Kardinal Bo spricht Junta in Myanmar Legitimität ab

Götzenhafte Generäle

Kardinal Charles Bo aus Myanmar hat der Militärjunta im Land indirekt die Legitimität abgesprochen. Wirkliche Macht, wie sie Papst Franziskus oft beschreibe, "kommt vom Dienen, nicht vom Aufzwingen auf Unschuldige".

Katholische Kirche in Myanmar unter Druck / © Paul Haring (KNA)
Katholische Kirche in Myanmar unter Druck / © Paul Haring ( KNA )

Das sagte der Erzbischof von Yangon in seiner Sonntagspredigt, deren Text der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. "Jede Regierung, die ihre Legitimität nicht aus dem Dienst am Volk bezieht, hat ihre Legitimität nicht von Gott erhalten. Die ganze Veranstaltung ist dann ein Götzendienst, der von der Bibel verdammt wird", ergänzte Bo.

Kardinal Charles Bo / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Charles Bo / © Cristian Gennari ( KNA )

Direkt nannte er die Junta nicht. Seit dem Militärputsch vom 1. Februar gegen die demokratisch gewählte Regierung von Staatsrätin Aung San Suu Kyi wird Myanmar von einer Junta regiert. Gegen den seither anhaltenden Widerstand gegen den Staatsstreich gehen die Generäle gewaltsam vor.

Über 1.000 Menschen von der Polizei erschossen

Bisher wurden nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation Assistance Association for Political Prisoners - Burma (AAPPB) mehr als 1.000 friedliche Demonstranten, darunter auch Kinder, von Polizei und Armee erschossen. Mehr als 5.700 Menschen wurden verhaftet und angeklagt, gegen weitere 1.984 Regimegegner wurden Haftbefehle erlassen.

In den überwiegend christlichen Teilstaaten Chin, Kayah, Kachin sowie in Teilen des mehrheitlich buddhistischen Shan führt das Militär einen Bürgerkrieg gegen die ethnischen Minderheiten. Mehr als 200.000 Menschen sind in diesen Regionen vor den Kämpfen geflohen und leben unter schwierigsten humanitären Bedingungen in Lagern.

Religiöses Leben in Myanmar

Myanmar ist vom Buddhismus geprägt. Ihm hat das lange von der Außenwelt isolierte Land seine größten kulturellen Reichtümer zu verdanken. Geschätzt rund 90 Prozent der Bevölkerung Myanmars sind gläubige Buddhisten. Geht es um Positionen in Verwaltung und Militär, werden buddhistische Bewerber bevorzugt. Im einfachen Volk tief verwurzelt sind zudem Geisterglaube und Sterndeuterei. Dem Christentum gehören nur rund 5 Prozent der Bürger an. Muslime sind zu etwa 4 Prozent vertreten, die meisten von ihnen zählen zur verfolgten ethnischen Minderheit der Rohingya.

Katholische Kirche in Myanmar unter Druck / © Paul Haring (KNA)
Katholische Kirche in Myanmar unter Druck / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA