Zum 25. Mal besuchen Sternsinger das Bundeskanzleramt

Steine für die Kanzlerin

Gruppenbild mit Damen - auch in diesem Jahr erhielt das Bundeskanzleramt wieder ganz besonderen Besuch. Die Sternsinger gaben sich die Ehre und brachten Bundeskanzlerin Angela Merkel den Segen. Rund 110 Kinder aus allen 27 deutschen Diözesen waren dafür nach Berlin gekommen.

Autor/in:
Martina Gnad
 (DR)

Und so stand Angela Merkel diesmal auf den vielen Gruppenfotos nicht zwischen Herren in dunklen Anzügen, sondern zwischen Mädchen und Jungen mit goldenen Kronen und glänzenden Umhängen - wobei die Königinnen diesmal deutlich in der Überzahl waren.

Besondere Aufmerksamkeit fand auch ein silbernes Jubiläum, das es in diesem Jahr zu feiern galt: Vor 25 Jahren hatte Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) zum ersten Mal Sternsinger ins Kanzleramt eingeladen - damals noch in Bonn. Seine Nachfolger setzten diese Tradition fort. "Die Sternsinger von damals sind heute wohl selbst schon Eltern", vermutete die heutige Gastgeberin Merkel. "Vielleicht haben einige schon ihre Kinder geschickt?" Sie selbst durfte sich über das ein oder andere persönliche Geschenk freuen - Steine des Kölner Doms zum Beispiel, in dem die Reliquien der Heiligen Drei Könige aufbewahrt werden. Oder einen Winddrachen, auf spanisch "Cometa", der im diesjährigen Beispielland Kolumbien ein Zeichen für den Frieden ist.

Auch nachdenkliche Töne
Doch bei aller Feierstimmung mischten sich auch nachdenkliche Töne zwischen die Lieder der Sternsinger. "Kinder suchen Frieden" - das Leitwort der aktuellen Sternsingeraktion war selten so aktuell wie in diesem Jahr. Während in ganz Deutschland rund eine halbe Million Mädchen und Jungen als Caspar, Melchior und Balthasar verkleidet durch die Straßen ziehen und sammeln, herrscht Krieg im Heiligen Land. Und nicht nur die Situation im Gaza-Streifen zeigt momentan, wie zerbrechlich der Frieden sein kann.

Vertreibung und Mord seien Alltag im Beispielland Kolumbien, betonte Andreas Mauritz, der Präses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). "Wenn Ihr dort sternsingen würdet, würdet Ihr Euer Leben riskieren", rief er den Mädchen und Jungen zu. Drastische Worte für die kleinen Könige, doch durch die Berichterstattung in den Medien ist die Situation in dem Andenstaat vielen bereits ein Begriff. "Ich hatte schon gehört, dass dort Krieg ist", bestätigte Rebekka Scholz (12), die zusammen mit drei Freundinnen das Erzbistum Köln vertrat.

Merkel betonte unterdessen, wie wichtig es sei, sich für Heranwachsende auch außerhalb Deutschlands einzusetzen. Während sich in der Bundesrepublik kaum noch jemand an den Krieg erinnern könne, sei er "für viele Kinder auf der Welt tägliche Realität". Nicht zuletzt deswegen sei der Einsatz der Sternsinger nötiger denn je, so Merkel. Auch wenn es vorkomme, dass jemand den sammelnden Königen die Tür vor der Nase zuschlage. "Manchmal sind das vielleicht Menschen, die so einsam sind, dass sie gar nicht mehr mit Besuch rechnen."

"Die Aufregung ist dann heute erst gekommen"
Diese Erfahrung konnten die Sternsinger aus dem Bistum Passau nicht unbedingt teilen. Sie waren schon am 2. Januar unterwegs und wurden ungeduldig begrüßt. "Einige ältere Menschen haben bereits vor der Haustür auf uns gewartet", erzählte Florian Mühlstraßer.

Der 15-Jährige ist seit fünf Jahren Sternsinger. Damit gehören er und seine gleichaltrigen Kollegen zu den ältesten Königen, die in diesem Jahr dem Kanzleramt ihren Segen brachten. Vor Nervenflattern konnte sie das nicht bewahren. Seit vier Wochen wussten die Jungen, dass sie nach Berlin fahren würden. Die Vorfreude sei groß gewesen.

"Die Aufregung ist dann heute erst gekommen", gestand der 16-jährige Matthias Strahberger. Es sei halt doch sehr groß, das Kanzleramt.
"Dafür war die Kanzlerin umso netter", versicherten Matthias und Florian unisono. Nur etwas müde habe sie gewirkt. Vielleicht musste die Kanzlerin ja daran denken, wie schwer es sein wird, den Frieden in Gaza und anderen Teilen der Welt politisch zu erreichen.