Laschet: Staat darf die Religionen nicht ignorieren

Volkszählung ohne Konfessionsauskunft

Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet ist empört darüber, dass bei der nächsten Volkszählung die Religionszugehörigkeit nicht mehr abgefragt werden soll. In einem am Montag in der Online-Ausgabe der Tageszeitung "Die Welt" veröffentlichten Beitrag warnt er die Bundesregierung vor einer "Ignoranz des Staates gegenüber den Religionen". Religiosität bewege die Gesellschaft wieder in einem Maße, das "nur noch staunen lässt", unterstreicht er.

 (DR)

Erstmals seit der Wiedervereinigung soll 2011 europaweit eine Volkszählung durchgeführt werden. Anders als bei der Volkszählung 1987 will die Bundesregierung nicht mehr nach der Religionszugehörigkeit fragen; sie begründet dies mit der strikten Umsetzung der EU-Vorgaben. Dort ist das Merkmal Religion nicht verbindlich vorgeschrieben.

Nach Ansicht von Laschet darf dem Staat aber die religiöse Überzeugung der Bürger nicht gleichgültig sein. Er verweist darauf, dass die religiöse Landschaft in der Bundesrepublik in den vergangenen Jahrzehnten bunter geworden sei und es bislang beispielsweise nur Schätzungen über die Zahl der Muslime gebe.

«Solange nicht bekannt ist, wie viele Schüler muslimischen Glaubens in Deutschland leben, kann auch der Bedarf für den islamischen Religionsunterricht an den Schulen nicht zuverlässig ermittelt werden», betont der CDU-Politiker. «Dies gilt ebenso für die Entwicklung von universitären Bildungsangeboten für islamische Geistliche oder die Planung von Altenheimen und Pflegeeinrichtungen, die kultursensibel auf muslimische Besonderheiten achten.» Wichtig sei die Zählung auch, um die Repräsentativität zahlreicher muslimischer Verbände besser einschätzen zu können, so der Integrationsminister. Voraussetzung dafür sei das Wissen, wie viele Sunniten, Schiiten und Aleviten tatsächlich im Land leben.

Nach Darstellung Laschets ist die Abfrage der Religionszugehörigkeit auch für die Kirchen wichtig. «Wenn sie auch künftig in der bewährten Weise subsidiäre Aufgaben für den Staat übernehmen, Kindergärten und Schulen, Krankenhäuser und Alteneinrichtungen unterhalten sollen, dann brauchen sie verlässliche Daten über die Lebenssituation ihrer Kirchenmitglieder.»