Kardinal Meisner schlägt Kirche in der Türkei vor

"Beitrag zur Entspannung"

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner schlägt der Türkei vor, als Zeichen der Religionsfreiheit und "Beitrag zur Entspannung" den Bau eines christlichen Pilgerzentrums im südtürkischen Tarsus zu ermöglichen. Die antike Hafenstadt ist der Geburtsort des Apostels Paulus, zu dessen Ehren Papst Benedikt XVI. für 2008 ein internationales "Paulus-Jahr" ausgerufen hat.

Seit 1983 Kardinal: Erzbischof Joachim Meisner (DR)
Seit 1983 Kardinal: Erzbischof Joachim Meisner / ( DR )

"Wir Christen besitzen aber in Tarsus nichts", so Meisner. Daher habe er die Türkisch-Islamische Union Ditib um Unterstützung gebeten, "dass wir dort ein Pilgerzentrum und eine kleine Kirche bauen können". Das wäre "ein starkes Zeichen der Verständigung und würde hier in Köln zum Ausgleich beitragen", sagte der Kardinal mit Blick auf die Kölner Moscheebau-Debatte im "Kölner Stadt-Anzeiger". Er wolle "niemanden unter Druck setzen oder gar erpressen, sondern eine Brücke bauen, damit die Dinge auch hier in Köln leichter werden".

Das Katholische Büro, die Vertretung der Deutschen Bischofskonferenz im politischen Berlin, unterstützt Meisners Anliegen. Es habe Meisners Initiative im Oktober der türkischen Botschaft vorgetragen, sei damit aber "abgeblitzt", wie der Leiter des Büros, Karl Jüsten, sagte. Botschaftsrat Kemal Tüzün erklärte, ihm sei weder die Anfrage noch das Projekt in Tarsus bekannt.

Gesprächsangebot der Ditib
Der Ditib-Dialogbeauftragte Bekir Alboga signalisierte laut "Stadtanzeiger" Unterstützung für Meisner und sprach von einer "Offenheit" der türkischen Religionsbehörde Diyanet. Deren Zustimmung reiche aber in einem so vielschichtigen Fall "sicherlich nicht aus". Alboga schlug dem Kardinal ein vertrauliches Treffen vor, um das Anliegen im Gespräch zu konkretisieren "und unsere Möglichkeiten abzuwägen, wie wir Sie unterstützen können". Meisner bestätigte das Gesprächsangebot, räumte aber gleichzeitig ein, in der Sache sei man "noch kein Stück weiter".

Religiöse Minderheiten hatten in der Türkei bis November 2006 keine Möglichkeit, Grundbesitz zu erwerben. In den vergangenen Jahren kritisierte dies regelmäßig auch die EU-Kommission in ihren Fortschrittsberichten zur Lage in der Türkei mit Blick auf einen möglichen EU-Beitritt.