Kardinal Koch warnt vor Vereinnahmung des neuen Papstes

Synodal, aber nicht beliebig

Ob die deutschen Bischöfe unter Synodalität das gleiche verstehen wie Papst Leo XIV.? Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch warnt vor zu großer Hoffnung auf Veränderungen und fragt, wie lange der Schwung anhalten wird.

Kardinal Kurt Koch (m.) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Kurt Koch (m.) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat sich besorgt über die Vereinnahmung von Papst Leo XIV. in Deutschland geäußert. In einem Interview mit dem Fernsehsender Ewtn am Dienstag sagte Koch, er freue sich zwar, dass in Deutschland Dankbarkeit über die Wahl des neuen Papstes herrsche. 

"Aber man muss schon noch genau hinhören, ob das, was die Mehrheit der deutschen Bischöfe unter Synodalität versteht, deckungsgleich ist mit dem, was der neue Papst darunter versteht", betonte der Kardinal.

Hierarchie und Synodalität seien "keine Gegensätze, sondern müssen miteinander zusammen sein", so Koch weiter. Es gebe keine Synodalität ohne Primat und keinen Primat ohne Synodalität. "Da bin ich nicht ganz sicher, ob das so in Deutschland geteilt wird", sagte er.

Papst der klaren Haltung

Zur Papstwahl erklärte Koch, er sei überrascht gewesen, wie schnell sie erfolgt sei. Das viele positive Echo sei ein gutes Omen, dass es Leo XIV. gelingen werde, "verschiedene Meinungen zueinander zu bringen". Dies zeige sich auch daran, dass die Kardinäle innerhalb von vierundzwanzig Stunden ein solches Ergebnis präsentieren konnten.

"Das ist auch ein Zeichen dafür, dass Konsens besteht, und das ist ein erfreuliches Zeichen", sagte Koch.

Papst Leo XIV. / © Alessia Giuliani/CPP (KNA)
Papst Leo XIV. / © Alessia Giuliani/CPP ( KNA )

Den neuen Papst beschrieb er als einen dialogischen Menschen: "Er ist einer, der auf Konsens und Harmonie zielt." Dies bedeute jedoch nicht, dass er keine klare Haltung habe: "Er hat einen klaren Standpunkt, den er nicht aufdrängt. Er will Konsens". Mit Blick auf mögliche Erwartungen warnte Koch davor, sich zu große Hoffnungen auf schnelle Veränderungen zu machen. Er frage sich, wie lange der neue Schwung anhalten werde, bevor einige merkten, "dass der Papst am Ende doch katholisch ist" und sich doch nicht so viel ändern werde.

Zu seinem eigenen Rücktrittsgesuch sagte Koch, dieses sei schon lange vor dem Tod von Franziskus eingereicht. Schließlich habe dieser ihn weiter im Amt gelassen. Das habe Leo XIV. nun auch gemacht. "Wie er dann weiter entscheiden wird, das ist seine Freiheit. Wenn er zur Überzeugung kommt, ich soll noch ein bisschen weitermachen, nehme ich das dankbar an", so Koch.

Robert Francis Prevost (Papst Leo XIV.)

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Robert Francis Prevost gilt als ein Kardinal der Mitte. Obwohl US-Amerikaner ist der Ordensmann in Rom, der Kurie und der Weltkirche zu Hause. Zuletzt leitete der 69-Jährige die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. In dieser Funktion war Prevost in den vergangenen zwei Jahren zuständig für einen Großteil der Bischofsernennungen weltweit.

Papst Leo XIV / ©  Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Leo XIV / © Andrew Medichini/AP ( dpa )
Quelle:
KNA