Papst ordnet Sparmaßnahmen für den Vatikan an

Zehn Prozent weniger für Kardinäle

Auch der Vatikan leidet unter finanziellen Einbußen durch die Corona-Pandemie. Gespart wird auch am Gehalt der Mitarbeiter, allerdings müssen hauptsächlich die oberen Gehaltsklassen verzichten.

Vatikan (Symbolbild) / © Christian Fernandez (shutterstock)
Vatikan (Symbolbild) / © Christian Fernandez ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Der Vatikan hat angekündigt, dass er die Gehälter seiner Mitarbeiter kürzt. Grund sei die Finanzkrise. Hat die mit der Corona-Pandemie zu tun?

Gudrun Sailer (Redakteurin Radio Vatikan/Vatican News): Auf jeden Fall. Der Vatikan lebt ja zum Teil von Spenden, zum Teil von Investitionen, zum kleinen Teil auch von Mieteinnahmen. Alle Einnahmequellen sind schwer beeinträchtigt durch die Corona-Pandemie. Zugleich will der Papst mehr Geld in die Fürsorge stecken, denn es leiden ja nicht die Vatikan-Mitarbeiter, sondern die vielen Millionen Armen, die draußen in der Welt die ersten sind, die "wirklich" an den Folgen dieser Pandemie leiden.

DOMRADIO.DE: Wen betreffen denn die Kürzungen. Gelten die auch für Kardinäle und den Papst selbst?

Sailer: Die Kürzungen betreffen die – in Anführungszeichen – Reicheren im Vatikan eher als die Ärmeren. Also Kardinäle ganz bestimmt. Die müssen eine Kürzung von zehn Prozent ihres Gehalts wegstecken. Die Präfekten und Sekretäre der Kuriendikasterien erhalten ab 1. April acht Prozent weniger Gehalt, Kleriker und Ordensleute minus drei Prozent. Bei den Laien, die nicht in Führungspositionen sind, also beim "Fußvolk", hat der Papst nicht direkt eine Gehaltskürzung angeordnet, aber vorgesehene Gehaltserhöhungen für zwei Jahre ausgesetzt. Alle paar Jahre erhält man im Vatikan eine – allerdings recht bescheidene – Gehaltserhöhung, das fällt jetzt zwei Jahre lang weg. Ausgenommen von dieser Regelung sind die niedrigsten drei Gehaltsstufen. Also die Laien, die am wenigsten verdienen im Vatikan, denen wird nicht noch etwas weggenommen. Und noch eine Ausnahme: sollte jemand krank sein, dann wird sein oder ihr Gehalt nicht gekürzt.

DOMRADIO.DE: Wie viele Mitarbeiter sind denn da betroffen – auch die von Radio Vatikan?

Sailer: Der Papst hat im Vatikan – Vatikanstaat und Heiliger Stuhl zusammen – etwa 4.500 Angestellte. Ich weiß nicht genau, wieviele davon Priester und Ordensleute sind, aber es sind sicherlich weniger als die Hälfte. Die Sache mit den blockierten Gehaltsvorrückungen betrifft aber die meisten. Nur, wie gesagt, das sind eher Peanuts. Wichtig ist, und das hat der Papst mehrfach betont: Betriebsbedingte Kündigungen im Vatikan wird es nicht geben. Nur eben einige Einsparungen. Aus Solidarität mit allen da draußen, die es noch viel, viel schlechter getroffen haben. Deshalb wird das auch mitgetragen von den Papst-Mitarbeitern, soweit ich sehe. 

Das Gespräch führte Johannes Schröer.


Gudrun Sailer / © privat
Gudrun Sailer / © privat
Quelle:
DR