zu schauen, wie an anderen Orten der Welt geglaubt wird. Wir haben viele Bischöfe gefragt und gebeten, auf unsere konkreten Fragen zu antworten, um diese Weltoffenheit der Kirche zu entdecken, wie viele Schätze es da an anderen Orten gibt und wie der Glaube auch eine Antwort in allen verschiedenen Kulturen geben kann. 

Krylov: Das war an sich schon ein echtes Abenteuer. Wir waren damals noch Kapläne und haben da zum Beispiel dem Bischof von New York geschrieben: Herr Erzbischof, könnten sie bitte für uns einen Beitrag schreiben. Wir haben viele Antworten bekommen. Das war auch für uns eine spannende Arbeit. 

DOMRADIO.DE: Und diese Bischöfe und Kardinale geben einem dann Impulse? 

Javier del Rio Blay: Sie antworten auf Fragen, die sich die Jugendlichen stellen. So können sie auch eine Inspiration geben, weil wir gemerkt haben, dass die Jugendlichen für manche Themen und Fragen auch sprachlos sind. Da sind Anregungen von außen dann sehr hilfreich. Ziel ist es, dass es zu einem Austausch und zu einem Gespräch über den Glauben kommt. 

DOMRADIO.DE: Sie haben auch Promis gewinnen können. Jimmy Kelly von der Kelly Family, Anselm Grün oder Margot Käßmann sind da beispielsweise zu nennen. Die haben auch sofort geantwortet und mitgemacht? 

Krylov: Margot Käßmann hat am gleichen Tag geantwortet und gesagt, sie habe die Idee gesehen und dachte sofort, dass sie da antworten müsse. So hat sie mir geschrieben und einen Tag später war der Text da. Bei anderen Promis war das auch so. 

DOMRADIO.DE: Dieses Buch fordert auch zum Mitdenken auf. Ziel Ihres Buches sei es, dass junge Leute auch zu Co-Autoren werden, haben Sie mal gesagt. Wie kann das geschehen? 

Javier del Rio Blay: Wir haben das Buch ganz bewusst nicht als Lehrbuch erstellt, wo man einfach nur die Fragen liest und der Text die Antworten darauf gibt. Nehmen wir das Beispiel Beichte. Da haben wir Sätze formuliert, die stimmen oder falsch sind. Die Jugendlichen müssen selber aktiv werden und selber streichen, was nicht stimmt oder was ihnen nicht passt. 

Es gibt auch Themen wie die Frage, wer Jesus für mich ist? In diesem Buch gibt es nicht nur richtige oder falsche Antworten, sondern entscheidend ist, was das für mein Leben bedeutet, wenn man begreift, wer Jesus für mich sein kann, dass er das Licht der Welt ist, der gute Hirte, und so in einen Austausch kommt. 

DOMRADIO.DE: Also ist ihr Buch auch ein spielerisches Arbeitsbuch. Ich frage das jetzt mal bewusst übertrieben: Sehe ich am Ende Gott und bin dann der perfekt gläubige Christ, erlöst und gerettet?

Krylov: (lacht). Das wäre genial, wenn wir so ein Buch schreiben könnten. Aber so ein Buch gibt es ja schon, das ist die Bibel. Wir wollen helfen, auf das eigene Leben zu schauen, was da interessant ist. Wir haben das Buch ursprünglich für junge Leute geschrieben. Aber jetzt haben wir auch Omas getroffen, die gesagt haben, dass es für sie auch interessant sei, mit diesen Fragen auf ihr Leben zu blicken und eine Perspektive für ihr Leben zu entwickeln, um näher zu Gott zu kommen. Wenn wir das erreichen, dann haben wir schon viel erreicht. 

Javier del Rio Blay: Eine Oma hat uns erzählt, sie habe das Buch ihrer Enkelin geschenkt, die 18 Jahre alt ist. Die findet das Buch toll und beginnt mit der Oma über Beichte zu reden, auch über ihre durchaus guten Erfahrungen mit der Beichte. Die Oma entdeckt dabei, dass dies auch etwas ist, was sie für sich ganz vergessen hatte. 

DOMRADIO.DE: In Ihrem Buch findet man viel Grundlegendes zum Glauben: Die Grundgebete zum Beispiel, der Ablauf der Messe wird erklärt, die Feste im Kirchenjahr. An Glaubenswissen fehlt es heute viel, deswegen ist sind diese Erklärungen auch notwendig. Dann gibt es eine Zeitreise mit einem Brief an einen Urenkel. Was hat es denn damit auf sich? 

Krylov: Das hat uns Spaß gemacht, weil wir dachten, wenn man schon die Lebensperspektive entwickelt, kann man auch fantasieren. Dann haben wir tatsächlich so eine Frage gestellt: Schreibe an deine Urenkel eine Botschaft. Wir waren überrascht, dass einige Jugendliche richtig moralische Botschaften aufgeschrieben haben, wie "du darfst nicht rauchen" oder so etwas.

Wir haben die Jugendlichen gebeten, sich in die Rolle einer Uroma oder eines Uropas zu versetzen. Da fingen sie an, ganz anders zu reden. Das hat uns ein bisschen zum Schmunzeln gebracht, aber die jungen Leute bringt das auch zum Nachdenken. 

Javier del Rio Blay: Vor allem, dass sie auch mehr reflektieren, wie sie heute mit ihrem Glauben oder mit gewissen Themen umgehen oder wo sie stehen. Dann kann man darauf aufbauen und das Gespräch mit anderen beginnt. Das können wir dann vertiefen, bis hin zu den großen Fragen: was bedeutet das ewige Leben? Was bedeutet, dass Gott allmächtig ist und alle diese Themen.

Das Interview führte Johannes Schröer.

www.mein-lebensentwurf.de

Quelle:
DR

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