Gericht verurteilt griechisches Patriarchat wegen Diebstahl

Zahlungen an jüdischen Nationalfonds

Ein Jerusalemer Gericht hat das griechisch-orthodoxe Patriarchat zur Zahlung von umgerechnet 11,4 Millionen Euro verurteilt. Damit soll ein über 20 Jahre zurückliegender Diebstahl kompensiert werden.

Blick auf Jerusalem / © Lucky-photographer (shutterstock)
Blick auf Jerusalem / © Lucky-photographer ( shutterstock )

Die Zahlung geht an den jüdischen Nationalfonds (JNF). Das berichtet das Nachrichtenportal "i24-News" (Donnerstag) unter Berufung auf die Zeitung "Times of Israel". Ferner muss das Patriarchat die Prozesskosten in Höhe von knapp 70.000 Euro übernehmen.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass zwei Betrüger, die zuvor auch wegen Veruntreuung von Kirchengeldern verurteilt wurden, dem jüdischen Nationalfonds 17,5 Millionen Euro gestohlen hatten. Die beiden Männer, Yaakov Rabinowitz und David Morgenstern, wurden zudem verurteilt, die 17,5 Millionen Euro zurückzuzahlen.

Privater Investor muss nach Kauf für Entschädigung aufkommen

Bei dem Verfahren ging es um Pachtverträge für Land im Zentrum Jerusalems, die das Patriarchat in den Jahren 1951 und 1952 mit dem JNF geschlossen hatte. Die Pachtdauer beträgt laut Bericht 99 Jahre und räumten dem JNF das Recht ein, die Verträge bei Auslaufen zu verlängern. Als der JNF im Jahr 2000 eine vorzeitige Verlängerung der Verträge anstrebte, versprachen Rabinowitz und Morgenstern, für 17,5 Millionen Euro eine Pachtverlängerung beim Patriarchat zu erwirken. Tatsächlich unterzeichnete der damalige Patriarch Diodorus I. die Verträge, die dem bereits bettlägerigen Patriarchen als Osterkarte präsentiert worden seien.

Nach Bekanntwerden des Betrugs entschied ein Strafgericht demnach die Vertragsverlängerung zu annullieren. Das Land wurde daraufhin an einen privaten Investor verkauft, der laut Vereinbarung mit dem Patriarchat für die Entschädigungszahlung an den JNF aufkommen muss. Ein Anwalt des Unternehmens sagte gegenüber der "Times of Israel", die Summe falle im Vergleich zum heutigen Wert der Grundstücke nicht ins Gewicht.

Landverkäufe sorgten bereits in Vergangenheit für Streit

Der JNF begrüßte das Urteil, wie es hieß. Die Entschädigung erfolge für einen 2008 mit der Kirche vereinbarten Kompromiss in Höhe von 11,4 Millionen Euro, den die Kirche nicht unterzeichnet habe.

Der Umgang der griechisch-orthodoxen Kirche mit Ländereien im Heiligen Land hat in der Vergangenheit wiederholt für Streit gesorgt: Der Vorgänger des amtierenden Patriarchen Theophilos III., Irinaios I., war 2005 nach nur vierjähriger Amtszeit über einen Skandal um undurchsichtiger Landverkäufe an israelische Geschäftsleute gestürzt. Auch Theophilos III. wurden wiederholt ähnliche Vorwürfe gemacht.

Betroffen sind unter anderem zahlreiche jüdische Mieter in Jerusalem, wo ganze Stadtviertel auf Land stehen, das die Kirche kurz nach Staatsgründung Organisationen wie dem Jüdischen Nationalfonds in Langzeitverträgen überließ. Wenn die Pacht in den kommenden Jahrzehnten ausläuft, fällt das Land samt Bebauung an den Besitzer zurück. Dieser ist jedoch laut Medienberichten in vielen Fällen nicht mehr die Kirche, die seit einigen Jahren Teile des Landes an Investoren verkauft habe.


Quelle:
KNA