"Wir sind dabei, unser Tafelsilber zu verscherbeln", sagte er den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück.
Die Kirchengemeinden hätten die Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und sollten überlegen, "was man mit dem Gebäude tun könnte und wie man Leute findet, die bereit sind, sich dafür zu engagieren".
Diakonische Dimension neu entdecken
"Diese diakonische Dimension der Kirche sollten wir neu entdecken", forderte Gerhards. Kirchen gehörten nicht nur den Kirchengemeinden, sondern seien Orte für die ganze Bevölkerung. Anders als andere Einrichtungen stünden sie jedem offen. "Es ist unsere Aufgabe, dieses Potenzial von Kirchen neu zu entwickeln."
Der Wert von Gotteshäusern auch für Nichtgläubige zeige sich etwa in manchen ostdeutschen Orten. Dort gebe es viele Vereine, die sich für Erhalt und Wiederaufbau von Kirchen engagierten, so der Theologe.
Kirche als besonderer Raum
"Dabei ist in diesen Vereinen oft nicht ein einziger Christ." Aber auch für sie sei eine Kirche ein besonderer Raum, sagte Gerhards.
Solches Engagement verändere auch die Christen vor Ort. Die merkten dann, "dass es Anknüpfungspunkte gibt, dass neue Kooperationen denkbar sind und Möglichkeiten, auf neue Weise präsent zu sein".
Information: Am Donnerstag, 5. September, findet um 19.30 Uhr in der Kölner Kirche St. Ursula eine Gesprächsrunde unter dem Titel "Wohnt Gott nicht mehr hier? - Gespräch zum neuen römischen Dokument zur Nachnutzung von Kirchen" mit Prof. Dr. Albert Gerhards (Prof. em. für Liturgiewissenschaft) und Dr. Dominik Meiering (Leitender Pfarrer und Koordinator Köln-Mitte) statt.