ZdK-Präsident Sternberg zieht positive Bilanz der Dortmunder Regionalkonferenz

"Ein guter Zwischenschritt"

Fünf Orte - eiin Weg: Corona zwingt den Synodalen Weg dazu, die zweite Runde der Diskussionen aufzusplitten. Für ZdK-Präsident Sternberg bringt dieser Schritt nicht nur Nachteile.

Thomas Sternberg / © Harald Oppitz (KNA)
Thomas Sternberg / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie haben auf der Regionalkonferenz in Dortmund das Präsidium des Synodalen Wegs vertreten. Was ist ihr Fazit des Tages?

Prof. Dr. Thomas Sternberg (Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken): Ich hatte schon den Eindruck, dass die Papiere sehr positiv angenommen worden sind, wir haben hier wirklich eine breite Zustimmung gehört, allerdings auch eine Problematisierung, zum Teil auch den Wunsch, noch deutlicher aufzutreten. Insgesamt muss man sagen, die Dortmunder Regionaltagung zeigte, dass wir hier zumindest keine scharfen Gegner des Prozesses und der Texte gehabt haben. Keiner, der sich jetzt gemeldet hätte und wirklich massive Gegenposition bezogen hätte. Wir haben im Grunde genommen sehr unterschiedlich, aber einvernehmlich miteinander gesprochen über diese Texte. Ich habe hier keine Fundamentalopposition erlebt.

DOMRADIO.DE: Dabei sind diese fünf Regionalkonferenzen ja eine Corona-Notlösung. Ist die Kalkulation aufgegangen?

Sternberg: Die Regionalkonferenzen haben sich bewährt. Das sind im Grunde genommen fünf Arbeitsgruppen der Vollversammlung. Mit 50 Leuten kann man eben auch so miteinander reden, dass tatsächlich eine Rednerliste komplett abgearbeitet wird. Wir hatten mit den 75 Minuten, die wir über das Corona-Thema sprachen, mit den knapp 100 Minuten, die wir jeweils für die beiden Foren hatten, mit der Einführung schon am Vormittag so viel Zeit, dass man wirklich ausdiskutieren konnte. Das ist mit 230 Leuten natürlich nicht möglich. Insofern war das ein ganz guter Zwischenschritt, der natürlich aus der Not geboren war, aber sich sehr bewährt hat. Wir haben tatsächlich fünf Orte, der Weg bleibt, und der Weg ist derselbe.

DOMRADIO.DE: Sie sagen, es habe hier in Dortmund keine "Fundamentalopposition" gegeben. Umgedreht gefragt: Muss man sich nicht auch aktiv mit der anderen Seite konfrontieren, um in der Debatte voran zu kommen?

Sternberg: Ich glaube, es gibt keine andere Seite. Ich habe das schon mehrfach gesagt. Wir haben ganz wenige, ganz Einzelne in der Synodalversammlung, die wirklich grundsätzlich gegen das alles sind. Ich rufe nochmal in Erinnerung: Der Prozess ist einstimmig von der Bischofskonferenz beschlossen worden, dann einstimmig vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken befürwortet worden und einstimmig sind die Satzungen in den beiden Gremien verabschiedet worden. Das heißt, wir sind hier nicht in irgendeiner Situation, wo es zwei Seiten gibt, auch wenn ich mir vorstellen könnte, dass das für Journalisten viel schöner wäre. Über 90 Prozent der synodalen Männern und Frauen wollen weiterkommen. Sie sind natürlich nicht in allem gleicher Meinung. Das ist ohne Frage. Sie wollen diskutieren, auch streiten. Aber sie vereint die Überzeugung, dass dieser Weg der richtige ist. Hier in Dortmund hatten wir keinen einzigen von dieser Fundamentalopposition. Man wird mal hören, was in anderen Orten war.

DOMRADIO.DE: Was nehmen Sie jetzt aus Dortmund mit für das Gespräch in Rom, das ansteht? Bischöfe und Laien sind ja zum klärenden Gespräch in den Vatikan geladen, um unter anderem die Rolle der Laien in Pfarrei-Leitungen zu klären.

Sternberg: Ich nehme mit, dass ich einfach erzähle, was hier der Fall ist. Und ich muss sagen, wenn Schwester Dr. Katharina Kluitmann, die Vorsitzende der Deutschen Ordensoberenkonferenz, uns sagt: Passt auf, dass ihr nicht allzu viel Arbeit, Sorgfalt und Mühe darauf verbringt, um um Gottes Willen am rechten Rand niemanden zu verletzen und gleichzeitig in Kauf nehmt, dass am anderen Rand die Menschen massenhaft die Kirche verlassen, dann ist das eine Aufforderung, die mir schon etwas unter die Haut gegangen ist.

DOMRADIO.DE:  Kölns Weihbischof Dominikus Schwaderlapp hat sich aus dem Synodalforum "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft " zurückgezogen, nimmt aber weiterhin am Synodalen Weg teil, was sagen Sie dazu?

Sternberg: Ich fand das Ausscheiden von Weihbischof Schwaderlapp sehr konsequent. Wenn ich der Meinung bin, es gibt nichts zu verändern, dann gibt es auch gar keinen Grund, warum ich in einem Forum mitarbeiten sollte, in dem es genau um solche Veränderungen geht. Wenn ich die Vorstellung habe, dass es eine wunderbare und konzise Lehre gibt, die nur richtig vermittelt werden muss, damit sie in ihrer Schönheit erkannt wird, ist es wahrscheinlich besser, nicht in einem Forum mitzumachen, die sich Reformen kümmern will. Insofern ist das ein konsequenter und sehr nachvollziehbarer, vernünftiger Schritt. Ich habe aber schon den Eindruck, dass eine ganz große Mehrheit sagt, dass eine Lehre, die so neben der Erfahrung zur Lebenswirklichkeit der Menschen vorbeiläuft, überhaupt keinen mehr interessiert. Die muss reformiert werden. Und übrigens ganz nebenbei: Der Papst selber hat in "Amoris Laetitia" wahrscheinlich sehr bewusst und mit sehr genauem Kalkül nicht den Katechismus nochmal heruntergeschrieben, sondern hat ganz andere Ansätze gemacht, ganz andere Perspektiven eingenommen. Wenn man das liest, wird einem,ganz deutlich, dass wir in der Frage der Reglementierungen dringend Veränderungen brauchen.

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch


Quelle:
DR
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