Vatikan wehrt sich gegen Kritik nach Aufhebung der Exkommunikation

Falsches Drehbuch

Für Papst Benedikt XVI. war die Aufhebung der Exkommunikation der Lefebvre-Bischöfe ein Schritt zur Wiederherstellung der kirchlichen Gemeinschaft mit den Traditionalisten zum 50. Jahrestag der Ankündigung jenes Konzils, das diese bislang so erbittert ablehnen. Aber nach den abwegigen Äußerungen des britischen Bischofs Richard Williamson zu Holocaust und Gaskammern ging die Rücknahme der Exkommunikation für ihn und drei weitere Traditionalisten-Bischöfe in Kritik und Protesten unter. Nun wehrt sich der Vatikan.

 (DR)

Der Vatikan weist die mediale Kritik an der jüngsten Maßnahme des Papstes gegenüber den Traditionalisten entschieden zurück. Mit der Rücknahme der Exkommunikation von vier Bischöfen habe sich der Papst keinesfalls vorkonziliare Positionen zu eigen gemacht, schreibt der "Osservatore Romano" in einem Kommentar vom Dienstag.

Es wäre beleidigend zu behaupten, der Papst würde das Konzil, wenn auch nur zum Teil, an irgendjemanden verraten. Ebenso vermessen, so das Blatt, wäre die Frage, ob der Papst die Ökumene oder den Dialog mit den Juden zur Debatte stelle. Die Rücknahme der Exkommunikation sei "nach einem falschen Drehbuch abgelaufen".

"Für einen Katholiken nicht diskutierbar"
Der Dialog sei ein fester Bestandteil der konziliaren Kirche, unterstreicht das Vatikanblatt, und Benedikt XVI. habe wiederholt Anstrengungen in der Ökumene eingefordert. Zudem habe das Konzil mit der Erklärung "Nostra aetate" allen Hass und jede Verfolgung von Juden sowie jeden Ausdruck des Antisemitismus beklagt. Dies sei "für einen Katholiken nicht diskutierbar".

Alle Päpste der vergangenen Jahre, Benedikt XVI. eingeschlossen, hätten diese Lehre nachdrücklich und in Dutzenden Dokumenten, Gesten und Reden unterstrichen, betont der "Osservatore". Die jüngsten Erklärungen von Holocaust-Leugnern widersprächen dem; das sei schwerwiegend und bedauerlich".

Detaillierteren Klarstellungen erwartet
Beobachter rechnen für die nächsten Tage mit detaillierteren Klarstellungen aus dem Vatikan. Im Einheitsrat dürfte man in Erinnerung bringen, wie engagiert Benedikt XVI. die Aussöhnung und den Dialog mit dem Judentum fortsetze - in der Linie von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Der christlich-jüdische Dialog sei für den Papst, der 2006 zu einem emotionalen Besuch in Auschwitz war, eine "Herzensangelegenheit", schrieb erst vor einer Woche der Sekretär der Vatikan-Kommission für die Kontakte zum Judentum, Norbert Hofmann. Der mit dem Konzil aufgenommene Dialog stehe auf einem soliden Fundament, der schon manche Unruhen überstanden habe. Auch Kasper gab sich jetzt in "La Repubblica" überzeugt, dass dieser Dialog weitergeht. Es gebe "gute Beziehungen". Auch aus Israel hört man, dass die Williamson-Wirren keine Auswirkung auf die Planungen der Heilig-Land-Reise des Papstes (im Mai) hätten.

Eine weitere Erklärung ist demnächst aus der Päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei" zu erwarten, die sich um den Kontakt zu den Traditionalisten kümmert. Die vier von der Exkommunikation gelösten Bischöfe unterstünden nun der Jurisdiktion des Papstes. Demnächst dürften sie Titelsitze im Rang von Weihbischöfen erhalten. Noch zu klären sei, wie die 493 Priester der Bruderschaft Pius X. und die nach eigenen Angaben rund 600.000 Anhänger auf die Geste der Aussöhnung reagierten. Ob sie sich dem Versprechen der vier Bischöfe anschlössen, den Papst und das Lehramt der Kirche zu akzeptieren - das die Konzilien von Nizäa bis zum Zweiten Vatikanum einschließt. Oder ob sie, wie ihr Oberer Bernard Fellay betont, nur die Konzilien vor dem Vatikanum annehmen.

Mit Spannung wird auch beobachtet, wie sich "Ecclesia Dei" zu Williamson und seinen historischen Irrlehren äußert. Wenn er der Jurisdiktion des Papstes untersteht, muss er sich und seine Äußerungen wie jeder andere Oberhirte auch vor den zuständigen vatikanischen Stellen verantworten. Ob und wie es dem vatikanischen Krisen-Management gelingt, die Wogen der Erregung zu glätten, ist eine spannende kirchenpolitische Frage. Vermutlich wird auch über bessere Prävention nachgedacht, um solche Missverständnisse theologischer Gesten künftig vermeiden zu können.

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