Wie Religionen Hygienestandards setzten

Putzen um sich abzugrenzen

Religionen haben laut Historiker Roman Köster zur Verbreitung von Hygienestandards beigetragen. "Der Islam etwa hat, um sich vom Juden- und Christentum im Nahen Osten abzugrenzen, sehr ausgeprägte Hygienevorstellungen entwickelt."

Einst haben sich Muslime die Hände gewaschen, um sich von Juden und Christen abzugrenzen. / © avijit bouri (shutterstock)
Einst haben sich Muslime die Hände gewaschen, um sich von Juden und Christen abzugrenzen. / © avijit bouri ( shutterstock )

Das sagte Köster in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in München. Das wiederum fanden später Christen, die zum Beispiel Konstantinopel besuchten, total merkwürdig: "Warum waschen die sich so häufig, sind die verrückt?"

Verachtung für schmutzigere Katholiken

Einen "Hygienewettbewerb" gab es Köster zufolge auch zwischen Protestanten und Katholiken. "Dabei beschrieben sich die Protestanten als die saubereren Zeitgenossen." Der Forscher verwies in diesem Zusammenhang auf "calvinistische Vorzeigegesellschaften wie die Holländer, die immer ihre Häuser geschrubbt und ihre Straßen gefegt haben. Die schauten gern verächtlich herab auf die ihrer Meinung nach schmutzigeren Katholiken."

Köster, dessen Buch "Müll. Eine schmutzige Geschichte der Menschheit" am Mittwoch im Münchner C.H. Beck Verlag erscheint, gab zugleich zu bedenken: "Solche Formen von Eigenwahrnehmung mögen konfessionelle Identitäten gestärkt haben. Aber sie entsprachen sicher nicht immer der Realität."

Quelle:
KNA