Die Kirche feiert das Fest Mariä Geburt

Geburtstag der Gottesmutter

An diesem Montag feiert die Kirche das Fest Mariä Geburt. Von Heiligen werden normalerweise die Todestage zum Gedenktag gemacht. Warum feiern wir also den Geburtstag von Maria – und was haben Schwalben damit zu tun?

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Marienfigur in der Kirche Sankt Andreas in Eberspoint / © Maria Irl (KNA)
Marienfigur in der Kirche Sankt Andreas in Eberspoint / © Maria Irl ( KNA )

DOMRADIO.DE: Gedenktag und Feste von Heiligen sind normalerweise deren Todestage. Warum feiern wir den Geburtstag von Maria?

Jan Hendrik Stens / © Nicolas Ottersbach (DR)
Jan Hendrik Stens / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Jan Hendrik Stens (Liturgie-Redaktion): Das ist richtig. Die römische Liturgie kennt genau drei Geburtstage, die gefeiert werden. Da ist einmal der von Johannes dem Täufer, des Vorläufers Jesu, dann der Geburtstag der Gottesmutter und der von Jesus selbst, nämlich Weihnachten. Die Geburt Johannes' des Täufers feiern wir am 24. Juni und die Geburt der Gottesmutter heute am 8. September.

Dass die Geburtstage dieser drei Personen liturgisch gefeiert werden, hat mit ihrer Erwählung zu tun, die theologisch eine nicht unwichtige Rolle spielt.

DOMRADIO.DE: Wie ist das Fest Mariä Geburt entstanden?

Stens: Es steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Weihe der St. Anna-Kirche in Jerusalem. Anna ist die Mutter Mariens und das ist die Kirche, die in der Nähe des Bethesda-Teiches steht. An diesem Ort hat Jesus viele Wunder getan. Man nimmt an, dass hier in der Nähe auch das Geburtshaus Mariens gestanden hat.

In der Ostkirche kannte man schon im 6. Jahrhundert dieses Fest der Geburt Mariens. Im Westen ist es schließlich Ende des 7. Jahrhunderts eingeführt worden. Es hat sich dann im Laufe des Hochmittelalters, also im 10. und 11. Jahrhundert, in der gesamten Kirche ausgebreitet.

DOMRADIO.DE: Ein historisches Datum ist der 8. September sicherlich nicht. Wie kommt es zu diesem Termin?

Stens: Der Zusammenhang besteht mit dem Hochfest der "ohne Erbsünde empfangenden Gottesmutter Maria", also dem Fest Mariä Empfängnis. Das wird genau neun Monate vorher gefeiert. Vor neun Monaten waren wir noch in einem anderen Kalenderjahr – also am 8. Dezember 2024.

An dem Tag feiern wir, dass Maria bereits mit Ihrer Zeugung erwählt wurde. Sie wurde im ersten Augenblick ihres Daseins schon dazu erwählt, Gottesmutter zu sein. Deshalb wird dieses Hochfest am 8. Dezember auch "Erwählung Mariens" genannt.

DOMRADIO.DE: Mit diesem Fest ist auch Brauchtum verbunden. Was denn genau?

Stens: Es geht vor allem darum, dass man mit diesem Tag Bauernregeln verbindet. Es gibt zum Beispiel den Spruch "Maria Geburt, fliegen die Schwalben furt" oder auch "Maria geboren, Bauer sähe dein Korn". Man verbindet damit die Ernte. Das sind Bauernregeln, die zeigen, dass der Herbst anfängt und die Ernte eingefahren wird. Die Schwalben ziehen in großen Schwärmen Richtung Süden. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass es in der Natur in Richtung Herbst geht.

Mit dem eigentlichen theologischen Festgeheimnis hat das wenig zu tun. Aber die Feste und Hochfeste im Kirchenjahr haben in dieser Hinsicht auch ein weltliches Signal und somit ihren Sitz im Alltag der Menschen.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.

Kirchenjahr

Der Jahreskreis der christlichen Feste heißt Kirchenjahr. Es beginnt am ersten Adventssonntag und endet am letzten Sonntag vor Adventsbeginn. Die Katholiken feiern dann das Christkönigsfest, die Protestanten den Totensonntag, an dem sie der Verstorbenen gedenken.

Der Advent gilt als Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu am 25. Dezember. Der Weihnachtsfestkreis endet am Sonntag, der auf das Dreikönigsfest vom 6. Januar folgt, mit dem Gedenken an die Taufe Jesu.

Stolen in allen liturgischen Farben lagern in den Schubladen der Domsakristei. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Stolen in allen liturgischen Farben lagern in den Schubladen der Domsakristei. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR

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