Theologe fordert Evaluierung des Afghanistan-Engagements

Ziviler Einsatz am Hindukusch gescheitert?

Eine umfassende und kritische Analyse auch des Einsatzes ziviler Organisationen in Afghanistan fordert der evangelische Theologe Renke Brams. "Auch der zivile Einsatz ist gescheitert, so wie er gelaufen ist", so der Friedensbeauftragte der EKD.

Afghanische Männer sitzen in einem verschmutzten Straßengraben / © Oliver Weiken (dpa)
Afghanische Männer sitzen in einem verschmutzten Straßengraben / © Oliver Weiken ( dpa )

Renke Brahms ist der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und sprach am beim ersten Osnabrücker Friedensdialog der Deutschen Kommission Justitia et Pax.

"Nicht immer sofort militärisch reagieren"

Bei der vom Kommissions-Vorsitzenden und Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer moderierten Veranstaltung forderte Brahms, "nicht auf jeden Konflikt als erstes militärisch zu reagieren". Man solle sich vielmehr Gedanken darüber machen, welche Instrumente zum Einsatz kommen könnten, bevor ein militärischer Einsatz in Erwägung gezogen werde.

Die Generalsekretärin von "Religions for Peace", die Amsterdamer Professorin Azza Karam, verwies darauf, dass demokratische Normen, wie sie in Europa definiert werden, "nicht notwendigerweise für alle in der Welt anwendbar" seien. "Wir können die Zivilisation nicht woanders hinbringen", sagte Karam. Vielmehr müssten die Europäer klarstellen, wo ihre eigenen Defizite seien. "Wir müssen uns fragen: Was brauchen wir vom Rest der Welt", sagte Karam. "Vielleicht müssen wir selbst etwas annehmen und nicht nur geben."

Konsens im Umgang mit Flüchtlingen notwendig

Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, warnte davor, die Situation in den Flüchtlingslagern im Mittelmeerraum aus den Augen zu verlieren. "Die Situation dort ist keineswegs besser geworden", sagte Kortmann. Es sei "verheerend, unmenschlich und beschämend", wie Europa "Menschen in Flüchtlingslagern überleben lässt, ohne ihnen eine gescheite Bleibe- oder Rückkehrperspektive zu ermöglichen", sagte Kortmann.

"Wir brauchen dringend einen neuen Konsens über die Frage, wie wir mit Migration und Flüchtlingen umgehen."


Quelle:
KNA
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