Erdogan hatte bei seinem Deutschlandbesuch am vergangenen Wochenende angekündigt, er werde sich für ein Pilgerzentrum aussprechen, wenn die Kirche dies wünsche. Die antike Hafenstadt Tarsus ist der Geburtsort des Apostels Paulus, zu dessen Ehren Papst Benedikt XVI. für 2008 ein internationales "Paulus-Jahr" ausgerufen hat.
"Natürlich wäre uns ein Neubau am liebsten", so Padovese gegenüber der Zeitung. Aber auch die Nutzung einer seit Jahrzehnten als Museum genutzten Kirche sei denkbar. "Das ist besser als nichts." Allerdings sei das Gotteshaus für den erwarteten Pilgeransturm zu klein. Hinzu komme, dass nach derzeitigen Bestimmungen Kreuze und Ikonen nur während der Gottesdienste aufgestellt werden dürften.
Was der Pilgerort brauche, sei ein großer Saal und sanitäre Einrichtungen. Laut Padovese bearbeiten türkische Behörden den Fall bereits. So sei eine Vorbereitungskommission eingesetzt worden. An den Verhandlungen beteiligten sich auch Behördenvertreter aus Ankara.
Anregung des Kölner Kardinals Joachim Meisner
Der Plan geht auf eine Anregung des Kölner Kardinals Joachim Meisner zurück. Er hatte ein christliches Pilgerzentrum und eine Kirche in der Geburtsstadt des Apostels Paulus angeregt. Dies könne ein Zeichen der Religionsfreiheit und ein "Beitrag zur Entspannung" zwischen Muslimen und Christen sein. Auch die Bundestagsfraktion der CDU/CSU unterstützt den Wunsch der katholischen Kirche.
Religiöse Minderheiten hatten in der Türkei bis November 2006 keine Möglichkeit, Grundbesitz zu erwerben. In den vergangenen Jahren kritisierte dies regelmäßig auch die EU-Kommission in ihren Fortschrittsberichten mit Blick auf einen möglichen EU-Beitritt der Türkei.
Zeitung: Türkische Bischöfe bitten Erdogan um Pilgerzentrum
Beim Wort genommen
Die türkische katholische Bischofskonferenz will sich bei Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan für den Bau eines christlichen Pilgerzentrum im südtürkischen Tarsus einsetzen. Ein von den sieben Bischöfen unterzeichneter Brief werde "in den nächsten Tagen" verschickt, sagte der Apostolische Vikar von Anatolien, Luigi Padovese, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Die Bischöfe kommen damit auf ein Angebot Erdogans und eine Anregung des Kölner Erzbischofs Joachim Meisner zurück.
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