Für Komponisten waren die Päpste schön immer wichtig, einerseits ganz weltlich-schnöde als Auftraggeber und Dienstherr und dann auch wieder als Inspirationsquelle für das Schreiben von Musik.
In der Katholischen Kirche ist das Papstamt zentral. Der Führungsanspruch des Bischofs von Rom basiert vor allem auf dem Jesu-Wort: "Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" aus dem Neuen Testament.
Die wohl berühmteste Vertonung dieser Worte dürfte der Renaissance-Komponist Giovanni Pierluigi da Palestrina geschieben haben. Seine Motette ist so etwas die inoffizielle Papsthymne. Palestrinas fließender, kontrapunktisch raffinierter aber trotzdem klarer Kompositionsstil der Renaissance begründete seinen Ruf als vorbildlicher Kirchenkomponist. Über einhundert Mess-Vertonungen komponierte er, Palestrina hatte mehrere bedeutende Musikerstellen in Rom inne, unter anderem bei der päpstlichen Kapelle und an der Lateranbasilika San Giovanni. In diesem Jahr jährt sich sein Geburtstag zum 500. Mal.
Palestrina, der "Papst" unter den Komponisten
Palestrina widmete aber manche Kompositionen sogar gezielt einem bestimmten Papst. So gilt als wichtigstes Werk seine sechsstimmige "Missa Papae Marcelli“. Sie ist Papst Marcellus II. gewidmet. Auch Marcellus vertrat damals die Auffassung vieler Kirchenmänner, dass die Vertonungen der Messteile bei vielen Komponisten zu verspielt seien.
Palestrinas klarer Stil hingegen wurde als Vorbild angesehen, wie gute Kirchenmusik klingen müsse. Besonders seine Missa Papae Marcelli galt als ideale Verbindung von Polyphonie und Textverständlichkeit. Palestrina verzichtete auf allzu viele Schlenker, wendete stattdessen ein strenges kontrapunktisches Regelwerk an, das auf ein behutsames Verwenden von Dissonanzen zugunsten des Dreiklangs setzt.
Widmungen für Päpste gibt es auch heute
Dass Komponisten einem Papst ein Werk widmen, gab es aber nicht nur in vergangenen Jahrhunderten. Und eventuell komponiert ja bereits jetzt ein Tonschöpfer eine Messe für den neuen Papst Leo.
Sein Vorvorgänger Benedikt XVI. war für seine Liebe zur klassischen und geistlichen Musik bekannt. Wolfgang Amadeus Mozart oder auch Johann Sebastian Bach waren nur einige seiner Lieblingskomponisten. Sein Bruder Georg Ratzinger war zudem dreißig Jahre Domkapellmeister in Regensburg und Leiter der dortigen Domspatzen.
Der Komponist und Organist Wolfgang Seifen - ein ehemaliger Regensburger Domspatz – machte dem damaligen Papst zu seinem 80. Geburtstag ein ganz besonderes musikalisches Geschenk. Seifen schrieb eine Missa solemnis für vier bis achtstimmigen gemischten Chor, sinfonisches Orchester und Orgel. "Tu es Petrus“ ist der Beiname des Werkes.
Am Vorabend des Geburtstages des damaligen Papstes am 16. April 2007 wurde das Werk in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin uraufgeführt. Musikalisch greift Seifen zehn gregorianische Melodien auf und zitiert sie im Laufe des Werkes immer wieder. Dabei ist der Hymnus Tu es Petrus besonders präsent. Der gesamte Satz heißt in der deutschen Übersetzung: "Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und dir werde ich die Schlüssel des Himmelreichs übergeben."
Mit diesem Jesus-Wort aus dem Matthäusevangelium wird die Sonderstellung des Papstes als Petrusnachfolger innerhalb der Kirche begründet. Im Petersdom stehen diese Worte in großen Lettern in der Kuppel geschrieben. Und so wie sie im Petersdom unübersehbar sind, taucht in der Messe die Melodie des Hymnus immer wieder auf.
Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen am Sonntagabend die genannten Werke ab 20 Uhr in der Sendung Musica.