Der Generalobere von Sankt Pius X. Bischof Fellay im KNA-Interview

"Nie von der Kirche entfernt"

Nach Auffassung der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. ist die Aufhebung der Exkommunikation ihrer vier Bischöfe durch Papst Benedikt XVI. durch die "Stabilität" ihrer eigenen Position möglich geworden. Seine Gemeinschaft habe sich "nie von der Kirche entfernt", sagt der Generalobere der Priesterbruderschaft, Bischof Bernard Fellay.

Autor/in:
Bernard Bovigny
 (DR)

KNA: Welche Veränderungen haben es ermöglicht, dass die Exkommunikation aufgehoben wurde?
Fellay: Die Stabilität unserer Position. Von Anfang an haben wir uns nie von der Kirche entfernt. Wir haben immer den guten Kampf gekämpft, indem wir den katholischen, apostolischen und römischen Glauben behielten. Deshalb haben wir den Exkommunikationsentscheid von 1988 immer als ungerecht, wertlos und geltungslos betrachtet.
Bischof Marcel Lefebvre hat immer aus der Notwendigkeit heraus gehandelt - die übrigens vom Kirchenrecht vorgesehen ist -, eine, wie er es nannte, "Überlebensoperation" durchzuführen angesichts der Auflösung des Katholizismus. Wir haben nichts geändert, wir sind und bleiben treue Katholiken.

KNA: In den Medien wurde behauptet, dass die Pius-Bruderschaft keinerlei Konzessionen machen musste und einzig der Vatikan Schritte in Ihre Richtung getan hat. Wie verhält es sich damit?
Fellay: Die Tat, die der Papst mit der Aufhebung der Exkommunikation vollbracht hat, ist gewiss eine Gnade der Gottesmutter, die wir in den letzten Monaten intensiv um Fürbitte gebeten haben. Wir konnten dem Heiligen Vater einen Strauß von 1.703.000 gebeteten Rosenkränzen anbieten, die seit vergangenem Oktober mit diesem Anliegen gebetet worden sind.
Ferner ist die Geste von Benedikt XVI. die Antwort auf eine Anfrage, die wir 2001 formuliert hatten. Wir stellten zwei Vorbedingungen jeder Diskussion, um das Klima zu verändern, um gewisse Vorurteile zu beseitigen und auch, um uns zu beschützen. Es waren dies die Anerkennung des Rechts jedes Priesters, die traditionelle Messe zu feiern, sowie der Rückzug des Exkommunikationsdekretes. Wir haben unsere beständige Verbindung zur Kirche, ihrer Lehre und ihrem obersten Hirten bekundet.

KNA: Welchen Status erhoffen Sie sich für die Pius-Bruderschaft?
Jenen einer päpstlichen Personalprälatur?
Fellay: Wir werden diesen Aspekt nach den Unterredungen prüfen, die von Rom verlangt wurden und von denen wir uns Erhellung erhoffen.
Kirchenrechtliche Stabilität benötigt zuerst Klarheit in der Lehre.
Unser Ziel ist es, der Kirche in Wahrheit und in der Einheit des Glaubens zu dienen.

KNA: Werden bald die ersten Priester der Pius-Bruderschaft Gottesdienste in den Pfarreien feiern oder in den Teams der Seelsorge-Einheiten mitarbeiten?
Fellay: Ich denke, dass man da noch ein bisschen warten wird. Aber ich schließe nichts aus und glaube sogar an Wunder.