20.08.2023 | 20:00 - 22:00 | Musica

Das Kyrie hatte ursprünglich eine andere Bedeutung

Den Herrn festlich begrüßen

Im Gotteslob gibt es mehrere Vertonungen des "Kyrie eleison" (DR)
Im Gotteslob gibt es mehrere Vertonungen des "Kyrie eleison" / ( DR )

Sendung

Beginn:
Ende:

Was steht eigentlich am Anfang einer Messe? Klar, ein Lied und die Begrüßung, doch in der Wahrnehmung der meisten Gottesdienstbesucher steht am Beginn das Kyrie als Gewissenserforschung, als Bitte um das göttliche Erbarmen.

Immerhin heißt Kyrie eleison "Herr, erbarme dich". Doch das ist sozusagen nur die halbe Wahrheit. Denn das Kyrie hat im Ursprung eigentlich einen anderen Charakter gehabt, nämlich den eines Huldigungsrufes.

Der Theologe und Kirchenmusiker Michael Pfeifer ist Referent für liturgische Bildung im Bistum Würzburg und hat sich intensiv mit dem Kyrie beschäftigt. Dies gehe auf die Antike zurück: "Der Einzug des Herrschers in die Stadt der antiken Welt war immer begleitet von der Bevölkerung, die ihm entgegen zieht und die ihm eben zuruft: Kyrie eleison! Das war der typische Lobruf des "Adventus Domini" wie es in der Fachsprache heißt, also dieser Einzug des Herrschers in seine Stadt. Das kann der Kaiser oder sein Statthalter gewesen sein. Dieser Ruf erscholl in dieser antiken Stadtgesellschaft als Lob- und Begrüßungsruf an den Herrscher."

Theologe und Kirchenmusiker: Michael Pfeifer / © privat
Theologe und Kirchenmusiker: Michael Pfeifer / © privat

Pfeifer präferiert daher einen anderen Charakter beim Kyrie in der Messe, besonders bei der Kirchenmusik: "Es ist tatsächlich ein Leid, das weder die Mess-Vertonungen der klassischen Komponisten oder auch der Moderne noch auch unser Gotteslob entsprechende musikalische Elemente bereitstellt, die diesem Huldigungsruf entsprechen. Es sind etwa über 30 Kyrie-Vertonungen im Gotteslob, aber ich finde da eins, zwei Vertonungen, die diesen Charakter treffen. Alle anderen sind sehr ruhige, meist modale Melodien, die dann doch wieder eher die Schublade "Schuld und Vergebung" aufziehen."

In der Sendung "Musica" am Sonntagabend erklingen ab 20 Uhr Beispiele, wie das Kyrie als Huldigungsruf im Gottesdienst klingen kann.

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