Zwei Jahre nach der "Safran-Revolution" in Birma

Sie geben nicht auf

Sie trotzen der Unterdrückung und resignieren nicht. Buddhistische Mönche in Birma halten den Willen zum Widerstand gegen das Militärregime wach. Im September 2007 hatten Soldaten die von Mönchen angeführten Massenproteste blutig niedergeschlagen. Einschüchterungen sind bis heute an der Tagesordnung.

Autor/in:
Nicola Glass
 (DR)

Doch der Geist der gescheiterten "Safran-Revolution" blieb: "Etwas hat der September 2007 erreicht: Eine neue Generation von Mönchen wurde politisiert", sagt ein Mönch.

Ein anderer junger Mann in braunroter Kutte unterstreicht: "Ich werde wieder auf die Straße gehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Wir wollen die Junta nicht. Jeder in meinem Kloster denkt so." Stimmen wie diese hat die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" in Birma gesammelt, das von den herrschenden Militärs in Myanmar umbenannt wurde.

Schon nach dem traurigen Ende der Proteste vor zwei Jahren hatte der Mönch U Gambira erklärt: "Das Regime hat es trotz Massenverhaftungen, Morden, Folter und Inhaftierungen nicht geschafft, unseren Wunsch nach Freiheit auszulöschen." Er war einer der führenden Köpfe der "Safran-Revolution", wie die Massenproteste wegen der Farbe der Mönchskutten genannt wurde. U Gambira wurde zu 63 Jahren Haft verurteilt und in ein abgelegenes Gefängnis im Westen Birmas gebracht.

Mehr als 250 Mönche und Nonnen hinter Gittern
Wegen der Massenproteste von 2007 sitzen heute noch mehr als 250 Mönche und Nonnen hinter Gittern. Andere konnten ins Ausland fliehen oder tauchten in ihren Dörfern unter. Weil die Junta neue Proteste befürchtet, lässt sie die Klöster scharf überwachen oder gar schließen. Dazu gehörte Ende November 2007 auch das Maggin Kloster in der Hafenstadt Rangun, das eine Zufluchtsstätte für Aids-Kranke war.

Die Unterdrückung hält an: "Aus Rangun haben wir Informationen erhalten, dass kleinen Klöstern, die örtliche Hilfsprogramme betreiben, mit Schließung gedroht wurde", berichtet David Mathieson von "Human Rights Watch". Wie viele Klöster das Militärregime wegen des Verdachts politischer Aktivitäten dicht machen ließ, ist unklar. Generell steht aber fest: "Die Anzahl der Mönche in den Klöstern hat sich merklich verringert", sagt der Birma-Experte Bertil Lintner.

Ein Rückblick: In den letzten Septembertagen 2007 war das Militärregime mit Gewalt gegen die landesweit von Mönchen angeführten, friedlichen Demonstrationen vorgegangen. Tausende Menschen wurden verhaftet, misshandelt oder bedroht, darunter etliche Mönche. Wie viele Demonstranten getötet wurden, ist nicht bekannt. Ein Teil der Mönche konnte fliehen. Es gab Razzien in Klöstern, oft spät in der Nacht.

"Jetzt auf die Straße zu gehen, wäre Selbstmord"
Einige Mönche schlugen sich wochenlang auf Dschungelpfaden bis ins thailändische Mae Sot durch. "Solch eine Kriegsstimmung gegen unsere buddhistische Glaubensgemeinschaft ist uns noch nie begegnet", berichtete einer an der Grenze. "Das Regime benutzte dazu meist Kriminelle, die in Gefängnissen einsaßen. Die Junta gab ihnen Geld, um uns anzugreifen. Viele Mönche sind tot, aber wir wollen unseren Kampf weiterführen."

Nahezu 90 Prozent der 54 Millionen Einwohner Birmas sind Buddhisten, die Mönche werden verehrt. Es ist Sitte, dass junge Männer eine Zeit lang als Novizen ins Kloster gehen. Dass das Militär auf die Menschen in Roben schießen ließ, sie misshandelte und tötete, wiegt in den Augen der Bevölkerung schwer.

Offene Anzeichen für neue Proteste gebe es zurzeit zwar nicht, sagt der Birma-Experte Lintner. "Jetzt auf die Straße zu gehen, wäre Selbstmord, und so töricht sind die Mönche nicht." Aber irgendwann, glaubt er, werden die Mönche wieder eine führende Rolle in einer politischen oder sozialen Bewegung spielen. Immerhin war das nicht nur 2007, sondern auch schon 1974 und 1988 der Fall.