Debatte um Reformen auf dem Katholikentag

Unterstützung des Synodalen Weges gefordert

Nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bätzing, ist es traurig, wenn Menschen die Kirche aus Frust heraus verlassen. Bei mehreren Veranstaltungen am Samstag ging es um Ökumene und die Erneuerung der Kirche.

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, beim Katholikentag 2022 in Stuttgart / © Marijan Murat (dpa)
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, beim Katholikentag 2022 in Stuttgart / © Marijan Murat ( dpa )

"Wir dürfen die Menschen nicht wegen Blockierungen in der Kirche um Gott betrügen", sagte der Limburger Bischof am Samstag auf einem Podium des 102. Deutschen Katholikentages in Stuttgart zum "Synodalen Weg".

Logo Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Manche Gläubige seien frustriert, weil man einige Fragen seit Jahrzehnten diskutiere, und doch der Eindruck entstehe, dass sich nichts bewege, sagte Bätzing. Er ermuntere die Kirchenbasis, die eigenen Bischöfe daran zu erinnern, was bereits im Synodalen Weg beschlossen sei.

Zudem sei es wichtig, dass Unterstützer des Synodalen Weges deutlich ihre Meinung kundtun, sagte Bätzing, der auch Präsident des Synodalen Weges in Deutschland ist. Denn Kritiker des Reformprozesses Synodaler Weg seien hervorragend vernetzt und lautstark. Deshalb bestehe die Gefahr, dass der Eindruck entstehe, dass der Synodale Weg keinen Rückhalt unter den Katholiken habe.

Den Ruf nach Kirchenreformen gebe es nicht nur in Deutschland. Die Rolle von Frauen in der Kirche etwa werde im kommenden Jahr im Oktober auf der Weltsynode in Rom eine erhebliche Rolle spielen, sagte der Limburger Bischof.

"Schrei" nach Reformen

Irme Stetter-Karp / © Marijan Murat (dpa)
Irme Stetter-Karp / © Marijan Murat ( dpa )

Der Katholikentag "schreit nach Reformen in der Kirche", fügte Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), hinzu. Der gastgebende Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, forderte katholische Christen dazu auf, in ihrer Kirche zu bleiben und sich zu engagieren.

Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, sagte, praktisches Christentum mit seinem diakonischen und karitativen Handeln sei immer noch glaubwürdig. In diesem Bereich könnten die Kirchen noch viel enger zusammenarbeiten. Außerdem könne man von der Kirche in Ostdeutschland lernen, wie man auch in einer Minderheitensituation sehr glaubwürdig sein könne.

Kritik am Reformtempo

Thomas de Maizière, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Nürnberg im kommenden Jahr, äußerte sein Unverständnis über die anhaltende Trennung beim Abendmahl. Obwohl Protestanten und Katholiken bei den rituellen Einsetzungsworten im Deutschen exakt dieselben Worte verwendeten, gebe es weiterhin Hürden, beklagte der frühere CDU-Bundesminister unter anhaltendem Applaus.

Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode  / © Jens Schulze (epd)
Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode / © Jens Schulze ( epd )

Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sagte, sie nehme wahr, dass es beim Synodalen Weg am Ende in der Gunst der Bischöfe liege, ob und wie die Ergebnisse des Synodalen Weges umgesetzt werden. Dies gelte es aufzubrechen.

Wichtig sei, im Blick zu behalten, dass die Synode nicht nur berate, sondern auch ihre Diskussionen in die Breite trage und die Stimmung der Kirchenbasis wahrnehme. Die Präses stellte fest, dass das unterschiedliche Kirchenverständnis in der evangelischen und der katholischen Kirche auch unterschiedliche synodale Prozesse erfordere. Sie ermutigte dazu, einen jeweils eigenen Weg zu entdecken und diesen auch wirklich zu gehen.

Ökumene wichtiges Thema in Stuttgart

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)
Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz ( KNA )

In einem Gottesdienst wurde in Stuttgart am Samstag auf die nächste Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe eingestimmt, dem weltweit wichtigsten ökumenischen Treffen. Zuletzt trafen die Teilnehmer 2006 in Brasilien und 2013 in Südkorea zusammen. Der Weltkirchenrat vertritt mehr als 500 Millionen Christinnen und Christen. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet aber in bestimmten Gremien mit.

Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) haben sich gemeinsam auf den sogenannten Synodalen Weg gemacht, der über notwendige Reformen berät. In vier Synodalforen wird dieser Versammlung zugearbeitet. Diese beschäftigen sich mit den Themen Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, Leben in gelingenden Beziehungen, Priesterliche Existenz heute und Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche. Die letzte Versammlung findet 2023 statt.

Der am Sonntag zu Ende gehende 102. Deutsche Katholikentag steht unter dem Motto "Leben teilen". Zu dem am Mittwochabend eröffneten Christentreffen haben sich laut Veranstaltern rund 27.000 Menschen angemeldet.

 

Quelle:
epd