Piusbruderschaft

Priesterweihe der Piusbruderschaft / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Priesterweihe der Piusbruderschaft / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. wurde 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet. Sie lehnt viele Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Konzilslehren hätten die Tradition der Kirche zerstört, so Lefebvre, der selbst als Ordensoberer am Konzil teilnahm. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der "Heiligen Römischen Kirche".

Anfangs kirchlich anerkannt, entzog Rom der Gemeinschaft 1975 die kirchenrechtliche Zulassung. Nach unerlaubten Priesterweihen wurde Lefebvre 1976 die Ausübung seines Bischofsamts verboten. Indem er 1988 ohne päpstliche Zustimmung vier Priester seiner Bruderschaft zu Bischöfen weihte, zogen sich alle fünf die Exkommunikation, also den Ausschluss aus der katholischen Kirche, zu. Die Weihen Lefebvres sowie die der von ihm Geweihten sind nach dem Kirchenrecht unrechtmäßig, aber gültig.

Papst Benedikt XVI. (2005-2013) ließ 2007 die alte lateinische Messe wieder allgemein zu und erfüllte damit eine Bedingung der Bruderschaft für die Aufnahme offizieller Gespräche. 2009 hob er als weitere Versöhnungsgeste die Exkommunikation der Bischöfe der Piusbruderschaft auf. Damit haben diese die Rechte katholischer Laien; die Ausübung kirchlicher Ämter ist ihnen aber weiter untersagt.

Seit Ende 2009 gab es im Vatikan mehrere Gesprächsrunden mit Vertretern der Bruderschaft über strittige Lehrfragen. Im September 2011 legte der Vatikan der Leitung der Piusbrüder eine "Lehrmäßige Erklärung" über grundlegende Glaubenslehren zur Unterzeichnung vor, von der eine mögliche Wiedereingliederung der Bruderschaft in die katholische Kirche abhängt. Im Frühjahr 2012 kam der Prozess scheinbar zum Stillstand.

Im September 2015 erklärte Papst Franziskus überraschend, er "vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen".

Die Piusbruderschaft hat ihren internationalen Sitz in Menzingen im schweizerischen Kanton Zug. Die Deutschlandzentrale ist im Stuttgarter Vorort Feuerbach, das Priesterseminar befindet sich im bayerischen Zaitzkofen. (KNA)