Jüdische Siedler attackieren Christendorf in besetzten Gebieten

"Systematische Attacken"

Im Zuge der anhaltenden Siedlergewalt im besetzten Westjordanland giffen jüdische Extremisten das Christendorf Taybeh an, das als letzter rein christlicher Ort gilt. Die Gewalt macht selbst vor einem antiken Kirchenbau nicht halt.

Leuchtschrift "We love Taybeh" im palästinensischen Dorf Taibeh im besetzten Westjordanland (Palästinensische Gebiete) am 28. Januar 2025. / © Andrea Krogmann (KNA)
Leuchtschrift "We love Taybeh" im palästinensischen Dorf Taibeh im besetzten Westjordanland (Palästinensische Gebiete) am 28. Januar 2025. / © Andrea Krogmann ( KNA )

In einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme beklagten die Geistlichen des Ortes "systematische Attacken". Diese bedrohten nicht nur die allgemeine Sicherheit, sondern zielten bewusst auf die christliche Identität der Einwohner und deren religiöses Erbe.

Im jüngsten Vorfall legten Siedler den Angaben zufolge ein Feuer bei der Georgskirche, deren Geschichte ins 5. Jahrhundert zurückreicht und als eines der ältesten religiösen Wahrzeichen Palästinas gilt. Das rasche Eingreifen der Bevölkerung habe eine Zerstörung der antiken Kirchenruine verhindert, hieß es.

Appell an Diplomaten

In der Stellungnahme der römisch-katholischen, griechisch-katholischen und griechisch-orthodoxen Kirche war weiter von täglichen Übergriffen die Rede. Besonders im östlichen Gemeindegebiet gebe es Aktivitäten von illegalen Siedlungs-Außenposten, die sich unter dem Schutz des israelischen Militärs dort ausbreiteten.

Die Priester riefen diplomatische Vertreter und die Kirchenleitungen um Druck auf die israelische Besatzung an. Die Brandanschläge und fortgesetzten Angriffe müssten unverzüglich und transparent untersucht werden. Taybeh, das mit dem neutestamentlichen Ephraim identifiziert wird, gilt als der letzte rein christliche Ort im Westjordanland.

Hintergrund: Israels Siedlungsbau

Anfang 2021 hat Israel nach Angaben von Peace Now Ausschreibungen zum Bau von 2572 Siedlerwohnungen veröffentlicht. Von diesen lägen 2112 im Westjordanland und 460 in Ost-Jerusalem, teilte die israelische Menschenrechtsorganisation mit. Die Pläne sollen demnach zusätzlich zu dem kürzlich genehmigten und international kritisierten Bau von knapp 800 Wohnungen umgesetzt werden. Die Siedlungspolitik Israels ist hoch umstritten. Der UN-Sicherheitsrat hatte Israel Ende 2016 zu einem vollständigen Siedlungsstopp in den besetzten Palästinensergebieten einschließlich Ost-Jerusalem aufgefordert.

Blick auf eine jüdische Siedlung auf einem Hügel im Westjordanland nahe Bethlehem, palästinensisches Gebiet / © Julius Bramanto (shutterstock)
Blick auf eine jüdische Siedlung auf einem Hügel im Westjordanland nahe Bethlehem, palästinensisches Gebiet / © Julius Bramanto ( shutterstock )
Quelle:
KNA