Im Dezember noch besuchte Bischof Siegfried Jwara seinen Amtsbruder Abel Gabuza - der schon in wenigen Wochen zum neuen Erzbischof von Durban ernannt werden sollte.
"Wenn der Heilige Geist ruft..."
"Damals war ich völlig ahnungslos, dass er drei Wochen später von uns gehen würde", erzählt Jwara im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Was den Ordensmann der Mariannhiller Missionare noch mehr überraschte: dass nun er die Nachfolge antreten soll. Hinterfragt habe er die Entscheidung von Papst Franziskus nie, sagt er: "Wenn der Heilige Geist ruft, kann ich nichts anderes tun, als mein bestes zu geben."
Nachdem der 65-jährige Gabuza im Januar an Covid-19 gestorben war, ernannte der Papst Jwara am 9. Juni zum neuen Erzbischof der Küstenstadt in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal. Er übernimmt das Amt von Kardinal Wilfrid Fox Napier (80), einem Schwergewicht in der Kirche des südlichen Afrika. "Die Eile von Jwaras Ernennung deutet darauf hin, dass der Vatikan die Bischofsnachfolge in Durban als eine Priorität sieht", schrieb die südafrikanische Zeitung "Southern Cross".
Einführung voraussichtlich im August
Geplant ist seine Einsetzung für den 8. August. "Sicher ist das wegen der derzeitigen Corona-Situation im Land aber noch nicht", sagt Jwara; "schließlich herrscht Versammlungsverbot."
Jwara wurde 1957 während der Apartheid-Zeit in Braemar geboren. Gerade mal eine Stunde südwestlich von Durban gelegen, schien das Dorf doch Welten von der pulsierenden Hafenstadt entfernt. "Es war ein Dorf mit wenigen Läden, in dem Schwarze, Inder und Coloureds (Nachkommen ethnisch gemischter Familien, Anm. d. Red.) zusammenlebten", erzählt Jwara. "Wir waren umgeben von Zuckerrohrfeldern, und die einzigen Weißen in der Gegend waren Farmer."
Jwaras Vater war Lastwagenfahrer; die Mutter unterrichtete als Grundschullehrerin schwarze Kinder nach dem umstrittenen Bantu-Lehrplan des Apartheid-Regimes. Als ältestes von sieben Kindern lernte Jwara früh, Verantwortung zu übernehmen.
Ordenseintritt und Priesterausbildung
Mit 24 Jahren trat er der Kongregation der Mariannhiller Missionare (CMM) bei; einem Männerorden, der Anfang des 20. Jahrhunderts von dem österreichischen Abt Franz Pfanner gegründet wurde. Noch heute pflegt die Afrikamission Beziehungen zu den Brüdern in Deutschland und Österreich. Jwara studierte Philosophie, Theologie und Sozialarbeit.
Nach der Priesterweihe 1987 folgten etliche geistliche Führungspositionen in Südafrika; drei Jahre vertrat er seinen Orden auch in Rom.
Taufpfarrer sagte Priesterkarriere voraus
Weshalb er überhaupt eine kirchliche Karriere einschlug? Die Geschichte sei eng verbunden mit seinem Namen. "Ich heiße Siegfried - ein Name, der deutscher nicht sein könnte. Den habe ich von jenem Pfarrer geerbt, der mich einst taufte." Der Geistliche aus dem Schwarzwald habe Jwaras Mutter vorausgesagt, dass ihr Sohn einmal Priester werden würde. "Und so geschah es. Manche glauben an eine Prophezeiung. Jedenfalls führe ich alles, was in meinem Leben passiert, auf diese frühe Begegnung zurück", so Jwara.
Enge Verbindung zur Zulu-Bevölkerung
Mit Durban erbt der Kirchenführer ein Erzbistum, dessen Vergangenheit eng mit der Missionierung der Zulu-Bevölkerung verwoben ist. Mit "Landwirtschaft, Bildung und Gebet", so heißt es von der Südafrikanischen Bischofskonferenz, brachten Trappistenmönche im 19. Jahrhundert den Katholizismus in die Dörfer der heutigen Provinz KwaZulu-Natal.
"Blickt man auf die Stadt Durban selbst, kann einen das Gefühl beschleichen, es sei ein Bistum nur für Wohlhabende." Das wäre laut Jwara aber ein Trugschluss, denn: "Die Tatsache, dass so viele unserer Gemeindemitglieder draußen auf dem Land leben, macht uns nach wie vor zur Missionskirche."
Bischof will nicht nur verwalten, sondern voranbringen
Das spiegelt sich auch im offiziellen Hilfsprogramm der Erzdiözese wider, den "Zulu-Missionen": Deren Priester und Ordensleute pflanzen Gemüsegärten, pflegen obdachlose Kinder und bringen ungelernten Arbeitern handwerkliche Fertigkeiten bei. "Vor unserer Haustür liegen Mosambik und Swasiland (Königreich Eswatini; Anm d. Red.); die ganze Region ist verarmt", sagt Jwara.
Er plane, sein Erzbistum nicht bloß zu verwalten, sondern auch voranzubringen: "Vielleicht kann ich nicht das ganze Land retten - aber ich möchte zumindest hier meinen Beitrag leisten."