Wunsch nach Stärkung Liberaler in russisch-orthodoxer Kirche

Förderprogramme aufsetzen

Die katholische Theologin Regina Elsner hat zur Stärkung liberaler Kräfte in der russisch-orthodoxen Kirche aufgerufen. In der Ukraine habe sich in der Vergangenheit gezeigt, welche Veränderungsprozesse möglich seien.

Eine orthodoxe Christin / © Klavdiia Arziukova (shutterstock)
Eine orthodoxe Christin / © Klavdiia Arziukova ( shutterstock )

Zwar spiele die orthodoxe Kirche eine "enorme Rolle" im Angriffskrieg auf die Ukraine, weil sie eine "religiös aufgeladene Kriegsideologie" unterstütze, erklärte Elsner am Dienstagabend in der Berliner Katholischen Akademie.

Seit Jahrhunderten gebe es in der russisch-orthoxen Kirche aber auch eine derzeit unterdrückte Tradition des "regen Austausches" mit theologischen Entwicklungen im Westen Europas, die gefördert werden müsse, betonte die Ostkirchen-Expertin an der Universität Münster.

Regina Elsner (privat)

Derzeit sei dies jedoch nur möglich, indem ins Ausland geflohene russisch-orthodoxe Theologen etwa durch Förderprogramme in die Lage versetzt würden, die verdrängten liberalen Traditionen ihrer Kirche wiederzubeleben, sagte Elsner.

In Russland selber sei dies kaum möglich, weil die orthodoxe Kirche dort immer noch in enger Abhängigkeit vom Staat sei und sich deshalb nicht mit gesellschaftlichen Forderungen nach mehr Freiheit auseinandersetze.

Veränderungsprozesse in der Ukraine

In der Ukraine habe sich dagegen in den vergangenen 30 Jahren gezeigt, welche Veränderungsprozesse möglich seien, wenn die orthodoxe Kirche aus der Gesellschaft dazu gedrängt werde, so die Ostkirchen-Expertin. Diese Entwicklung sei ein "Schreckensszenario für Russland" und unter anderem eine Erklärung für den Angriffskrieg.

Elsner sprach bei einer Veranstaltung mit dem Philosophen Vittorio Hösle über den Angriffskrieg auf die Ukraine. Auch Hösle wandte sich dagegen, "die Hoffnung aufzugeben, dass Völker sich verändern".

Zugleich warnte er davor, "die Macht von Traditionen zu unterschätzen". Mit Blick auf die russische Orthodoxie sei er "nicht sehr optimistisch".

Russisch-orthodoxe Kirche

Die russisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 150 Millionen Gläubigen die mit Abstand größte orthodoxe Nationalkirche. In Russland bekennen sich gut zwei Drittel der Bevölkerung zu ihr - etwa 100 Millionen Menschen. Fast alle übrigen früheren Sowjetrepubliken zählt das Moskauer Patriarchat ebenfalls zu seinem kanonischen Territorium.

Russisch-orthodoxe Kirche mit Baugerüst / © Balakate (shutterstock)
Russisch-orthodoxe Kirche mit Baugerüst / © Balakate ( shutterstock )
Quelle:
KNA