DOMRADIO.DE: Sie sind Seelsorger in der Duisburger Jugendkirche Tabgha, waren Kurat der DPSG im Bistum Essen und jetzt Kurat auf Bundesebene. Was wird Ihre Aufgabe sein?
Maximilian Strozyk (Bundeskurat Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg): Es geht darum, zusammen mit dem Bundesvorstand und der Bundesleitung den Verband inhaltlich mitzugestalten und Menschen zu begleiten. Meine spezielle Aufgabe ist der seelsorgliche Kontext und die Verantwortung, die Verbindung zur Kirche immer wieder ins Thema zu bringen und zu fragen: Was ist eigentlich das, was junge Menschen bewegt? Was sind ihre Fragen auf ihrem Lebensweg? Es geht darum, gemeinsam mit ihnen, mit den Kindern und Jugendlichen, diesen Verband zu leben.
DOMRADIO.DE: Die Diözesanbischöfe hatten im April vor einem Jahr der Kandidatin die nötige Mehrheit versagt. Das war bei den Pfadfinderinnen und Pfadfindern nicht gut angekommen. War das damals für Sie zu spüren?
Strozyk: Ich war damals selber Teil der Bundesversammlung als Diözesankurat. Das war ein sehr emotionaler und schwieriger Moment für uns als Verband, der mit viel Enttäuschung einherging und mit vielen Fragen. Es ging darum, wie wir unsere Beziehung zur Kirche eigentlich leben können und was das für uns bedeutet. Dieses Thema ist weiterhin da. Gleichzeitig kann ich sagen, dass wir sehr glücklich und froh sind über den guten Kontakt zu unserem Kontaktbischof Michael Gerber. Er stand in diesen Momenten sehr an unserer Seite.
DOMRADIO.DE: Wie werden Sie zukünftig mit den Bischöfen zusammenarbeiten?
Strozyk: Auf Konfrontation per se hat niemand Lust. Es geht uns darum, ein gutes Miteinander auf Augenhöhe zu haben und Kirche lebendig zu gestalten. Ich habe das Gefühl, dass weiterhin eine große Freude im Verband ist, diese Frage zu stellen und gleichzeitig klar zu benennen, wofür wir als Verband stehen.
Es sind viele kirchenpolitische Themen, bei denen wir in einem inhaltlichen Dissens sind, gerade bei der Beteiligung von Frauen und der Rolle von Frauen in der Kirche. Wir werden uns als Verband weiterhin dafür einsetzen, eine Gleichberechtigung voranzutreiben und auch die Bischöfe dabei unterstützen, sich dafür stark zu machen. Das bedeutet, dass wir unsere Haltung klar benennen werden, aber das auf einem partnerschaftlichen und guten Miteinander tun werden.
DOMRADIO.DE: Welche Herausforderungen kommen als nächstes auf Sie zu?
Strozyk: Die größte Herausforderung ist es, in die neue Aufgabe hereinzukommen, in all ihrer Vielfalt. Das ist für mich persönlich eine Nummer größer als im Diözesanverband in Essen. Es geht zuerst darum, Menschen kennenzulernen und die Fülle an Aufgaben zu überblicken. Dann wird es mir sehr bald darum gehen, die KuratInnen, die in unserem Verband unterwegs sind, weiterhin zu vernetzen und zu begleiten, Ausbildungen in diesem Bereich zu verändern und voranzutreiben und zu schauen, welche Themen wir weiter profilieren müssen.
DOMRADIO.DE: Wie stehen Sie zu den Reformbestrebungen der Kirche?
Strozyk: Ich glaube, dass diese Reformbestrebungen notwendig sind und dass wir als PfadfinderInnen an der Seite derer stehen, die für diese Veränderungen werben und einstehen. Wir sind bereit, in jeden Diskurs einzusteigen und das in einer guten, durchdachten und freundlichen Weise miteinander weiter zu bedenken.
DOMRADIO.DE: Sie sind auch Jugendseelsorger. Wie kann die DPSG für junge Menschen in einer säkularen Welt attraktiv bleiben?
Strozyk: Was diesen Verband ausmacht, ist ein Gemeinschaftsgefühl, das einmalig ist. Weil es in unserem Verband keine Bewertung von Menschen gibt, sondern eine Willkommenskultur für alle Menschen mit ihren unterschiedlichsten Lebensentwürfen, ihren Lebensfragen und einer Offenheit. Sie zeigt den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Du bist gut, so wie du bist.
Ich glaube, dass das etwas ist, was viele Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene in dieser Zeit sehr brauchen. Wir sind als FriedenspfadfinderInnen unterwegs und wollen in diesen Zeiten Hoffnungszeichen setzen. Ich denke, dass wir damit eine große Stärke als Verband haben, jungen Menschen eine Perspektive zu geben und mit ihnen zu entwickeln.
Das Interview führte Tobias Fricke.