Die Reform der Ausbildungsstätten für jüdische Geistliche in Potsdam bleibt strittig. Die Übertragung der GmbH-Anteile des Abraham-Geiger-Kollegs und des Zacharias-Frankel-Colleges durch Rabbiner Walter Homolka an die Jüdische Gemeinde zu Berlin sei ohne Rücksprache mit Studierenden, Beschäftigten und Zuwendungsgebern erfolgt, kritisierte der Zentralrat der Juden am Donnerstag in Berlin.
Auch die an der Universität Potsdam angesiedelte School of Jewish Theology und die Leitung des Frankel-Colleges seien nicht eingebunden gewesen, so der Zentralrat. Er stellte eine weitere Förderung beider Ausbildungsstätten infrage.
Neue Interimsgeschäftsführerin
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hatte am Mittwochabend bekannt gegeben, dass sie die Trägerschaft des Geiger-Kollegs übernommen hat.
Neue Interimsgeschäftsführerin wird demnach die Rechtsanwältin und amtierende Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Milena Rosenzweig-Winter.
Ausbildungsstätten als gemeinnützige GmbHs
Das Kolleg ist eine Ausbildungsstätte für liberale Rabbinerinnen und Rabbiner sowie Kantorinnen und Kantoren und als gemeinnützige GmbH verfasst. Träger war bislang die Leo-Baeck-Foundation, eine zivilgesellschaftliche Stiftung zur Förderung jüdischer Kulturprojekte.
Von ihr übernahm die Gemeinde auch die Trägerschaft des Zacharias-Frankel-Colleges, das konservative jüdische Geistliche ausbildet und ebenfalls die Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH hat. Beide Ausbildungsstätten sind An-Institute der Universität Potsdam.
Weitere Beratungen geplant
Der Zentralrat erklärte, dass der Trägerwechsel "keinen Schritt dabei weiterbringt, die liberale und konservative Rabbinerausbildung für die Zukunft zu sichern". Er wolle rechtlich prüfen, ob er die Rabbinerausbildung in Potsdam unter diesen Umständen weiter fördern könne.
Zuwendungsgeber sind auch das Bundesinnenministerium und das Brandenburger Forschungsministerium. Der Zentralrat betonte, die nun gegebene Trägerstruktur sei "in jedem Fall ungeeignet".
Er hatte selbst bereits den Jurist Gerhard Robbers beauftragt, ein Reformkonzept zu erarbeiten, und will es dann nach eigenen Angaben mit Zuwendungsgebern, Studierenden und Beschäftigten beraten.
Früherer Direktor bestreitet Beschuldigungen
Die Strukturreform der Rabbinerausbildung steht im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um den früheren Direktor des Geiger-Kollegs, Walter Homolka. Nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs hatte der Rabbiner und Gründer des Kollegs im vergangenen Dezember angekündigt, sich von der Spitze der Ausbildungsstätte zurückzuziehen. Zugleich bestreitet er die Beschuldigungen und will gerichtlich dagegen vorgehen.
Nach Angaben der Jüdischen Gemeinde begrüßte der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) die Übernahme der Trägerschaft.
Es sei "die natürliche Entwicklung einer seit Jahren bereits existierenden und immer enger werdenden Partnerschaft". Die Jüdische Gemeinde zu Berlin sei als anerkannte Körperschaft des öffentlichen Rechts ein verlässlicher Träger der Rabbinerausbildung.