Köhler appelliert an Deutsche - Hilfsorganisationen machen Regierung Vorwürfe

Welternährungstag: Kampf gegen den Hunger

Bundespräsident Köhler hat die Deutschen aufgerufen, zum Kampf gegen den Hunger in der Welt beizutragen. Millionen von Menschen seien betroffen, erklärte Köhler in einer Ansprache anlässlich der Woche der Welthungerhilfe. Hungernden helfen zu können, sei kein Opfer, erklärte der Bundespräsident.

 (DR)

Bundespräsident Köhler hat die Deutschen aufgerufen, zum Kampf gegen den Hunger in der Welt beizutragen. Millionen von Menschen seien betroffen, erklärte Köhler in einer Ansprache anlässlich der Woche der Welthungerhilfe. Hungernden helfen zu können, sei kein Opfer, erklärte der Bundespräsident. Mehrere Hilfsorganisationen haben derweil der Bundesregierung vorgeworfen, im Kampf gegen den weltweiten Hunger versagt zu haben. Hören Sie auch Sabine Pott von der Welthungerhilfe im domradio-Interview zum "kaum noch erreichbaren Ziel der Industrienationen, den Hunger der Welt bis 2015 zu halbieren".

Nach UN-Angaben leiden derzeit mehr als 850 Millionen Menschen weltweit an Hunger. Jeden Tag sterben 18.000 Kinder an Unterernährung. Zum heutigen Welternährungstag schlagen deshalb die Hilfsorganisationen Alarm.

Versagen im Kampf gegen den Hunger
In der "Frankfurter Rundschau" kritisieren das Forum Umwelt und Entwicklung, Misereor, Brot für die Welt, Fian Deutschland und Germanwatch "drastische Einsparungen" in der Entwicklungshilfe. Gleichzeitig gebe das Forschungsministerium jährlich 200 Millionen Euro für die Erforschung der Gentechnik in der Landwirtschaft aus. Diese aber helfe den Kleinbauern in den Entwicklungsländern nicht.

Die Zahl der Hungernden weltweit ist den Angaben zufolge in den vergangenen zehn Jahren von 840 auf 854 Millionen Menschen gewachsen. 1996 hatte Deutschland gemeinsam mit anderen Regierungen auf dem Welternährungsgipfel in Rom versprochen, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren.

Ausbildung als Mittel gegen Armut
Die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble, erklärte am Wochenende in München, eines der wirksamsten Mittel gegen Hunger und Armut sei die Ausbildung der Kinder. Weltweit könnten rund 100 Millionen Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule gehen, davon 42 Millionen in Afrika und 46 Millionen in Südasien, sagte sie bei der Eröffnung der "Woche der Welthungerhilfe".

Unter dem Motto "Niemand isst für sich allein" startete das Evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" zum Welternährungstag eine neue Kampagne, um auf die Ursachen der katastrophalen Ernährungslage weltweit und auf negative Folgen des Welthandels mit Lebensmitteln aufmerksam zu machen. "Wenn wir beim Kauf von Lebensmitteln sparen, bezahlen afrikanische Kleinbäuerinnen oder lateinamerikanische Plantagenarbeiter häufig mit der Beeinträchtigung ihrer Umwelt, ihrer Gesundheit oder ihres Einkommens", sagte die Direktorin Cornelia Füllkrug-Weitzel. Die Bundesregierung solle bei der Europäischen Union darauf hinwirken, dass Agrarsubventionen nicht zu einer Überschussproduktion führten oder für Dumping benutzt würden.

Bereits am Freitag hatte das Bischöfliche Hilfswerk Misereor massive Anstrengungen zur Bekämpfung des Hungers in der Welt gefordert. Das Millenniumsziel der UNO, bis 2015 die Zahl der Hungernden zu halbieren, rücke in immer weitere Ferne, erklärte Hauptgeschäftsführer Josef Sayer in Aachen. Er wies darauf hin, dass weltweit genügend Nahrungsmittel zur Verfügung stünden.
Hunger sei in erster Linie ein Verteilungsproblem. Deshalb seien die Entwicklung des ländlichen Raums und der Zugang der Armen zum Land Schlüssel zur Verbesserung der Situation.
(KNA,rd)