Katholische Kirche in Russland

Russische Gottesdienstbesucherin / © Natasha Gileva (KNA)
Russische Gottesdienstbesucherin / © Natasha Gileva ( KNA )

Rund 800.000 Bürger Russlands bekennen sich zur katholischen Kirche. Mit einem Bevölkerungsanteil von etwa 0,6 Prozent ist sie damit eine kleine Diasporakirche. Die Zahl der Katholiken wäre weit größer, hätten nicht viele deutschstämmige Katholiken nach dem Ende der Sowjetunion Russland verlassen.

Die Geschichte der katholischen Kirche im größten Land der Erde reicht weit zurück. Bereits vor 800 Jahren waren die südwestrussischen Städte Asow und Astrachan kurzzeitig Bischofssitz. 1847 schlossen Russland und der Vatikan ein Konkordat, das allerdings nur bis 1866 hielt. Nach dem Sturz des Zaren verfolgte das kommunistische Regime brutal alle Glaubensgemeinschaften. Dutzende katholische Priester wurden ermordet; 1990 gab es in ganz Russland nur noch eine Handvoll katholische Geistliche.

Im April 1991 - unter dem sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow - belebte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) die kirchlichen Strukturen neu. Er schuf zwei Apostolische Administrationen, also bistumsähnliche Kirchengebiete. Als Johannes Paul II. 2002 vier reguläre Bistümer gründete, protestierte die russisch-orthodoxe Kirche scharf gegen die angebliche Verletzung ihres "kanonischen Territoriums". Die Errichtung von vollberechtigten katholischen Diözesen sei der Beginn eines ungehemmten Abwerbens von orthodoxen Gläubigen, fürchtete das Moskauer Patriarchat. Aus Rücksicht auf die orthodoxe Kirche sind die katholischen Bistümer bis heute nach Heiligen und nicht nach ihrer Bischofsstadt benannt.

Das Verhältnis der katholischen und der orthodoxen Kirche in Russland hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Mehrfach klagten katholische Pfarreien und die Caritas allerdings über Schikanen, unter anderem durch staatliche Brandschutzauflagen oder Finanzkontrollen. Zudem ringt das katholische Bistum in Moskau seit Jahren vor Gericht mit der Stadtverwaltung um die Rückgabe eines Kirchengebäudes, das nach der Oktoberrevolution von 1917 beschlagnahmt worden war.

Wegen des extremen Mangels an einheimischen Priestern stammen etwa 90 Prozent der rund 350 katholischen Geistlichen in Russland aus dem Ausland. Auch alle vier russischen Bischöfe wurden nicht in Russland geboren, drei von ihnen leben aber schon seit mindestens 1993 dort. (kna)