Zehn Jahre nach dem Welternährungsgipfel in Rom: Kirche sieht kaum Erfolge im Kampf gegen den Hunger

Das Millenniumziel in weiter Ferne

Die katholische Kirche sieht wenig Erfolge im Kampf gegen den weltweiten Hunger. Zehn Jahre nach dem Welternährungsgipfel in Rom müsse die UN-Ernährungsorganisation FAO zugeben, dass man dem Millenniumziel den Hunger bis 2015 zu halbieren, nicht wirklich näher gekommen sei, bilanzierte der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Hilfswerk Misereor, Hamburgs Erzbischof Werner Thissen, am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur.

 (DR)

Die katholische Kirche sieht wenig Erfolge im Kampf gegen den weltweiten Hunger. Zehn Jahre nach dem Welternährungsgipfel in Rom müsse die UN-Ernährungsorganisation FAO zugeben, dass man dem Millenniumziel den Hunger bis 2015 zu halbieren, nicht wirklich näher gekommen sei, bilanzierte der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Hilfswerk Misereor, Hamburgs Erzbischof Werner Thissen, am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Die absolute Zahl der Hungernden steigt wieder an. Das ist ein Versagen, das oft statistisch schöngeredet wird", so Thissen mit Blick auf das nächste FAO-Treffen am Montag in Rom.

"Verbraucher in reichen Ländern tragen Verantwortung"
Weltweit werde zwar genug Nahrung produziert, sagte der Erzbischof. Sie werde aber nicht richtig verteilt. In einzelnen Ländern wie China und Vietnam seien durch Wirtschaftswachstum Fortschritte zu verzeichnen. Die Ernährungslage habe sich dort wie auch in Südamerika und der Karibik verbessert, weil die Regierungen die Landwirtschaft unterstützten. Dennoch wachse die Kluft zwischen Arm und Reich. Als größten Erfolg der FAO in den vergangenen fünf Jahren bezeichnete Thissen die freiwilligen Richtlinien zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung. Richtig sei auch, dass die Organisation wieder Investitionen in die Landwirtschaft und in ländliche Räume in den Vordergrund stelle.

Thissen hob die Verantwortung der Verbraucher in reichen Ländern hervor. Energieverbrauch und Klimawandel wirkten sich negativ auf Entwicklungsländer aus. Auch Billigprodukte, die von ausgebeuteten Arbeitern unter ungerechten Bedingungen erstellt würden, gingen "zu Lasten der Armen". Das gelte auch für den hohen Konsum von Fleisch aus Tierfabriken, für das weite Landflächen sowie viel Wasser und Energie verbraucht werden müssten. "Hier trägt jeder von uns persönlich Verantwortung", erklärte der Bischof.