DOMRADIO.DE: Wie fühlt es sich an, wieder in den eigenen vier Wänden zu sein?
Sebastian Schmitt (Initiator der Aktion "World Tour of Scout Movement"): Es fühlt sich auf jeden Fall sehr besonders an. Wir waren die ganze Zeit auf sehr engem Raum zusammen, mit wenig Ausweichmöglichkeiten. Das ist dann eine wiedergewonnene Freiheit.
DOMRADIO.DE: Lief in diesen zwölf Monaten alles problemlos, oder gab es auch Pannen?
Schmitt: Der alte Feuerwehrtruck von 1986 war wirklich konstant guter Laune. Man muss bei so einem alten Fahrzeug noch selbstständig schmieren oder nach einer bestimmten Kilometerzahl das Öl wechseln. Wir hatten einmal ein Ölleck, das repariert werden musste, aber wir steckten nirgendwo mehrere Tage fest.
DOMRADIO.DE: Ihr habt knapp 25 Länder in aller Welt bereist und dort andere Pfadfinder getroffen, um euch mit ihnen auszutauschen. Worüber habt ihr gesprochen und wie habt ihr euch gefunden?
Schmitt: Wir haben schon im Vorfeld versucht, die Kontakte herzustellen und zu schauen, wo man sich mit wem treffen kann. Wir haben dafür nach großen Camps gesucht, wo wir über unser Projekt sprechen und einen Austausch initiieren konnten. Dann haben wir immer versucht, etwas von unserer Kultur zu zeigen und unsererseits ganz viel kennenzulernen, Fragen zu stellen und in den Austausch zu kommen.
Wir haben mit der Kamera Interviews geführt und Rezepte, Spiele und Aktionen aus den Ländern mitgenommen. Die Themen waren so vielfältig, wie auch die Kulturen vielfältig waren. Von einem Teegespräch mit dem Pfadfinderpräsidenten in der Türkei bis zu besonderen Tänzen in Malaysia war alles dabei. Das war auch das Besondere an unserer Reise.

DOMRADIO.DE: Ein besonders symbolischer Moment war die Ankunft im Weltpfadfinderbüro in Malaysia, nachdem ihr monatelang quer durch Europa und Asien unterwegs wart. Was war an diesem Treffen so besonders?
Schmitt: Man kann natürlich hier in Deutschland in ein Flugzeug steigen und einfach nach Malaysia fliegen, aber für uns war das Besondere, dass wir eine lange Zeit auf der Straße verbracht haben und es bis dorthin geschafft haben. In fast allen Ländern, die wir dabei bereist haben, konnten wir Pfadfinder treffen.
In Malaysia dann mit den Verantwortlichen für das Weltpfadfinden einen persönlichen Dialog führen zu können, war einfach Wahnsinn. Das Weltpfadfinderbüro vertritt 176 Pfadfindernationen mit über 57 Millionen Pfadfindern weltweit. Es war natürlich schön, bei dem Treffen Werbung für das Projekt zu machen und die Reichweite nutzen zu können.

DOMRADIO.DE: 25.000 Kilometer für Toleranz und Vielfalt. Was wird nun aus diesen absolvierten Kilometern und den geführten Gesprächen?
Schmitt: Wir bieten auf unserer Webseite kostenlose Gruppenstunden für Pfadfinder und andere Jugendgruppen an. Wir haben vorgefertigte 90-minütige Bausteine über die Kulturen, die wir bereist haben. Einen Großteil davon haben wir schon auf der Website, aber - wie das immer so ist - müssen wir die Materialien jetzt erst aufbereiten. Von den letzten Ländern ist noch einiges zu tun, weil wir die Materialien immer kollaborativ erstellen. Das heißt, wir bekommen die Spiele usw. aus den Ländern selbst. Darüber hinaus haben wir noch weitere Materialien zum Thema Toleranz aufbauen und Vorurteile abbauen.
DOMRADIO.DE: Wo hat es euch persönlich am besten gefallen?
Schmitt: Das ist eine superschwere Frage. Die raue Natur von Georgien fanden wir spannend. Dort hatten wir die Möglichkeit, im Offroad-Gelände zu fahren, wo man nicht einfach über eine asphaltierte Straße hinkommt. So in der Natur zu sein fanden wir schon spannend. Aber auch die ersten Kamele, die wir in Kasachstan direkt vor unserem Truck gesehen haben, haben uns Gänsehaut bereitet. Deshalb ist es schwierig ein Land hervorzuheben.

DOMRADIO.DE: Wenn ihre diese ganzen Eindrücke habt sacken lassen, kommt dann die nächste Tour?
Schmitt: Dieses Projektkapitel ist für uns erst einmal abgeschlossen. Wir möchten noch weitere Kulturen auf unsere Webseite bringen. Aktuell machen wir noch Werbung für das Projekt und suchen Unterstützer, weil das alles mit Kosten verbunden ist. Wir haben noch viele Ideen, müssen aber erst einmal schauen, wie wir weitermachen.
Das Interview führte Carsten Döpp.