Kardinal Woelki wirbt für vertieftes Verständnis in Glaubensfragen

"Kein Patchwork-Glaube"

Zum Abschluss der Dreikönigswallfahrt appellierte der Kölner Erzbischof an die Gläubigen, sich über den Glauben auszutauschen. Der Glaube brauche das Nachfragen und das Nachdenken. Auch solle der Glaube einen Bezug zum Leben haben.

Kölns Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Abschluss der diesjährigen Dreikönigswallfahrt / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kölns Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Abschluss der diesjährigen Dreikönigswallfahrt / © Beatrice Tomasetti ( DR )

In der Predigt im Pontifikalamt zur äußeren Feier der Kirchweihe des Kölner Domes und zum Abschluss der Dreikönigswallfahrt sprach sich Rainer Maria Kardinal Woelki gegen einen beliebigen Glauben aus und nahm Bezug auf den 1700. Jahrestag des Glaubensbekenntnisses von Nizäa: "Der Glaube lebt vom Nachdenken. Er lebt davon, dass wir ihn teilen, dass wir ihn weitergeben. Dass wir uns über die Fragen des Glaubens austauschen. Und vor allem, dass wir auch immer neu einen Bezug zu unserem Leben herstellen. Dabei gilt jedoch immer auch, der Inhalt des Glaubens ist etwas Objektives. Es geht um Glaubenswahrheiten."

Keine Theologie "gegen die Kirche"

Theologie sei insofern nichts anderes als das Nachdenken über den geoffenbarten Glauben, das Nachdecken über den Glauben und die Lehre der Kirche. Aber: "Theologie ohne oder gar gegen die Kirche ist dagegen rein subjektive Spekulation. Die Glaubensbekenntnisse sind genau aus dem Nachdenken über den Glauben entstanden."

Erstes Konzil von Nicäa im Jahr 325 (KNA)
Erstes Konzil von Nicäa im Jahr 325 / ( KNA )

Das Konzil von Nizäa vor 1700 Jahren sei nötig geworden, weil in der Zeit auch die Meinung vertreten wurde, Jesus sei einfach nur ein Mensch, nur von Gott adoptiert. "Die Menschwerdung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus ist im antiken Denken ein unerhörter Skandal gewesen ist. Für antikes Denken war es unmöglich, einen Gott in drei Personen und trotzdem als einen einzigen Gott zu denken. Für sie war Gott in allem das genaue Gegenteil zur Welt. Ewig, unendlich, unsterblich, unbegrenzt, unteilbar und absolut. Dass Gott selbst in seinem Sohn ein sterblicher Mensch geworden ist, das macht den Skandal von Weihnachten aus."

Kein Patchwork-Glaube

Die Vorstellung, dass Gott in Jesus wahrer Mensch geworden sei, falle auch in der heutigen Zeit schwer. Deswegen brauche es auch heute noch verbindliche Glaubensbekenntnisse, so Woelki. Eine Art "Patchwork-Glaube", bei dem nur das geglaubt werde, was man persönlich nachvollziehen kann, sei kein Ausweg, führe im schlimmsten Fall zu Aberglaube: "Die Wahrheit ist unteilbar. Ich kann nicht willkürlich einen Teil der Wahrheit weglassen, ohne den Glauben als Ganzes zu verkürzen.“ Den ganzen ungeteilten Glauben gebe es nicht individuell, "sondern nur in der Gemeinschaft, in der Gesamtheit der Kirche“, so Woelki.  

Es falle der Kirche zu, den Glauben verbindlich zu verkünden: "Wenn ich Gott nicht so glaube, wie er sich selbst gezeigt hat, wie sich er sich offenbart hat, dann hört Gott auf, Gott zu sein. Dann wird aus dem Gott, der alles geschaffen hat, ein Götze, den ich mir selbst geschaffen habe."

Wenn man mit Aspekten des Glaubens an der ein oder anderen Stelle denkerisch überfordert sei, sei das nicht schlimm. "Wir haben Gottes Zusage, dass der ganze Glaube in seiner Kirche lebt, dass der ganz Glaube zu finden ist, unverkürzt und unverändert bewahrt." 

Entscheidend sei vielmehr, dass wir diesen Glauben leben, "zumindest das, was wir von ihm verstanden haben, denn hinter dem gesprochenen Glauben muss immer, und das ist das Entscheidende, der gelebte Glauben stehen, das gelebte Ja zu Gott."

Seit 1. September 2025 neuer Domkapellmeister: Alexander Niehues / © Beatrice Tomasetti (DR)
Seit 1. September 2025 neuer Domkapellmeister: Alexander Niehues / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Kurz vor Ende der Messe hieß Dompropst Guido Assmann den neuen Domkapellmeister Alexander Niehues willkommen, er freue sich auf viele gemeinsame Gottesdienste mit den Chören der Dommusik: "Schön, dass Sie am Kölner Dom sind, herzlich willkommen!" 

Gelungene musikalische Premiere

Mit dem Pontifikalamt feierte der neue Domkapellmeister seinen Einstand mit dem Kölner Domchor bei einer Messe im Dom. 

Im Gottesdienst erklang die "Missa Simplex II" des zeitgenössischen lettischen Komponisten Rihards Dubra sowie zwei Motetten von César Franck. Zum 1. September folgte Alexander Niehues auf Eberhard Metternich, der nach 38 Jahren in den Ruhestand geht. An der Orgel war Domorganist Winfried Bönig.

Wie bei allen Gottesdiensten bei der Dreikönigswallfahrt zogen Geistliche und Gläubige am Ende unter dem Schrein mit den Reliquien der Heiligen Drei Königen hindurch.

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