Wie sich ZdK-Präsident Alois Glück den Katholikentag wünscht

"Keine Harmonieveranstaltung"

Vom 28. Mai bis 1. Juni richtet das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in Regensburg den 99. Deutschen Katholikentag aus. ZdK-Präsident Alois Glück sagt im Interview, was er sich von dem Christentreffen erwartet.

Regensburg (KNA)
Regensburg / ( KNA )

KNA: Herr Glück, Sie haben sich gewünscht, dass der Katholikentag in Regensburg ausdrücklich keine Harmonieveranstaltung wird. Worin wird sich das zeigen?

Glück: In der Offenheit der Themen und der Gesprächspartner. Natürlich ist Harmonie zunächst etwas Gutes, aber nicht um den Preis, dass kritische oder schwierige Fragen ausgespart werden. In diesem Sinn soll der Katholikentag eine Gelegenheit sein, bei der eigene Standpunkte mit Überzeugung, aber auch mit Respekt vor Andersdenkenden vertreten werden. Das ist eine gute Voraussetzung dafür, um Brücken zueinander zu bauen.

KNA: Von einer verbesserten Gesprächskultur war zuletzt in der katholischen Kirche Deutschlands des öfteren die Rede. Insofern könnte man den Katholikentag auch als Bewährungsprobe ansehen, ob das wirklich stimmt.

Glück: Ohne Zweifel ist in den letzten Jahren Positives gewachsen. Das war schon beim letzten Katholikentag 2012 in Mannheim so, und man wird es sicher auch in Regensburg spüren. Hinzu kommt, dass inzwischen mit Papst Franziskus geradezu ein mutiger Pionier angstfreier Kommunikation an der Spitze der Kirche steht. Er selbst spricht immer wieder Themen an, die verdrängt oder tabuisiert wurden. Das fördert auch die Bereitschaft und Fähigkeit, ehrlicher und offener miteinander zu reden. Was nicht gleichbedeutend ist mit Standpunktlosigkeit oder der Aufgabe von Überzeugungen.

KNA: Welche Tabus meinen Sie?

Glück: Etwa die Fragen, die jetzt in der Vorbereitung der Bischofssynode aufgegriffen werden, sei es in der Sexualmoral oder beim Umgang der Kirche mit geschiedenen Wiederverheirateten. Ich denke aber auch an notwendige Veränderungen der innerkirchlichen Kultur, wie sie vor allen Dingen durch die Vorgänge in Limburg aktuell geworden sind, die Transparenz von Finanzen und Entscheidungen. Es lässt sich auf Dauer eben nicht mehr alles hinter dem Anspruch einer hierarchischen Ordnung der Kirche undurchschaubar halten. Hier ist in den vergangenen Jahren schon ein Veränderungsprozess in Gang gekommen, den Papst Franziskus verstärkt.

KNA: Katholikentage werden langfristig geplant, manchmal wird die Planung von einer überraschenden Entwicklung eingeholt. Gibt es Themen, für die kurzfristig Platz geschaffen werden musste?

Glück: Eigentlich nicht. Aber es gibt überraschende Aktualitäten. Denken Sie an die Europapolitik. Eine Veranstaltung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, wenige Tage nach der Europawahl, hatten wir dazu schon frühzeitig geplant. Jetzt rückt die ernste Sorge wegen eines möglichen Erfolgs der Rechtspopulisten und die ganze Entwicklung in der Ukraine das Thema weiter in den Mittelpunkt.

KNA: "Mit Christus Brücken bauen" lautet das Motto des Christentreffens. Welche Überbrückung ist Ihnen persönlich am wichtigsten?

Glück: Innerkirchlich: Dass wir die unterschiedlichen Glaubenswege und Frömmigkeitsformen wechselseitig ernst nehmen und dass Gruppen nicht mehr länger für sich die alleinige Deutungshoheit darüber beanspruchen, was katholisch ist. Gesellschaftspolitisch: Dass wir uns besser einlassen auf das Verständnis anderer Kulturen, auch mit Blick auf die Asylsuchenden und Zuwanderer. Nach unserem christlichen Menschenbild haben alle Menschen die gleiche Würde. Das sollte Richtschnur unseres Handelns sein.

KNA: Welche Veranstaltung, auf der Sie nicht selbst als Akteur auftreten, werden Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen?

Glück: Das ist eine schwierige Frage (lacht), weil ich nämlich total verplant bin.

KNA: Ergänzen Sie diesen Satz: Um ein Erfolg zu werden, muss der Katholikentag...?

Glück: ...sowohl ein geistliches Ereignis wie auch ein Forum des offenen und kultivierten Gesprächs werden.

 

Alois Glück (dpa)
Alois Glück / ( dpa )
Quelle:
KNA