Kritik an neuem Einkaufszentrum am Vatikan

Intransparente Finanzierung?

Mitten im Zentrum Roms, einen Steinwurf vom Petersplatz entfernt, gibt es seit Neuestem ein modernes Einkaufszentrum, an dem der Vatikan beteiligt ist. Auch wenn Nachhaltigkeit und Soziales im Vordergrund stehen, gibt es Kritik.

Autor/in:
Christian Schlegel
Einkaufszentrum Caput Mundi in der Nähe des Petersplatzes (DR)
Einkaufszentrum Caput Mundi in der Nähe des Petersplatzes / ( DR )

Das 5000 Quadratmeter große Einkaufserlebnis "Caput Mundi" hat einen vielversprechenden Standort. 35 Millionen Touristen und Pilger werden für das Heilige Jahr 2025 in Rom erwartet. Menschen, die sich vermutlich nicht nur für den Petersdom, sondern auch für den vatikanischen Konsumtempel interessieren dürften.

Einkaufszentrum Caput Mundi in der Nähe des Petersplatzes (DR)
Einkaufszentrum Caput Mundi in der Nähe des Petersplatzes / ( DR )

Zehn Millionen Euro wurden in das Projekt investiert. Allein dadurch, dass es formell zum Vatikan und nicht zu Italien gehört, ist der Einkaufstempel eine interessante, neue Adresse des Vatikan.

Doch bereits jetzt gibt es Kritik. Vatikan-Experte Ulrich Nersinger kritisiert gegenüber DOMRADIO.DE, dass insbesondere die finanziellen Hintergründe des Projekts zu intransparent sind: "Wem gehört das Einkaufszentrum? Wer ist der Vermieter?", fragt Nersinger. Darüber sei die Öffentlichkeit nicht ausreichend informiert worden. So viel weiß man: Das Gebäude gehört offenbar dem Vatikan. Betrieben wird das Shopping-Center von einer Firma namens Gasak, über die es nur spärliche Informationen gibt. 

Von "Vatican Mall" zu "Caput Mundi"

"Ungewöhnlich" nennen andere Kritiker die Mall, für die derartige Geschäfte des Vatikans zu marktwirtschaftlich sind. Papst Franziskus selbst ist schließlich für seine Kapitalismuskritik bekannt. Genau das dürfte der Grund gewesen sein, warum man das Einkaufszentrum seinem ursprünglichen Namen beraubt hat.

Die nun etwa 40 Geschäfte und zehn Restaurants sollten nämlich ursprünglich unter dem Namen "Vatican Mall" vermarktet werden. Stattdessen hat sich der Betreiber für den dezenteren Namen "Caput Mundi" entschieden, ein lateinischer Begriff, den man mit Welthauptstadt übersetzen kann. Ein alter Begriff für das antike Rom.

Verbindung von Nachhaltigkeit und Sozialem

Heiliges Jahr

Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche. Es wird regulär alle 25 Jahre begangen. Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Motto "Pilger der Hoffnung". Einen Ablass von Sündenstrafen können Pilger dabei nicht nur bei Wallfahrten an eine der heiligen Stätten des Jubiläums oder eine der vier großen päpstlichen Basiliken in Rom erhalten, sondern auch beim Besuch der Verkündigungskirche in Nazareth, der Geburtskirche in Bethlehem oder der Grabeskirche in Jerusalem.

Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari (KNA)
Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari ( KNA )

Der ursprüngliche Gedanke hinter dem Einkaufszentrum ist es, eine Verbindung von nachhaltigen und sozialen Geschäften zu schaffen, von dessen Angeboten die Bewohner des Viertels profitieren. Diese Idee wurde auch entsprechend umgesetzt.

So gibt es in der Mall einen großen Bereich für Kinder, mit Spielzeug, Süßigkeiten und speziellen Tischen: Dahinter stand der Gedanke, Besuchern des nahegelegenen vatikanischen Kinderkrankenhauses Bambino Gesù, eine Aufenthaltsmöglichkeit zu bieten. Unter den 40 Geschäften befinden sich einige nachhaltige Firmen: Darunter das Turiner Unternehmen Canna di Bambu. Es vertreibt Bambusprodukte, die aus recycelten Kunststoffen aus den Weltmeeren hergestellt wurden. Außerdem gibt es dort eine Modemarke, die es Häftlingen erlaubt, einer Arbeit nachzugehen.

Neben Restaurants, einem Supermarkt und einer Buchhandlung gibt es einen Bereich, in dem die Besucher zeitgenössische Kunstwerke sehen können. Darunter befinden sich fünf Originalwerke von Andy Warhol. Natürlich bietet das Einkaufszentrum auch Platz für religiöse und spirituelle Produkte.

Parkhaus inbegriffen

Wer mit dem eigenen PKW in die Innenstadt Roms fahren will, um im vatikanischen Einkaufszentrum zu shoppen, ist ebenfalls versorgt. 1000 Parkplätze, verwaltet durch das Dikasterium für die Evangelisierung des Vatikans, bieten den entsprechenden Platz.

Manche Besucher echauffieren sich allerdings bereits wenige Tage nach der Eröffnung im Internet über die 2,40 Euro, die das Parken in nur 25 Minuten kostet. Sie schließen sich der Kritik der örtlichen Medien an, denn vor 25 Jahren, so die Berichte, wurde das Gebäude von öffentlicher Hand erbaut, um mehr Parkplätze in Roms Innenstadt zu schaffen.

Jetzt ist ein Teil des ehemaligen Parkhauses zur Einkaufsfläche umgebaut worden und der andere Teil kostet die Autofahrer richtig Geld. Es ist also gut möglich, dass das vatikanische Einkaufszentrum noch den ein oder anderen Aufreger liefern wird.

Quelle:
DR

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