ZdK-Vizepräsident hofft auf Veränderungen in der Kirche

"Der Synodale Weg ist eine Chance"

Vertreter aus Kirche, Medien und Politik haben auf dem 102. Katholikentag in Stuttgart über die Zukunft der Kirche diskutiert. Der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Söding, setzt auf Reformen.

Thomas Söding / © Harald Oppitz (KNA)
Thomas Söding / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind Theologe und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Was bedeutet Ihnen dieses Amt?

Prof. Thomas Söding (Professor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken / ZdK): Für mich ist das sehr wichtig, weil Theologie eine öffentliche Aufgabe hat. Es gibt Theologie in der Kirche und es gibt Theologie in der Gesellschaft. Da habe ich nun die große Chance, die Schnittstelle gefunden zu haben.

DOMRADIO.DE: Sie haben vier Kolleginnen und Kollegen im Präsidium, aber Sie sind der einzige Theologe. Heißt das, Sie sind für den theologischen Input zuständig?

Söding: Wir haben tatäschlich ein bisschen überlegt, wer welche Aufgaben übernehmen könnte. Die Bereiche sind nicht trennscharf abgegrenzt, aber in der Tat muss ich Theologie liefern und ich bemühe mich, das Beste zu machen.

Thomas Söding mit Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK beim 102. Deutschen Katholikentag in Stuttgart.  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Thomas Söding mit Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK beim 102. Deutschen Katholikentag in Stuttgart. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie sieht denn Ihr Alltag im ZdK-Präsidium aus?

Söding: Man muss sehr viel sprechen und koordinieren. Mein Schwerpunkt sind die kirchlichen Aufgaben. Wir haben aber auch viele politische Aufgaben. Wir müssen in Berlin andocken. Wir treffen uns regelmäßig und reden miteinander. Gott sei Dank verstehen wir uns alle gut. Es ist ein lebendiger Austausch und de facto auch eine Form von "Kirche sein".

DOMRADIO.DE: Der Synodale Weg ist auch großes Thema beim Zentralkomitee. Merkte man das auch auf dem Katholikentag?

Söding: Auf jeden Fall. Zum einen wird uns gespiegelt, dass wir die richtigen Themen haben. Natürlich gibt es viel mehr Themen, aber die Themen, die beim Synodalen Weg auf der Tagesordnung stehen, müssen bearbeitet werden: Macht und Gewaltenteilung, Frauen in der Kirche, Sexualmoral, welche Priester brauchen wir?

Zum anderen schaffen wir hier Öffentlichkeit. Es ist ganz klar, dass die Erwartungen, dass sich bei uns in der Kirche etwas ändert, sehr sehr groß sind. Und der Synodale Weg ist so eine Chance, die wir jetzt nutzen.

DOMRADIO.DE: Da sind Sie guter Dinge?

Thomas Söding, ZdK-Vizepräsident

"Viele haben uns das nicht zugetraut"

Söding: Ich bin da voller Hoffnung. Bislang ist es trotz Corona und trotz der kirchlichen Krise gut gelaufen. Viele haben uns das nicht zugetraut, aber wir haben uns nicht auseinanderdividieren lassen.

Natürlich gibt es Auseinandersetzungen und Missverständnisse. Angeblich wollten wir das Priestertum abschaffen, so hieß es in der Öffentlichkeit. Eine absurde Vorstellung! Das konnten wir wieder geraderücken und klarstellen.

Im Moment sind wir an dem Punkt zu sagen: Wir sind hier nicht auf einem Sonderweg. Wir machen das in Deutschland und bringen unsere Positionen auch in die internationale Kirche mit ein.

DOMRADIO.DE: Endlich wieder Katholikentag. Wie haben Sie die Atmosphäre bei diesem 102. Katholikentag in Stuttgart wahrgenommen?

Söding: Die Atmosphäre war gut und das ist das Wichtige. Wir haben so viele negative Nachrichten in der Kirche. Viele könnten sozusagen Depressionen wegen der Kirche kriegen.

Nein, es gibt ein anderes Gesicht, ein lächelndes Gesicht. Es gibt hier eine Stadt, die einen fantastischen Kontext geschaffen hat. Wir haben einen blauen Himmel über uns, wir haben die richtigen Themen. Von daher bin ich sehr zufrieden.

DOMRADIO.DE: Worüber haben Sie sich besonders gefreut in diesen vier Tagen?

Söding: Ich habe sehr viel mit Netzwerken zu tun, was mit meiner Aufgabe zusammenhängt. Das finde ich unglaublich spannend. Es gibt ein starkes Interesse auch aus der Politik, aus der Kultur. Wir haben eine interreligiöse Dimension. Da konnte ich hingehen, präsent sein, mit Menschen sprechen, zuhören, aber ich möchte auch sagen: Das sind wir: ZdK, Katholikentag, Stuttgart.

Das Interview führte Susanne Becker-Huberti.

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Es vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.

Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)  / © Harald Oppitz (KNA)
Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR