Papst Benedikt XVI. besucht im Mai 2007 Brasilien

Reise ins größte katholische Land

Nun ist es also amtlich: Der Papst fliegt im Mai 2007 ins größte katholische Land. Dies bestätigte die Brasilianische Bischofskonferenz. Damit besucht Benedikt XVI. erstmals seit seiner Wahl zum Kirchenoberhaupt Lateinamerika, wo fast die Hälfte aller Katholiken lebt. Erste Station ist Sao Paulo, die lateinamerikanische Wirtschafts- und Kulturmetropole, in der die Widersprüche Brasiliens, aber auch die Leistungen der Kirche besonders sichtbar werden.

 (DR)

Nun ist es also amtlich: Der Papst fliegt im Mai 2007 ins größte katholische Land. Dies bestätigte die Brasilianische Bischofskonferenz. Damit besucht Benedikt XVI. erstmals seit seiner Wahl zum Kirchenoberhaupt Lateinamerika, wo fast die Hälfte aller Katholiken lebt. Erste Station ist Sao Paulo, die lateinamerikanische Wirtschafts- und Kulturmetropole, in der die Widersprüche Brasiliens, aber auch die Leistungen der Kirche besonders sichtbar werden. Der Vorgänger von Benedikt XVI., Papst Johannes Paul II. (1978-2005), hatte Brasilien vier Mal besucht, zum letzten Mal 1997.

Katholische Kirche als ethisch-moralische Reserve der brasilianischen Gesellschaft
Angesichts dramatischer Sozialkontraste, der extrem ungerechten Einkommensverteilung und jährlich mehr als 55.000 Opfern tödlicher Gewalt gilt die katholische Kirche als ethisch-moralische Reserve der brasilianischen Gesellschaft. Die Bischöfe scheuen sich nicht, sich sowohl mit dem Mächtigen als auch mit dem organisierten Verbrechen anzulegen. Kirchliche Sozialarbeit - ob für Kinder und Alte, Migranten oder Gefangene - wird sehr geschätzt.

Während Regierung und politische Parteien Umfragen zufolge nur noch jeder zehnte der 185 Millionen Brasilianer vertraut, gilt die Kirche vielen dagegen als konsequente Verteidigerin der Armen und Verelendeten. Während der 21 jährigen Militärdiktatur war Sao Paulo das Zentrum katholischer Opposition gegen die Foltergeneräle. Hier kämpfte der inzwischen emeritierte Erzbischof und Kardinal Evaristo Arns für die Demokratisierung.

Enorme kirchliche Herausforderungen
Doch in Sao Paulo mit seinen Privilegiertengettos und über 2.000 Elendsvierteln wird der Papst auch mit den enormen kirchlichen Herausforderungen konfrontiert. Ekstatische Sektenprediger sind ausgerechnet vor der Kathedrale mitten in der City besonders aktiv, wo sie auch Katholiken zum Besuch der vielen Wunderheiler-Tempel überreden wollen. In Brasilien ist die Religiosität trotz aller säkulären Einflüsse weiterhin sehr hoch, glauben 99 Prozent fest an Gott. Doch der Katholikenanteil ist seit 2000 von etwa 74 auf rund 67 Prozent zurückgegangen. Profitorientierte Sekten und Religionsgemeinschaften wachsen dagegen stark an. Experten sprechen von "religiöser Atomisierung".

Viele, die der katholischen Kirche den Rücken kehren, wechseln zu den "Evangelicos", den evangelikalen Pfingstkirchen, die ihren Anhängern sogar schnellen Reichtum versprechen. Deren Gottesdienste prägen oft Trance, Massensuggestion und andere Psychotricks. Auch in den rasch wachsenden Elendsvierteln von Sao Paulo sind die agilen Pfingstkirchen im Vormarsch, während die katholische Kirche schon wegen ihres chronischen Priestermangels schwerlich mithalten kann.

"Bis vor kurzem", so der Generalsekretär der brasilianischen Bischofskonferenz, Bischof Odilo Scherer, "haben wir dieses religiöse Phänomen nicht einmal richtig ernst genommen, hielten wir die Pfingstkirchen wegen ihres Stils für exotisch und wenig aussichtsreich." Das ist vorbei - die katholische Kirche sucht sogar den ökumenischen Dialog, obwohl ihr manche Pfingstkirchen aggressiv und feindlich gegenüberstehen.

Papst trifft populärsten katholischen Priester
Just in Sao Paulo wird der Papst Brasiliens und vielleicht sogar Lateinamerikas populärsten katholischen Priester Marcelo Rossi treffen, der den evangelikalen Gruppen auch mit modernen Kommunikationstechnologien erfolgreich Paroli bietet. Rossi ist Symbolfigur der "Charismatischen Erneuerungsbewegung" in der katholischen Kirche. Täglich vermittelt er über Radio und Fernsehen seine frohe Botschaft.

Zu den "Carismaticos" in Brasiliens Großstädten zählen sich bereits zwanzig Prozent der Katholiken, ein Großteil sind junge Menschen. Sie alle haben die Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zu "Papa Bento Dezasseis" besonder fröhlich gefeiert. "Und dieser Papst will die Einheit in der Vielfalt", so Rossi. "Diese Vielfalt gestalten wir mit!"


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