Zensus 2011 soll nun doch auch nach Religion fragen

Manchmal wirkt Protest sofort

Beim anstehenden Zensus 2011 soll nun doch umfassend auch nach der Religionszugehörigkeit der Deutschen gefragt werden. Das beschloss am Mittwoch der Bundestags-Innenausschuss. Die Berücksichtigung des Religions-Merkmals sei "absolut sinnvoll", so die Berichterstatterin der Unionsfraktion, Kristina Köhler. So gebe es beim Wissen über die Präsenz von Muslimen in Deutschland "blinde Flecken", sehr wenig wisse man auch über die Ausbreitung des Christentums in den neuen Bundesländern.

 (DR)

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte das Merkmal Religion im Gesetzentwurf der Bundesregierung nicht berücksichtigt. Bei einer Anhörung am Montag drängten die großen Kirchen - wie im Vorfeld auch der Bundesrat - darauf, auch nach der Religion der Deutschen zu fragen; unter anderen Experten blieb das umstritten. Am Freitag soll der Bundestag das Zensusgesetz beschließen. Köhler betonte, die jetzigen Änderungen seien bereits mit der Länderkammer abgesprochen. Deshalb sei ein Vermittlungsverfahren nicht zu erwarten.

Der in zwei Jahren anstehende Zensus sieht eine Auswertung der Melderegister sowie eine Haushaltebefragung bei mehreren Millionen Personen vor. Köhler sagte, beide Erhebungen sollten verpflichtend die Zugehörigkeit zu einer als Körperschaft des öffentlichen Rechts verfassten Religionsgemeinschaft ermitteln. Zudem werde freiwillig - das diene der Erfassung der muslimischen Präsenz - nach einem religiösen Bekenntnis gefragt. Diese Informationen seien gerade in der Verknüpfung mit weiteren Informationen, beispielsweise zu Bildung, Beruf oder demographischer Entwicklung, «unabdingbar».

Auch bei der Volkszählung 1987 hatte die Bundesregierung die Religionszugehörigkeit erheben lassen. Die EU, die verschiedene Fragen für den europaweit alle zehn Jahre laufenden Zensus vorgibt, schrieb das Merkmal Religion nicht verbindlich vor. Die bisher letzte Volkszählung in der Bundesrepublik fand 1987 statt, in der DDR 1981.