Vor 125 Jahren starb Pianistin und "Ausnahmefrau" Clara Schumann

Zwischen Emanzipation und Bürgerlichkeit

Clara Schumanns Werdegang ist beispiellos für eine Frau im 19. Jahrhundert: Pianistin, Komponistin, Konzertmanagerin, Musikprofessorin, Ehefrau von Robert Schumann, Mutter von acht Kindern. Doch leicht war das nicht.

Fotografie der Pianistin und Komponistin Clara Schumann um 1875 / © akg-images (epd)
Fotografie der Pianistin und Komponistin Clara Schumann um 1875 / © akg-images ( epd )

Am Anfang ihres Lebens machte Clara Schumann, geborene Wieck, bedenklich wenig Worte: Erst mit fünf Jahren begann sie langsam zu sprechen, fließend erst mit acht, wie ihr Vater, der Klavierpädagoge Friedrich Wieck, im Kindertagebuch festhält. 1819 kam sie in Leipzig zur Welt.

Als sie am 20. Mai 1896 in Frankfurt am Main 76-jährig starb, war sie eine der berühmtesten Frauen der Musikwelt ihrer Zeit. An ihrem 125. Todestag wird sie als Ausnahme- und Powerfrau gefeiert, deren Leben mehrfach verfilmt wurde, unter anderem gespielt von Katherine Hepburn (1947), Nastassja Kinski (1983) und Martina Gedeck (2008).

Kammervirtuosin mit 18

Anders als die Worte lagen Clara die Töne schon früh: Mit neun Jahren debütierte sie als Pianistin im Leipziger Gewandhaus, mit elf Jahren wurde ihre erste Komposition veröffentlicht, mit zwölf Jahren begann sie selbst Klavier zu unterrichten und ging europaweit auf Konzertreisen. Mit 18 Jahren verlieh man ihr in Wien den klangvollen Titel kaiserlich-königliche Kammervirtuosin.

Früh führte Clara Schumann ein Ausnahmeleben. Es sollte sich bis zu ihrem Tod nicht ändern. Im 19. Jahrhundert galten sie und ihr Mann Robert Schumann als das Künstlerpaar schlechthin. Eine Ehe, die Clara mit 20 Jahren gegen den Willen ihres Vaters vor Gericht erstritt – ein in damaliger Zeit einmaliger Vorgang – und die wohl in gleichem Maße inspirierend wie spannungsreich gewesen sein dürfte. Clara stand in dem Spagat, die gute Hausfrau und Mutter zu sein, die sich ihr Gatte ausdrücklich wünschte, und zugleich sich musikalisch weiter zu verwirklichen.

Spagat zwischen Künstlerin, Liebhaberin, Hausfrau

In ihrem Tagebuch notierte Clara: "Roberts Liebe beglückt mich unendlich. Ein Gedanke beunruhigt mich zuweilen, der, ob ich es auch vermögen werde, Robert zu fesseln! Sein Geist ist so groß [...] Jetzt trachte ich auch darnach, so viel als möglich mit der Künstlerin die Hausfrau zu vereinen. Das ist eine schwere Aufgabe! Meine Kunst lasse ich nicht liegen, ich müßte mir Vorwürfe machen." Nicht zuletzt verdiente sie mit ihren Konzerten über lange Phasen den Hauptteil des nicht übermäßigen Familieneinkommens. Zugleich beförderte Clara die internationale Bekanntheit ihres Gatten, indem sie auf Tourneen seine Kompositionen spielte.

Robert indes wünschte sich vor allem eine ihn inspirierende Ehefrau.

Clara beliebter als Robert

Komponieren wollte er am liebsten mit ihr gemeinsam. Was jedoch ihre künstlerische Eigenständigkeit betraf, vertrat er wohl eher zeittypische männliche Vorstellungen. Als eine Konzertreise Claras das Ehepaar 1844 nach Sankt Petersburg und nach Moskau an den Zarenhof führte, dürften die Erfolge seiner umjubelten Gattin für den nervlich ohnehin permanent angegriffenen Robert eine fortgesetzte Demütigung gewesen sein. Zumal die Aufmerksamkeit für ihn eher gering ausfiel.

Nachdem Roberts Hoffnungen auf die Stelle des Gewandhaus-Kapellmeisters in Leipzig platzen, siedelte das Paar Ende 1844 nach Dresden über, wo Schumann wiederum vergeblich auf eine Festanstellung als Dirigent bei einem Konzert- oder Opernhaus hoffte.

1850 zog die Familie schließlich nach Düsseldorf, wo Robert das Amt des Städtischen Musikdirektors übernahm, wenngleich auch darin mäßig erfolgreich. Clara oblag unterdessen an seiner Seite die musikalische Assistenz des Orchesters und des Chores.

Witwe mit 36

Nach nur 16 Jahren endete die Ehe mit dem Tod Roberts 1856 in der Nervenheilanstalt Bonn-Endenich, in die sich der seit längerem Depressive nach einem Suizidversuch auf eigenen Wunsch hatte einliefern lassen. Mit nur 36 Jahren stand Clara als Witwe mit acht Kindern da.

Fortan galt Clara als berühmteste Witwe des 19. Jahrhunderts. Auch der 14 Jahre jüngere Johannes Brahms, mit dem sie eine sehr enge Freundschaft verband, kam nicht über ein freundschaftliches Maß hinaus zum Zuge, worunter der Komponist offenbar ziemlich litt.

Sieben Jahre auf dem 100-Mark-Schein

Unterdessen war Claras Leben weiterhin ausgefüllt von erfolgreichen Konzertreisen in zahlreiche Städte Deutschlands und Europas.

1878 übernahm sie als erste Frau eine Klavier-Professur an "Dr. Hoch's Konservatorium" in Frankfurt am Main. Dort gab sie 1891 auch ihr letztes öffentliches Konzert. Fünf Jahre später starb Schumann in Folge zweier Schlaganfälle. Beigesetzt ist die Frau, die einige Jahre den 100-Mark-Schein zierte, an der Seite ihres Mannes in Bonn auf dem Alten Friedhof.


Clara Schumann auf dem 100-Mark-Schein / © Eigenblau (shutterstock)
Clara Schumann auf dem 100-Mark-Schein / © Eigenblau ( shutterstock )
Quelle:
KNA