Kardinal Hollerich würdigt Zentrum Jüdischer Gelehrsamkeit

Zentraler Ort geistiger Renaissance jüdischen Lebens

Der Präsident der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, hat das neue Europäische Zentrum Jüdischer Gelehrsamkeit in Potsdam gewürdigt. Der Kardinal warb dafür, "miteinander und voneinander zu lernen".

Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Es sei weit über die EU hinaus vernetzt und ein "zentraler Ort in Europa für die geistige Renaissance jüdischen Lebens nach der Schoa", schreibt der Erzbischof von Luxemburg vorab in einem Grußwort. Das Europäische Zentrum wird am kommenden Mittwoch an der Universität Potsdam eröffnet.

Rabbiner und Kantoren erhielten dort eine akademische Ausbildung. "Darüber hinaus können andere Studierende am Abraham Geiger Kolleg und an der School of Jewish Theology den Reichtum der jüdischen intellektuellen, kulturellen und religiösen Traditionen kennenlernen", so Hollerich. Das Zentrum sei ein "Beleg dafür, dass die Frage nach Gott, die sich jeder Generation neu stellt, nur aus der Verbindung der Wissenschaften mit dem gelebten Glauben und dem Studium der Tradition Antworten für die jeweilige Zeit" finden könne.

Kardinal Hollerich freut sich über "lebendigen Kontakt"

"In unserer pluralistischen Gesellschaft brauchen künftige Geistliche die Begegnung mit den anderen Religionen", betont der Kardinal. Das Abraham Geiger Kolleg und die School of Jewish Theology hätten sich zu einem "herausragenden Platz als Ort des Gesprächs mit anderen Religionen und mit den Geisteswissenschaften" entwickelt, aber auch für den Austausch mit der säkularen Welt.

Hollerich schreibt, er freue sich besonders über einen "lebendigen Kontakt" mit der katholischen Welt. Und betont: "Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, Freunde zu werden, miteinander und voneinander zu lernen, und uns selbst treu zu bleiben."

Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Zu dem Festakt am Mittwoch werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erwartet. Unter den Gästen werden auch Israels Botschafter Jeremy Issacharoff, die Präsidentin der Europäischen Union progressiver Juden, Sonja Guentner, und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sein.

Die Bildungsstätte befindet sich auf dem Campus Am Neuen Palais. Sie umfasst die School of Jewish Theology an der Universität Potsdam sowie die Rabbinerseminare Abraham Geiger Kolleg und Zacharias Frankel College. Eingeschrieben sind derzeit rund 80 Studierende; von ihnen streben 31 ein Rabbinat oder ein Kantorat an. Es entstand zudem eine Synagoge, der erste Neubau eines jüdischen Gotteshauses in Potsdam nach dem Holocaust. Die Kosten des Projekts liegen nach Angaben der Universität bei rund 13,5 Millionen Euro.

Jean-Claude Hollerich

Kardinal Jean-Claude Hollerich ist seit 2011 Erzbischof im traditionell katholisch geprägten Luxemburg. Am 9. August 1958 im luxemburgischen Differdingen geboren, studierte er Ende der 70er Jahre in Rom Theologie. 1981 trat er in den Jesuitenorden ein und verbrachte in den 80er und 2000er Jahren jeweils mehrere Jahre in Tokio.


Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / ©  Sven Becker (KNA)
Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / © Sven Becker ( KNA )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema