Regionenkonferenzen zur Rolle der Frauen in der Kirche

"Dass Frauen leiten können, wissen doch inzwischen alle"

Der synodale Vorbereitungs-Text zum Thema Frauen in der Kirche hatte im Vorfeld der Regionenkonferenzen für Wirbel gesorgt. Vor allem der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer äußerte Kritik. Nun kam das Thema auf den Tisch.

Teilnehmerin bei der Regionenkonferenz in Frankfurt / © Bert Bostelmann (KNA)
Teilnehmerin bei der Regionenkonferenz in Frankfurt / © Bert Bostelmann ( KNA )

Die theologische Kritik des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer am Inhalt eines synodalen Vorbereitungs-Textes zum Thema Frauen in der Kirche ist nach Ansicht des Limburger Bischofs Georg Bätzing berechtigt. Bätzing, der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, sagte am Freitag in Frankfurt, ihm sei wichtig, dass theologisch "sauber" gearbeitet werde.

Bätzing verwies auf eine Stelle des Textes, in der es heißt, Jesus habe Jüngerinnen und Jünger gehabt, aber niemanden geweiht. Bätzing betonte, dass die Kirche die Weiheämter Diakon, Priester und Bischof "unter Einwirkung des Heiligen Geistes" im Laufe der Geschichte geschaffen habe. Diese Entwicklung der Tradition müsse in dem Arbeitspapier angemessen berücksichtigt werden, wozu es eine "saubere Theologie" brauche. In diesem Punkt würde er sich Voderholzer anschließen, sagte Bätzing bei der Regionenkonferenz des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg in Frankfurt. Voderholzer hatte in einem Offenen Brief beklagt, der Arbeitstext lasse "jedes theologische Niveau vermissen".

Claudia Lücking-Michel, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sagte bei der Konferenz, natürlich habe es nach der Auferstehung Jesu "noch kein dreistufiges Weiheamt" gegeben. Zur Tradition der Kirche gehöre es aber auch, dass sich Kirche in der Geschichte deutlich entwickelt habe. Maria Magdalena sei "erst ziemlich spät zur Apostelin ernannt worden". Deshalb sei es nötig, auch heute in der Frage der Ämter für Frauen "weiter zu gestalten und nicht zu sagen: Jetzt ist Schluss".

ZdK-Mitglied Nicole Podlinski sagte, es sei höchste Zeit, dass sich für Frauen in der katholischen Kirche etwas ändere, wenn schon das "Urgestein" des westfälischen Katholizismus - die westfälischen Landfrauen - "in Scharen" zur Bewegung Maria 2.0 überliefen. Dies geschehe derzeit aber.

Theologin Knop: Frauen sind Ernstfall in der Amtsfrage

Unterdessen haben zahlreiche Teilnehmer der Berliner Regionenkonferenz des Synodalen Wegs haben am Freitag eine gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an kirchlichen Ämtern gefordert. Die Erfurter Dogmatik-Professorin Julia Knop sagte: "Manche sagen, die Frau ist der Ernstfall des Laien. Aber: Die Frauen sind auch der Ernstfall in der Amtsfrage." 

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Zum Frauen-Papier des Synodalen Wegs merkte die Theologin kritisch an, dass dessen Sprache die "Begründungslast" bei den Frauen belasse: "Sie müssen sich erklären, warum sie auch für Leitungsfunktion geeignet sind. Die Begründungslast muss aber bei der Institution liegen, wenn sie Gerechtigkeitsfragen nicht berücksichtigt und Frauen nicht an die Spitze kommen lässt." Knop sagte: "Wir Frauen sind doch nicht irgendeine förderungswürdige Gruppe, die Inklusion braucht. Dass Frauen leiten können, wissen wir doch inzwischen alle. Das sehen wir nicht nur bei Kanzlerin Merkel."

Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, sagte: "Die Frauenfrage ist die existenzielle für die Kirche. Wenn wir diese Frage nicht substanziell geklärt wird, dann werden meiner Einschätzung nach noch viel mehr Menschen die Kirche verlassen." In dieser Frage müsse man auch in Rom mehr Druck machen.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr zeigte sich diesbezüglich zweifelnd: "Wir als deutsche Kirche werden doch vielerorts kritisch gesehen, und deshalb bin ich auch skeptisch, ob wir da weltkirchlich wirklich etwas voranbringen können." Zugleich wiederholte er seine Auffassung, dass er eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt für "theologisch denkbar" halte.

Der Bundesvorsitzende des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, appellierte an die Delegierten: "Wir müssen in dieser Frage über neue theologische Argumente und Perspektiven nachdenken. Ich glaube, dass die Kategorie Geschlecht in der Kirche völlig überbewertet wird."

Der Berliner Moraltheologe Andreas Lob-Hüdepohl mahnte: "Wir sollten nicht nur über die Möglichkeiten innerhalb des bestehenden Kirchenrechts nachdenken, sondern auch darüber, wo das Kirchenrecht in diesen Fragen weiterentwickelt werden muss."

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige gab zu bedenken, dass bei Forderungen nach einer Frauenquote in kirchlichen Führungspositionen auch die Besonderheiten der Bistümer stärker berücksichtigt werden müssten. Für kleinere Bistümer sei das nicht immer leistbar. "Außerdem ist es gar nicht so leicht im Osten qualifiziertes Personal zu finden, auch zu unseren finanziellen Möglichkeiten. Wir haben da ganz klar einen Standortnachteil", so Feige.

Bischofs-Kritik an Frauenpapier des Synodalen Wegs zeigt Wirkung

Nach der Kritik des Regensburger katholischen Bischofs Rudolf Voderholzer an einem Papier zur Rolle der Frauen in der katholischen Kirche räumen die Verantwortlichen derweil Versäumnisse ein. Die Vorsitzende der zuständigen Arbeitsgruppe, die Münsteraner Theologieprofessorin Dorothea Sattler, entschuldigte sich am Freitag in München. Die Vorlage des Textes sei eine "Missachtung der Absprache" gewesen. Sie und der Mitvorsitzende, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, übernähmen die Verantwortung dafür. Die Veröffentlchung sei nicht in manipulativer Absicht geschehen, sondern allein Zeitgründen geschuldet.

Die Arbeitsgruppe zur Rolle der Frauen ist eines von vier Foren, die inhaltliche Vorarbeiten zu den Diskussionen beim Synodalen Weg leisten sollen. Voderholzer ist Mitglied dieses Forums. In einem Offenen Brief hatte der Regensburger Bischof beklagt, dass Textbestandteile publiziert worden seien, über die das Forum noch nicht beraten habe. Er selbst sei nicht einbezogen worden.

Außerdem, so Voderholzer weiter, lasse der Text "jedes theologische Niveau vermissen". In dem Text heißt es unter anderem, Jesus habe Jüngerinnen und Jünger gehabt und niemanden geweiht. Daraus waren in dem Text Forderungen für die Stellung der Frau in der Kirche abgeleitet worden.

Bode räumte ein, dass das Papier Sätze enthalte, "die sehr angreifbar sind". Die Einwände Voderholzers würden auch bei der nächsten Sitzung des Forums am 28. September erörtert. Sattler und Bode äußerten sich im Rahmen von fünf regionalen Treffen des Synodalen Wegs. Im Vorfeld der Beratungen war das Papier veröffentlicht worden.

 

Bischof Bätzing (KNA)
Bischof Bätzing / ( KNA )

 

Julia Knop / © Harald Oppitz (KNA)
Julia Knop / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Bischof Rudolf Voderholzer bei Synodalversammlung / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Rudolf Voderholzer bei Synodalversammlung / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Karin Kortmann, Vizepräsidentin des ZdK / © Harald Oppitz (KNA)
Karin Kortmann, Vizepräsidentin des ZdK / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Claudia Lücking-Michel / © Bert Bostelmann (KNA)
Claudia Lücking-Michel / © Bert Bostelmann ( KNA )

 

Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz (KNA)
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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